Denkmaltopographie Uckermark, Bd. 18.1, 2016, S. 195 ff.

St. Nikolai. Die Dorfkirche steht zentral und leicht erhöht auf dem Anger. Der
Kirchhof wird von einer 1713 erbauten, 1850 grundlegend instand gesetzten
und durch Backsteinportale ergänzten Feldsteinmauer umschlossen. Im
Mittelalter gehörte die Briester Kirchengemeinde zum Bistum Cammin, die
Patronatsrechte lagen beim Gramzower Prämonstratenser-Stift. Nach der
Reformation ist Briest als Pfarrdorf mit den Tochterkirchen Fredersdorf und
Golm verzeichnet. Zur Briester Pfarre gehörten lediglich zwei Hufen Land.
1582 unterstand die Gemeinde der Inspektion Prenzlau, ab 1624 der
Inspektion Gramzow (später Superintendentur). Das Patronatsrecht wurde
vom Domänenamt Gramzow ausgeübt. Keine Belege gibt es dafür, dass das
wohl auf eine Quelle des frühen 18. Jh. zurück gehende Nikolai-Patrozinium
der Kirche mittelalterlichen Ursprungs ist. Ab Ende des 17. Jh. nutzte die
örtliche französisch-reformierte Tochtergemeinde den Kirchenbau mit. 1731
wurde das Vorwerk Wendemark eingekircht, später auch der Wohnplatz
Bahnhof Passow.

Baugeschichte
Die stattliche Feldsteinkirche entstand vermutlich kurz nach Mitte des 13.
Jh.; ein Eichenbalken aus dem Kirchturm wurde auf die Zeit um 1261 (+/-10)
datiert. Auf das Bauprojekt nahm wahrscheinlich das Prämonstratenser-Stift
im nahen Gramzow maßgeblichen Einfluss. Im späten 16./frühen 17. Jh.
erfolgten größere Reparaturen und Umbauten im Stil der Renaissance.
1613/14 wurden laut Rechnungsbuch der Kirchengemeinde Teildächer des
Turms neu gedeckt sowie »auch 10 Pfeiler oder Pfosten am oberen Turm
und vier auf beiden Oberseiten wieder gebessert und höher auf- und
ausgemauert, also daß darein Stangen gestochen und Knöpfe darauf
gesetzt worden – Fein aberappet und weiß gemacht« (vgl. Bartelt-Chronik,
S. 28); außerdem wurden Teile der Ausstattung ergänzt bzw. ersetzt. Für
1621/22 ist die Anschaffung einer neuen Glocke vermerkt. 1630 wurden die
Hauptgesimse an Schiff und Chor repariert und farbig verziert. Das
Kirchenschiff erhielt einen neuen Dachstuhl, danach wurden Schiff und Chor
neu gedeckt. 1679/80 mussten Risse im Mauerwerk beseitigt und 1699 der
Fußboden im Inneren ersetzt werden. 1712/13 kam es zu einer großen
»Kirchenausbesserung«, bei der man das Innere umfassend renovierte und
die als Turmbekrönung dienenden »Metallstangen mit irdenen Knöpfen« um
zwei Fahnen und zwei kupferne Turmknöpfe ergänzte (1818 waren alle
diese Zierelemente noch vorhanden, vgl. Bartelt-Chronik, S. 29). Auch der
Altar und die Kanzel wurden damals überarbeitet. In die nächsten
Jahrzehnte datiert die Anschaffung einiger neuer Ausstattungsstücke und
Abendmahlsgeräte. Für die Jahre 1774/75 sind größere Baumaßnahmen am
Turm angegeben, darunter die Errichtung eines Glockenstuhls;
möglicherweise war dafür zuvor die Kuppel im oberen Turmgeschoss
beseitigt worden. 1780/81 wurde das Pflaster im Kirchenraum aufgenommen
und neu verlegt, 1820/21 wurden Altar und Kanzel überarbeitet; im
Altarblock stieß man damals auf eine (leere) Reliquiennische und im Dach
auf eine umfangreiche Inschrift, deren Wortlaut allerdings nicht überliefert ist.
In das Jahr 1876 fallen die Anschaffung einer neuen Orgel nebst Prospekt
sowie Restaurierungsarbeiten an den Hauptstücken der Ausstattung. 1880
schlossen sich umfangreiche Sanierungsarbeiten sowie eine Neufassung
des Kirchenraums in neogotischen Formen an, vermutlich begleitet durch
den Provinzialkonservator Heinrich v. Dehn-Rotfelser. Im Erdgeschoss des
Turms wurde damals der Zugang zum Schiff geöffnet und durch Herstellung
eines Böhmischen Kappengewölbes eine repräsentative Eingangshalle
geschaffen. Das Kirchenschiff erhielt damals neue Bodenfliesen sowie ein
neogotisches Gestühl. Im östlichen Schiffsteil und im Chor wurden die
Fenster der Seitenwände nach unten vergrößert und mit teils farbiger
Bleiverglasung versehen. An der Südseite entstand anstelle des Fachwerk-
Vorgängers eine neue Vorhalle.
