Denkmaltopographie Uckermark, Bd. 18.1, 2016, S. 378 ff.

Der Feldsteinbau befindet sich im Zentrum des Ortes, auf erhöhtem Standort
inmitten des Kirchhofs, der durch eine Feldsteinmauer begrenzt wird.
Pinnow war über Jahrhunderte Mutterkirche. Als Tochterkirchen waren
Felchow und seit 1812 Mürow unterstellt. 1459 gehörte das Kirchdorf zur
Sedes Angermünde des Bistums Brandenburg, später zur Inspektion bzw.
Superintendentur Angermünde. 1527 hatte Pinnow eine Ausstattung von
zwei Kirchen- und vier Pfarrhufen. Der Pfarrhof lag 1543 und auch noch
1572 wüst; 1589 war er wieder besetzt. Das Patronatsrecht wurde anteilig
von den vier Rittersitze wahrgenommen: Die Hälfte hatte vor 1482 bis 1637
Familie v. Behren, je ein Viertel einerseits Wagenschütz und ab 1595 v.
Arnim, andererseits v. Pfuhl, ab 1513 v. Arnim, ab 1619 v. Sydow und ab
1652 v. Diringshofen; diese Familie vereinigte 1703 das gesamte Patronat.
Es folgten 1836 die Berliner Unternehmerfamilie Hertz, 1869 Familie Simon
und 1890-1946 die Klosterkammer Hannover.

Baugeschichte
Als Entstehungszeit ist das späte 13. oder beginnende 14. Jh. anzunehmen.
Trotz einiger romanischer Elemente überwiegen gotische Stilmerkmale.
Schiff und Turmunterbau wurden einheitlich mit durchgehenden
Steinschichten aufgeführt. Für besondere Gliederungselemente
(Begleitschichten der Portale, Blenden der Südseite, Blendrose im
Ostgiebel) wurde Backstein verwendet – damals selten im Dorfkirchenbau
der Region. Ein Indiz dafür, dass diese Elemente zum ursprünglichen
Baubestand gehören, liefert u. a. das für die Zeit um 1300 charakteristische,
sehr dicke Ziegelformat. Auch die aus Terrakottastücken gefertigte
Blendrose findet sich ähnlich schon an Bauten jener Zeit (bisher wurde sie
mitunter erst als spätmittelalterliche Ergänzung angesehen). Etwas später
als der Kernbau entstand wahrscheinlich die Sakristei im Nordosten, denn
sie verdeckt das östliche Schiffsfenster.
Eine Hängesäule des Dachwerks über dem Schiff wurde ins Jahr 1477 (d)
datiert. Ebenfalls ins Spätmittelalter gehört der Südanbau. Er könnte als
besondere Vorhalle, Kapelle, Aufbahrungsraum oder Loge gedient haben
und im Auftrag der damaligen Gutsherrschaft (v. Behren?) errichtet worden
sein.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Kirche ausgeraubt. Für die Zeit danach
sind Wiederherstellungsarbeiten anzunehmen. Ein Deckenbalken von 1663
(d) belegt Erneuerungsarbeiten am Südanbau. Zu einer größeren
Kirchenreparatur kam es ab 1712, verbunden mit der Aufstellung des
ungewöhnlichen Orgel-Altars. 1715 heißt es in Pfarrakten, die Kirche habe
»bishero in großem Bau gestanden«. Für den einstigen, dreifach gestuften
Turmaufbau ist 1736 als Entstehungsjahr überliefert, dagegen trug die
Wetterfahne die Jahreszahl 1706. Hölzer des Glockenstuhls konnten in die
Zeit 1711 +/- 10 (d) datiert werden. Der barocke Turm zeigte eine markante
Gestalt: Über dem quadratischen Turmschaft aus Fachwerk erhoben sich
zwei oktogonale, ursprünglich verschindelte laternenartige Aufsätze mit
Schweifhauben. Die Turmhöhe betrug 37,5 m, damit war die Pinnower
Kirche seinerzeit das höchste Bauwerk der Gegend. 1740 wird berichtet, sie
sei innen und außen repariert und die Kirchhofsmauer in guten Stand
gesetzt. Aus dieser Zeit stammt wohl auch das Fenster über dem Südportal.
Außerdem scheint die Kirche verputzt worden zu sein; die Gebäudeecken
hatte man durch Putzquaderung hervorgehoben.
