Dehio Brandenburg, 2012, S. 515 ff.

Rathaus. Monumentaler, die Südseite des Markts beherrschender
Backsteinbau. Ein Kaufhaus bereits vor 1285 vorhanden. Der jetzige Bau
kurz vor 1499 beg.; Baumeister damals S. Nennenkynth. An älterer
Substanz mindestens ein Turmstumpf in der Südostecke sowie die
Gerichtslaube an der Nordseite einbezogen. Letztere 1493 (d) wohl durch
Maurer A. Weske und Zimmerer Merten errichtet, evtl. anstelle oder auf
Resten einer Vorgängerin von 1380. Dachhölzer des Hauptbaus von 1505
(d). Arbeiten im Inneren noch gegen 1525 bezeugt. Ort der Fürstentage
1604 und 1611. Der Dachreiter in der jetzigen Form von 1663.
Dachgeschossausbau 1936. Letzte Fassaden Rest. 1991–94. Innenumbau
und Öffnung der Laube 1999. Neben Frankfurt (Oder) und Brandenburg
(Havel) bedeutendster mittelalterlicher Rathausbau im Land Brandenburg.
Außenbau. An der nördl. Marktfassade die zweigeschossige, märkisch
beeinflusste Gerichtslaube wie ein Mittelrisalit vorspringend. Ihr über
achteckiger Mittelstütze kreuzrippengewölbtes Erdgeschoss nach drei Seiten
spitzbogig geöffnet. Am Obergeschoss flachbogige Fensternischen und
Kreisblenden. Der Stufengiebel mit Spitzbogenblenden zwischen Fialpfeilern
und Taustabdekor (St. Nikolai, Nordanbau) reich gegliedert. Der rechteckige
Hauptbau mit hohem Satteldach zwischen urspr. farbig gefassten
Ziergiebeln nun in sächsischen Formen unter Verwendung von Sandstein für
besondere Bauglieder. Im westl. Teil des Sockelgeschosses spitzbogige
Zugänge zu kleinen Verkaufsräumen, 1994 rest. Beide Hauptgeschosse mit
gekuppelten Vorhangbogenfenstern. An der Nordostecke Fenster mit
Sandsteinrahmungen von 1506 sowie eine wohl gleichzeitige Statue des hl.
Mauritius unter spätgotischem Baldachin (Kopie, Original im Museum). Auch
das Hauptportal ehem. am Ostende der Nordseite. Der jetzige Zugang durch
die Gerichtslaube 1849/50 geschaffen. Am Westgiebel vorhangbogige
Blenden, der östl. mit Dekor aus überkreuzten Kielbögen; die von Pfeilern
bekrönten Staffeln 1904/05 durch J. Kohte rekonstruiert. Rankenmalerei im
Gewölbe der Gerichtslaube 1928 und Sgraffitodekor der Giebel 1938 von R.
Sandfort.
Innen. Im Sockelgeschoss zwei tonnengewölbte Keller, evtl. noch vom
Vorgänger. In den beiden Hauptgeschossen ehem. große flachgedeckte
Kaufhallen mit mittlerer Stützenreihe; 1816/17 und 1849/50 in Büros und
Korridore aufgeteilt. Die Räumlichkeiten des Rats urspr. im einbezogenen
Turm und in der Nordostecke des Hauptbaus: Im zweiten Stock die sog.
Ratsstube (Bürgermeisterzimmer) mit Zellengewölbe über gedrehter
Mittelstütze aus Sandstein, ebenso die reichen Türgewände mit
überkreuzten Eckstäben und Vorhangbogen. Ein Wandgemälde 1992
freigelegt: typologische Gegenüberstellung von Eherner Schlange und
Kreuzigung Christi in freier Anlehnung an ev. Dogmenbilder L. Cranachs d.
Ä., um 1540. Türblatt 1506, mit Landsknecht in Kerbschnittechnik; die Tür
außen von gemalten Wächtern flankiert. Im Obergeschoss der Gerichtslaube
1936/37 Sitzungssaal eingerichtet, Balkendecke auf reich profiliertem
Unterzug.