1931 begannen unter Leitung von Regierungsbaurat Johannes Rosenthal
Instandsetzungsarbeiten am Außenmauerwerk der Kirche, bei denen noch
partiell vorhandene Putzflächen beseitigt, die Öffnungen am Turm repariert
bzw. in historisierender Form wieder hergestellt wurden. 1934 folgten die
Kirchendächer und das östliche Glockentürmchen. Für 1939 sind
Restaurierungsmaßnahmen im Inneren vermerkt, u. a. die Ausführung der
Deckenmalereien in Schiff und Chor durch die Malereiwerkstatt Paul Thol
(Berlin-Steglitz). Kleinere Reparaturen gab es 1980-82.

Beschreibung
Auffallend stattliche frühgotische Saalkirche aus sorgfältig behauenen
Feldsteinquadern in überwiegend rötlichen Farbtönen. Das rund 39 m lange
und 12,5 m breite Bauwerk bestehend aus Schiff und eingezogenem
Rechteckchor, beide unter Satteldach, sowie querrechteckigem Westturm in
Schiffsbreite. Die Schiffswände gegliedert durch je drei schmale
Spitzbogenfenster, eingefasst von rundbogigen Putzrahmungen; die kleinen
flachbogigen Öffnungen axial darunter wohl beim Einbau der barocken
Emporen ergänzt. Das profilierte Traufgesims ebenfalls später erneuert.
Zwischen dem westlichen und dem mittleren Schiffsfenster zeichnet sich im
Mauerwerk beider Seiten ein Spitzbogenportal ab; das nördliche um 1630,
das südliche 1880 zugesetzt. Die Längsseiten des Chores mit je zwei
Fensteröffnungen versehen (das jeweils westliche 1880 vergrößert). Im
Süden unterhalb der Traufe noch Putzreste mit halbkreisförmigen
Putzritzungen und Rankenmalereien. An der Ostseite die leicht gestaffelte
Dreifenstergruppe des 13. Jh. erhalten. Der Giebel darüber glatt verputzt,
auf der Firstspitze ein Glockentürmchen (17. Jh., um 1935 fast gänzlich
erneuert). An der Chorsüdseite als massiver Putzbau unter Satteldach die
später angefügte Vorhalle; darin als Durchgang zur Kirche die ehemalige
Priesterpforte als einfach gestufte Spitzbogenöffnung.
Imposant der rund 27 m hohe Kirchturm. An seiner Westseite ein dreifach
gestuftes Spitzbogenportal mit Begleitbogen. Die zweiflügelige Eingangstür
sowie zwei flankierende Laternen aus Schmiedeeisen wohl aus den 1930er
Jahren. Über dem Portal großes bauzeitliches Rundfenster mit zweifach
gestuftem Gewände. Das heutige dritte Geschoss durch Schlitzfenster
belichtet. Darüber geht der rechteckige Grundriss des Turms in quadratische
Form über. Die hier endenden schmalen Turmseiten jeweils durch
Satteldach abgeschlossen. Die zugehörigen Giebel in rotem Backstein
ausgeführt und markant betont durch eine gestaffelte Drillingsöffnung, deren
Bögen auf schlanken Doppelsäulchen ruhen. Wohl erst im frühen 17. Jh.
kamen die Felderungen der Brüstungszone sowie die fialartigen Abschlüsse
der Eckaufsätze hinzu. In gleicher Höhe mittig an der Westseite eine
gestalterisch angeglichene doppelbogige Öffnung (1931 hergestellt, evtl.
nach älterem Befund). Der überhöhte mittlere Turmteil wohl 1712/13
nochmals um ein halbes Backsteingeschoss aufgestockt und ebenfalls von
Satteldach abgeschlossen. Seine steilen, durch Blendnischen und
Schallöffnungen gegliederten Backsteingiebel in Resten noch frühgotisch,
überwiegend aber in den 1930er Jahren etwas abweichend vom Vorzustand
erneuert.