Eine seit 1901 von staatlicher Seite geplante umfassende
Kirchenrenovierung scheiterte an den von der Gemeinde als zu hoch
eingeschätzten Kosten. Zur Ausführung kam 1908 lediglich die
Neuausmalung des Inneren. Für 1926 sind die Reparatur des
Turmaufsatzes und die Umdeckung des Kirchendachs vermerkt. Den
Zweiten Weltkrieg überstand die Kirche ohne größere Schäden. Eine
Neuverglasung der Fenster erfolgte im Zuge der Renovierung des
Kircheninneren 1953-54. Zu den damaligen Maßnahmen gehörten auch die
Entfernung von Patronatsloge und Ofen, die Bemalung der
Ausstattungsstücke, der Neuanstrich des Inneren, die Erneuerung der
Turmtreppe sowie die Aufstellung eines neuen Gestühls. »So ist aus der
düsteren, 700 Jahre alten Pinnower Kirche ein helles, schönes Gotteshaus
geworden«, heißt es dem Geist der Zeit entsprechend im Bericht des
Pfarrers Wilhelm Krüger von 1954. Das durch einen Blitzeinschlag im Turm
am 27. 3. 1955 verursachte Feuer konnte rasch gelöscht werden. Mit der
Abtragung des nur leicht beschädigten und noch standfesten barocken
Turmaufbaus im Jahr 1969 verlor die Kirche nicht nur einen
bemerkenswerten Bauteil, sondern Pinnow auch sein Wahrzeichen. Der
schlichte neue Turmaufbau aus Ziegelmauerwerk war am 10. 11. 1970
vollendet. 1979 erhielt das Dach eine neue Eindeckung, 1980 schloss sich
eine Innenrenovierung an; dabei wurden die Wände weiß gekalkt, Empore,
Decke und Bänke mit Ölfarbe gestrichen und auch der Altar teilweise neu
gefasst.

Beschreibung
Die ca. 19 x 9,5 m große Feldstein-Saalkirche setzt sich zusammen aus dem
Schiff mit gerader Ostwand und steilem Satteldach, dem schiffsbreiten und
6,8 m langen Westturm, der Sakristei im Nordosten und dem im
Spätmittelalter entstandenen Anbau auf der Südseite. Das sockellose
Mauerwerk der Schiffs- und Turmwände besteht aus quaderartigen
Feldsteinen mit bis in die Gebäudeecken durchgehenden Schichten.
Besonders sorgfältig gestaltet die Laibungen der Portale und die Ecken. Der
Mauerstreifen unter der Traufe aus unregelmäßigem Feldsteinmaterial
ursprünglich wohl durch Putzfries überdeckt. An der Kirche, v. a. auf der
Ostseite, noch Putzreste mit erhabenem hellen Fugennetz. Als
Auszeichnung an verschiedenen Stellen kontrastierend rote Backsteine
eingesetzt, so bei der äußeren Begleitschicht der Spitzbogenportale (vgl.
Neukünkendorf) auf der Nord- und Südseite (Ziegeldicke ca. 10 cm); das
Nordportal zugesetzt. Die einfache spitzbogige Priesterpforte bewahrt, aber
durch den später vorgesetzten Südanbau von außen nicht sichtbar.
Weitgehend erhalten die lanzettförmigen, relativ großen Fenster mit
Feldsteingewänden, drei auf der Nordseite (östliches durch Sakristei
verdeckt, innen als Blende überkommen) und vier auf der Südseite (das
westliche jünger). Im Osten eine leicht gestaffelte Dreifenstergruppe.
Darüber ungewöhnlich reich gestalteter Giebel. In der Giebelmitte eine
Blendrose mit Terrakottamaßwerk (von zehn Kreisen umgebener größerer
Kreis), flankiert jeweils von großer Rundbogenblende (Laibung auf der
Innenseite teilweise aus Backstein). Über der Rose eine dreiteilige
rundbogige Blendarkade aus Backstein, überfangen von einer breiten
Blende mit abgeflachtem Bogen. In der Giebelspitze kleines Rundfenster
(Gewände teils aus Feld-, teils aus Backstein). Das kleinteilige
unregelmäßige Feldsteinmauerwerk des Giebels ursprünglich wohl
geschlämmt.
