Denkmaltopographie Teltow-Fläming, Bd. 17.1, 2000, S. 65 ff.

(gekürzt) Mächtige dreischiffige gotische Hallenkirche mit fünfjochigem
Langhaus und kurzem Umgangschor aus Feld- und Backstein; für
Architekturteile auch Sandstein verwendet. Der monumentale doppeltürmige
Westbau aus Feld- und Sandstein. Außen ehem. geschlämmt und wohl um
1488 gefasst. Baugeschichte. Der evtl. mit einer 1221 geweihten
Katharinenkirche identische Vorgängerbau aus Feldsteinquadern durch
Wiederverwendung des Steinmaterials und Übernahme einiger räumlicher
Zäsuren fortlebend. Ältester Teil des bestehenden Baus die vier östl. Joche
des Langhauses. Unsicher überlieferte Ablässe von 1300 und 1317 wohl auf
diesen Bauabschnitt zu beziehen; 1307 als Pfarrkirche erwähnt. Noch vor
1333 (d) um ein Joch nach Westen verlängert und von einheitlichem
Dachwerk überspannt. Gleichzeitig Errichtung des Westbaus; noch 1415–20
Aufnahme von Geldern für den Kirchenbau belegt. Der zweigeschossige
Südanbau 2. V. 15. Jh.; ein Altar im Erdgeschoss 1447 gestiftet. Der
Hallenumgangschor laut Inschrift über seiner südl. Pforte 1475 beg. Eine in
der Ratsloge auf der nördl. Langhausempore sichtbare, fragmentarische
Inschrift mit der Jahreszahl 1488 evtl. auf die Weihe des Chors zu beziehen,
ein der Inschrift eingefügtes Relief als Baumeisterbildnis gedeutet. Der
Anbau am nordöstl. Joch des Langhauses von A. Weske aus Brandenburg
wohl in den 1490er Jahren errichtet. Seit E. 15. Jh. erneute Bautätigkeit an
den Türmen: 1490–95 Anschaffung von Glocken; 1501 Nachricht über den
Innenausbau. Der urspr. Helm des Nordturms 1563 von Maurermeister
Jörge aus Mittenwalde durch einen Achteckaufsatz aus Steinen
abgebrochener mittelalterlicher Altäre ersetzt; die Haube 1617 durch
Zimmermeister Wendel aus Brandenburg erneuert. Renovierungen der
Kirche u. a. 1821–24, 1877. Die letzte Instandsetzung 1974 an Westbau und
Dach beg., das Innere 1986–94 rest.
Außenbau Der Kernbau durch schräggestellte Strebepfeiler an drei seiner
vier Ecken markiert, die Ansätze eines einschiffigen Chores sowie der urspr.
geraden Ostwände der Seitenschiffe im Dachraum erkennbar. Gliederung
durch Strebepfeiler und Gitterfries unter der Traufe. Das Maßwerk der hohen
Fenster z. T. erneuert. Im urspr. Westjoch beiderseits ein kräftig profiliertes
Portal. Die stattlichen Westtürme aus Feldstein mit je fünf Geschossen, das
oberste etwas höher, mit großen Maßwerkfenstern; Details aus Sandstein.
Die Plattformen durch eine Bogenbrücke verbunden. Auf dem südl. Turm
gotischer Spitzhelm aus Sandstein wohl von 1501, auf dem nördl.
zweigeschossiges Oktogon in schlichtesten Renaissanceformen mit Haube
und Laterne. Im geringfügig zurückspringenden Mittelteil zwischen den
Türmen das Hauptportal aus Sandstein, in sächsisch-parlerischer Tradition.
Flankierend übereckstehende Fialen; das Gewändeprofil mit kräftigen
Birnstäben und tiefen Kehlen; die äußere, mit Krabben besetzte Archivolte in
einer Kreuzblume endend; das Tympanon in Maßwerk aufgelöst. Am Mit-
telpfeiler fast lebensgroßes Standbild des hl. Nikolaus, 4. V. 14. Jh.; aus
dieser Zeit wohl auch das Rosenfenster mit Maßwerkschleier. Der schlichte
Umgangschor mit 7/12-Schluss märkisch beeinflusst. – Der Südanbau
zweigeschossig, mit Sandsteinverwendung an den Fenstern und für die
Abschlüsse der Strebepfeiler; das höhere Obergeschoss mit großen
Maßwerkfenstern. An der Südseite kleines bauzeitliches Relief der
Auferstehung Christi in giebelförmigem Rahmen mit Krabben, flankiert von
Fialen. Der verstümmelte Pfeilergiebel mit wimpergbekrönten Staffeln ein
später Nachfahre des Siechenhaus-Nordgiebels in vgl. Kloster Zinna. – Der
ebenfalls zweigeschossige Nordanbau eng verwandt mit dem 1493 zu dat.
Giebel der Gerichtslaube am vgl, Rathaus; abhängig von märkischen
Vorbildern. Gliederung durch Lisenen und verkröpften Putzfries. Der
Staffelgiebel etagenweise mit gekuppelten Blenden unter Spitzbögen
versehen; typisch die reiche Verwendung von Taustäben. Von weiteren
Anbauten des Langhauses nur noch Spuren erkennbar.