Das Turminnere ehemals durch großen Spitzbogen zum Schiff geöffnet und
anfangs wohl in drei, heute in vier Geschosse untergliedert. Im Erdgeschoss
die 1880 erneuerte Eingangshalle, überfangen von einem Böhmischen
Kappengewölbe mit kreisrunder Öffnung im Scheitel (eingebrochen bei der
Glockenablieferung 1939). An der Nord- und Südseite im Tragebogen
jeweils tiefe Nischen zur Aufstellung von Gedenktafeln, an der Ostseite
segmentbogige Flügeltür zum Schiff. In der Nordwestecke mittelalterliche
Backsteintreppe zum nächsten Turmgeschoss. Dort in der Ostwand der
obere Teil des jetzt zugesetzten Spitzbogens zum Schiff; vermutlich diente
der Raum zwischenzeitlich als Empore. Im dritten Geschoss ein spitzbogiger
Zugang zum Dachboden des Schiffs. Für Dorfkirchen höchst bemerkenswert
der Raum im quadratisch eingezogenen vierten Turmgeschoss: hier sind
über einem ringförmigen, durch Spitz- und Rundbögen vierseitig geöffneten
Unterbau aus Backstein noch die Pendentife einer vormals ebenfalls in
Backstein ausgeführten Kuppel zu erkennen. Nördlich und südlich des
Unterbaus schließen sich die wie Loggien zu begehenden Dachräume der
Turmseiten mit den markanten Drillingsbögen an bzw. im Westen der
größere Zwillingsbogen. Klarheit besteht bislang weder bezüglich der
Datierung noch der Nutzung dieses ungewöhnlich aufwändig gestalteten
Turmraums. Im Dachgeschoss darüber der 1775 erneuerte Glockenstuhl.
Das Innere der Kirche ist, nach wohl langer Nutzung des südlichen
Schiffsportals als Haupteingang, seit 1880 über die Turmhalle zu erreichen.
Die heutige Raumfassung geprägt durch neogotische Umgestaltung 1874-
80. Aus dieser Phase stammen der mit Wabenfliesen belegte Fußboden,
das Gemeinde- und Chorgestühl sowie die U-förmige Empore an der
Westseite. Die Wände sind weiß getüncht; an einzelnen Stellen, v. a. im
Chor, farbige Weihekreuze (evtl. 1939 nach Befund erneuert). Zwischen
Schiff und Chor großer spitzbogiger Triumphbogen, an dessen nördlicher
Laibung die Renaissance-Kanzel. Der Altarbereich um drei Stufen erhöht, im
Zentrum bauzeitlicher Altarblock und jüngerer Altaraufsatz. Als
Raumabschluss in Schiff und Chor hölzerne Balkendecke, 1939 nach
Entwürfen des Berliner Malers und Restaurators Paul Thol farbig »in Art
ostfriesischer Bauernmalerei« (vgl. Kirchenchronik, S. 242) durch vegetabile
Motive, christliche Symbole und Bibelsprüche reich gestaltet.
Über dem Schiff das 1630 (a) erneuerte Dachwerk, ein für die Zeit
altertümlich wirkendes Kreuzstrebendach mit Kehl- und Hahnenbalken sowie
Spannriegeln in jedem zweiten Gebinde. Über dem Chor spätmittelalterliche
Konstruktion von 1465 (d) – ein steiles Sparrendach mit Kehl- und
Hahnenbalken, Sparrenstreben sowie mittlerem Längsverband aus
Firstsäulen, die durch Riegel und Diagonalstreben verbunden sind. Im Osten
des Chordachs der nach außen mit Backstein verblendete Feldsteingiebel
der Bauzeit erhalten.

Ausstattung
Altar. Der mittelalterliche Altarblock verputzt und mit Backsteinimitation
sowie umlaufendem Ornamentfries in spätromansichen Formen bemalt.
Darüber hölzerner, farbig gefasster Altaraufsatz aus zwei zu
unterschiedlichen Zeiten entstandenen Teilen. Unten ein qualitätvoller
Flügelalter, nach 1500. Als Schnitzfiguren im Mittelschrein mit namentlicher
Kennzeichnung im Nimbus: Maria als Madonna auf der Mondsichel, von
Engeln umgeben, links davon der Hl. Nikolaus, rechts Johannes der Täufer.