Weitgehend geschlossen zeigt sich der Turmbereich; ein Westportal ist nicht
vorhanden. Umso auffallender die große, zweifach gestufte Rundblende auf
der Westseite. Darin kleines Rundfenster (die ursprüngliche Fensterform
durch modernen Putz nicht mehr nachvollziehbar). Ein weiteres Rundfenster
(oder Blende?) auf der Südseite des Turms, innerhalb einer ungewöhnlich
großen Rundbogenblende. Darüber ehem. Schlitzfenster; darunter jüngere
Rechtecköffnung. Der an die Rundbogenblende östlich angrenzende Bereich
durch ein breites, vom Turm auf den Westteil des Schiffs übergreifendes
Blendfeld ausgezeichnet; dieses abgeschlossen durch eine Folge kleiner
Spitzbogenblenden aus Backstein auf Konsolen. Die ehemals zwölf Bögen
jetzt unterbrochen durch jüngeres Rundbogenfenster mit barocker
Ziegellaibung; dadurch die Wirkung der markanten, sich axial auf das
Südportal der Kirche beziehenden Blendgliederung verunklärt.
Auf der Nordseite des Turms nur Schlitzöffnung. Der moderne Turmaufbau
aus nachlässigem Ziegel- bzw. Kalksandsteinmauerwerk mit
Spitzbogenöffnungen. Turmabschluss durch steiles Satteldach quer zum
First des Schiffs, mit Pfetten-Zangen-Dachkonstruktion. Im neuen
Turmobergeschoss der alte Glockenstuhl wieder eingebaut. Die Wetterfahne
versehen mit den Jahreszahlen 1706 und 1970.
Das Kircheninnere ein hell getünchter Raum mit Holzbalkendecke, zum
Turmbereich noch in ursprünglicher Weise durch großen, romanisch
anmutenden Rundbogen geöffnet. Eine Seltenheit die Betonung der
Kämpferzone durch vorstehende Steine. Die sehr dicken Turmmauern (bis
zu 2,15 m) ohne äußeren Zugang. Im Schiff an Nord- und Südwand
insgesamt vier Weihekreuze (nachgemalt). Fußboden vollkommen in Beton
erneuert. Das in zwei Blöcken angeordnete Gemeindegestühl 1954
geschaffen. Hinter dem Südportal ein hölzerner Windfang des frühen 20. Jh.
Die Ostempore bindet den Orgel-Altar ein. Die im Kern aus dem 17. Jh.
stammende Westempore im Turmunterbau gestützt durch mittlere Säule und
Knaggen; dabei wohl ältere Teile wiederverbaut (reich profilierte Balken mit
Schiffskehlen vielleicht 16. Jh.) bzw. die Empore später nach Osten
vergrößert. Brüstung mit brettartigen Balustern, darüber vermutlich älteres
Taustabprofil. Treppenaufgang im Turm mit neogotischem Holzgeländer.
Bewahrt das spätmittelalterliche Dachwerk des Kirchenschiffs aus
Kiefernholz mit Schwalbenschwanzblattungen, eine Sparrenkonstruktion mit
Hahnen- und tief sitzenden Kehlbalken, diese gekreuzt von langen vertikalen
Sparrenstreben, die als Hängesäulen wirken. Auffallend lang
herausstehende Holznägel bei den Balkenverbindungen; an den Balken
außerdem sog. Tabaknägel.
Die nördliche Sakristei besitzt ein vom Schiff abgeschlepptes Pultdach. Ihre
Ostmauer fluchtet annähernd mit der des Schiffs, verspringt jedoch etwas.
Das Innere mit Tonnenwölbung aus Feldstein später als Erbbegräbnis der
Familie v. Diringshofen genutzt und 1912 zur Leichenhalle umgewandelt.
Der mit einem Satteldach quer zum First des Schiffs abgeschlossene
Südanbau besteht aus Backsteinmauerwerk auf Feldsteinsockel, der
südliche Giebel v. a. aus kleinteiligem Findlingsmauerwerk. Putzreste an
verschiedenen Stellen. Ein ehemals darunter verlaufender Fries
abgearbeitet. Die durchschnittlich 8,5-9,5 cm dicken Ziegel im Läufer-Läufer-
Binder-Verband (nicht ganz regelmäßig) versetzt und deutlich heller als die
tiefroten Ziegel am Schiff. Einlass gewährt ein Spitzbogenportal auf der
Südseite mit profilierter Laibung (außen Fase, innen Kehle) und
aufgedoppeltem barocken Türblatt mit Rautenmuster. Links daneben
Mauernische mit spitzgiebeligem Abschluss. Einen solchen haben auch die
je zwei schmalen Fenster der Längsseiten. Südseitig im Giebelfeld ein
Rundbogenfenster mit Backsteinlaibung, flankiert von Spitzbogenblenden; in
der Spitze ein vermauertes Schlitzfenster. Im Inneren des Anbaus sind
diverse ältere Bauteile abgestellt (u. a. Fenster, Turmknopf, Petrusfigur aus
Zinkguss). Eine gewendelte Treppe führt zum Dachboden. Die
Dachkonstruktion von 1664 altertümlich mit auf Gehrung versetzten Sparren,
angeblatteten Kehlbalken und Märkischem Längsverband (auf die östlichen
Sparren aufgekämmte Riegel und Streben). Vom Dachboden ehemals
Durchgang zum Kirchenraum, wo sich über der Priesterpforte bis 1954 die
Patronatsloge befand.