Innen Raumbestimmend der hochgotische Kernbau mit im Mittelschiff leicht
quer-, in den Seitenschiffen leicht längsoblongen Jochen und kräftigen
Achteckpfeilern, Scheid- und Gurtbögen. Das von Westen aus vierte und
fünfte Pfeilerpaar durch Rundstäbe an den Kanten betont, das fünfte an der
Grenze zum Chor im Kern romanisch, mit abgekragten Rechteckvorlagen für
den östl. Vierungsbogen des Vorgängers. Die Kämpfer der Langhauspfeiler
im Zuge der verzögert erfolgten Einwölbung höher gelegt. Überraschend
altertümlich die Rippenprofile: Wülste zu Seiten eines kantigen Stabs (vgl.
Kloster Zinna, vgl. Lehnin, vgl. Treuenbrietzen). Das Profil der Gurte
kleeblattförmig. Im Chor schlankere Achteckpfeiler. Die Kreuzgewölbe dort
stark gebust, mit zarten Birnstabrippen; über dem Hochaltar hängender
Schlussstein. Im Umgang vermitteln Dreistrahle zwischen sechsfach
gebrochener Umfassungsmauer und vierfach gebrochenem Pfeilerpolygon.
Die Rippen im östl. Teil des Umgangs wandseitig auf Konsolen mit
Wappenschilden. – Das Innere der Türme und des Mittelteils ehem.
untereinander und zum Langhaus in hohen Spitzbögen geöffnet. Die
Westvorhalle A. 16. Jh. kreuzrippen- und zellengewölbt. Rippenprofil und
Gewölbebemalung mit naturalistischen pflanzlichen Motiven (freigelegt 1986)
wie im Langhaus der vgl. Mönchenkirche. Die Steinreliefs eines
Kalvarienbergs ehem. außen an der Nordseite des Langhauses; derb und
stilistisch uneinheitlich, 2. H. 15. Jh. Raumfassung und Wandmalereien. Bei
der jüngsten Rest. im gesamten Kirchenraum mittelalterliche Fassungen
wiederhergestellt. In den drei Ostjochen Rippen und Gurte in wechselnder
Kombination dunkelrot, grau und beige gequadert; begleitet von einzelnen
Maßwerkrosetten. In den zwei Westjochen alle Bögen bunt gemustert und
mit Begleitornamenten versehen. An den Wänden dieser Joche zehn
überlebensgroße Gestalten, 1. H. 15. Jh., überwiegend Heilige, daneben
Kaiser Friedrich (Südwand); an der Nordwand außerdem große teppichartige
Felder, flankiert von Heiligen in kleinerem Format, u. a. Mauritius. Im Chor
die Bogenprofile und Rippen orange, rot bzw. schwarz gequadert; an den
Gewölbekappen sparsam gestreute vegetabile Motive. Anbauten. Der
Südanbau in beiden Geschossen zweijochig kreuzrippengewölbt. Im
Erdgeschoss über der Tür vorzügliche porträthafte Konsolbüste. Die
qualitätvolle, nie übertünchte Ausmalung wohl z. T. noch vor M. 15. Jh.;
1976–83 rest. In den Gewölben Prophetenbüsten und Medaillons mit den
Evangelistensymbolen in reichem Rankenwerk. An der Ostwand die Patrone
eines 1447 gestifteten Altars: Fabian, Sebastian, Antonius, Christophorus
und Valentin. An West-, Nord- und Ostwand stark farbiger Zyklus um 1470:
Grablegung und Himmelfahrt Mariä als große szenische Darstellungen vor
Landschaftshintergrund; Schutzmantelmaria. Im gleichen Stil die hl. Antonius
und Jakobus d. Ä. an der Südwand. Ferner Weihekreuze neben den
zahlreichen Mauernischen; diese ehem. wohl Sakristeischränke der
Nebenaltäre, z. T. noch mit Tür. – Das Erdgeschoss des Nordanbaus
zweijochig kreuzgewölbt; die Birnstabrippen auf derben Kopfkonsolen; die
nordöstl. als Bildnis des Baumeisters A. Weske (Andrewes wessche) bez.
An der Südseite zwei Wandschränke aus Sandstein, der eine überfangen
von krabbenbesetztem Kielbogen. Im ehem. zum Schiff geöffneten
Obergeschoss sechsteiliges Gewölbe, ebenfalls auf Kopfkonsolen, darunter
abgekragte Taustabdienste. Um den Schlussstein große gemalte Rosette.
Glasmalereien. Im Chorumgang im ersten nördl. Fenster lebensgroße
Strahlenkranzmadonna um 1490; im zweiten Fenster Fragmente zweier
Heiliger, u. a. Petrus (?); im ersten südl. Fenster segnender Christus, dat.
1911. – Im Erdgeschoss des Südanbaus Medaillons mit Köpfen der hll.
Quirin und Crispin M. 15. Jh.