In den Flügeln vier Reliefdarstellungen (Verkündigung Mariae, Geburt Jesu,
Darstellung im Tempel, Anbetung der Heiligen Drei Könige), in der Predella
die Figuren der zwölf Apostel. Seitlich der Predella-Nische in Tempera
gemalt die Hll. Martin und Georg, rückseitig auf den Standflügeln außerdem
der Erzengel Michael als Seelenwäger und der Hl. Christophorus sowie auf
den Flügeln vier gemalte Szenen aus der Passion Christi. Über dem Retabel
ein 1600 (i) fertiggestellter zweigeschossiger Aufbau in reichen
Renaissanceformen. Im ersten Geschoss das Mittelfeld mit geschnitzter
Kreuzigungsgruppe (ehemals wohl den Flügelaltar bekrönend, der Kruzifixus
bereits um 1400 entstanden), seitlich davon in gemalten Feldern die
Evangelisten Markus und Matthäus. Im zweiten Geschoss als ebenfalls
übernommene ältere Schnitzfigur der Hl. Georg, seitlich die Evangelisten
Lukas und Johannes. Letzte Restaurierung des Retabels 1939 durch die
Werkstatt Paul Thol.
Kanzel. 1598 (i); 1705 erneuert. Holz, farbig gefasst. Schlanker vierseitiger
Fuß. Der polygonale Korb mit seitlich von kannelierten Pilastern begrenzten
Nischen, darin Reliefs der vier Evangelisten. Ein kleines Flachrelief aus
Pappmaché mit Kreuzigungsszene von der Kanzelrückwand im Pfarrhaus
aufbewahrt.
Taufständer. 1876 (i). Tonguss, weiß gefasst, in klassizistischen Formen,
dazu gehörende Taufschüssel mit Stiftungsinschrift.
Orgel. 1876 von Orgelbaumeister Remler aus Berlin. Gleichzeitig der
Orgelprospekt in neogotioschen Formen.
Leuchterkrone. 1697 (i). Messing, 16-armig mit Balusterschaft; als Aufsatz
ein Doppeladler.
Rest eines Epitaphs. Um 1600. Holz und Pappmaché, gefasst. Für eine
unbekannte Frau.
Zwei Glocken. 1929, gegossen in Apolda. Eisenhartguss.
Abendmahlsgeräte. Kelch. 1734. Silber, teilweise vergoldet. Gestufter und
gebuckelter Sechspass-Fuß, der Stiel mit Knauf in gedrückter Kugelform.
Patene. 1752. Silber, vergoldet. Auf dem Deckel die Stifterinitialen.

Bedeutung
Die weithin sichtbare Dorfkirche wurde bereits im Inventar der
Kunstdenkmäler von 1934 als »einer der stattlichsten Bauten der
Uckermark« gewürdigt (S. 289). Ortsbildprägend wirkt vor allem der Turm,
der in Größe und Gestalt fast an zeitgleich entstandene städtische Beispiele
heranreicht. Eine regionale Besonderheit stellt der Turmabschluss dar, der
sich durch schmückende Backsteinpartien auszeichnet. Stilistisch klingen
hier Vorbilder rheinischer Architektur der Spätromanik an, vermittelt
möglicherweise über das Prämonstratenser-Stift im nahen Gramzow.
Baugeschichtlich bisher nur unzureichend untersucht sind das Turminnere
und insbesondere die Entstehungszeit der nur in Resten erhaltenen
Pendentifkuppel. Sie könnte eine Zutat der Renaissancezeit sein. Aus dieser
Epoche stammt auch das ansprechende Retabel mit dem eingefügten
spätmittelalterlichen Flügelaltar. Letzterer gehört zu einer kleinen Gruppe
weiterer erhaltener Beispiele, die zwar vermutlich alle im eher näheren
Umland entstanden sind, stilistisch aber Bezüge und Einflüsse überregional
geschätzter Vorbilder erkennen lassen (vgl. dazu Knüvener 2013). Dass die
Briester Kirche im Verlauf ihrer Existenz oft besondere Wertschätzung
erfuhr, lässt sich auch am gestalterischen Anspruch der späteren Umbauten
sowie an der Beteiligung namhafterer Baumeister und Künstler ablesen.

Quellen: BLDAM, Akten Provinzialverband Brandenburg, Ldkr. Angermünde,
Nr. 2; Handschriftliche Chronik des Pfarrers Wilhelm Bartelt von 1930 mit
späteren Ergänzungen (im Pfarrhaus); Denkmalkartei IfD, Erfassung Eichler
1966 und 1977.
Literatur: KDM 1934, S. 288-92; Heubner 2000, S. 26/27;
Janowski/Schuhmann 2004, S. 105-10; Orgelhandbuch, S. 66f.; Dehio 2012,
S. 163f.; Knüvener 2013, S. 277-79; Traditionsverein Wendemark (Hg.),
Chronik der Kirchengemeinde zu Briest (enthält Abschrift der
handschriftlichen Originalchronik des Pfarrsprengels von Wilhelm Bartelt,
1930); Friske 2014, S. 70-73.