Ausstattung
Ölgemälde (Christus mit dem Schweißtuch der Veronika). Nach Caravaggio
von Wilhelm Kühling aus Berlin, gestiftet 1868 von Therese Hertz (Mutter
des Gutsbesitzers).
Gedenktafel für Gefallene der Kriege 1864, 1866 und 1870/71. Nordwand.
Vom Kriegerverein Pinnow 1911 gesetzte schlichte Holztafel.
Bronzeglocken. Die große von 90 cm Durchmesser mit der Inschrift »orex
glorie xpe veni cum pace« in gotischen Minuskeln und der Jahreszahl 1481.
Kleinere Glocke von 62 cm Durchmesser 1522 datiert (i); Medaillon mit
Relief der Hl. Drei Könige; 1942 abgeliefert, aber 1949 zurückgekehrt. Im
neuen Turmaufbau der alte Glockenstuhl mit angeblatteten
Andreaskreuzstreben und Joch der dritten Glocke (1745 gegossen von
Christian Daniel Heintze aus Berlin, Durchmesser 105 cm), die 1917 für
Rüstungszwecke abgeliefert wurde.

Bedeutung
Mit ihrer reichen und ungewöhnlichen Blendengliederung sowie ihren
zahlreichen mittelalterlichen Baudetails gehört die Pinnower Kirche zu den
bemerkenswertesten Dorfkirchen der Uckermark. Wie sonst nur bei wenigen
ländlichen Kirchen der Region fand zur Auszeichnung des Baus auch
Backstein Verwendung. Hervorzuheben ist die mit Maßwerk verzierte
Blendrosette des Ostgiebels, angeregt vermutlich durch die
Backsteinarchitektur der im Gebiet einflussreichen Klosteranlage Chorin.
Das schmückende Blendfeld oberhalb des Südportals bindet die in einem
Guss aufgeführten Bauteile Schiff und Turm auch optisch wirkungsvoll
zusammen. Ähnliche Blenden finden sich in der Region selten, dafür aber
bei verschiedenen Dorfkirchen in Mecklenburg-Vorpommern. Bewahrt haben
sich in Pinnow Reste des mittelalterlichen Fugennetzes sowie über dem
Schiff die eindrucksvolle Dachkonstruktion des 15. Jh., eines der ältesten
Zeugnisse regionaler Zimmermannskunst. Der im Spätmittelalter ergänzte
Südvorbau lässt sich wohl mit Repräsentationsabsichten der Gutsherrschaft
in Verbindung bringen. Auch andernorts entstanden seit der Zeit um 1500
solche speziellen Anbauten. Unter den Ausstattungsstücken der jüngeren
Epochen ragt die eigenwillige Kombination des barocken Altaraufsatzes mit
der Orgel hervor. Darin sind die ältesten, 1712 hergestellten Orgelteile der
Uckermark enthalten. Früher beherrschte das Pinnower Gotteshaus mit
seinem hohen barocken Turmaufsatz die ganze Gegend. Auch nach Verlust
dieses beeindruckenden Bauteils prägt die erhöht stehende Kirche bis heute
das Erscheinungsbild des Ortskerns wahrzeichenhaft.

Quellen: BLHA, Pr. Br. Rep. 6 B (Kirchen- und Pfarrbauten zu Pinnow 1824-
1912), Nr. 19; HM Ang, Ortsakte Pinnow; BLDAM, Denkmalkartei, Erfassung
Eichler 1965 und 1977.
Literatur: Ohle 1915, S. 208, Abb. 23 und 27, KDM 1934, S. 409-12; BKD
1980, S. 44f.; Die Kirchenchronik des Dorfes Pinnow im Kreis Angermünde
(Auszüge). Zusammengestellt von Pfarrer Herbert Lüpnitz, Criewen 1984;
Enders, HOL 1986, S. 756; Schmidt, Peter, Außen und innen auffallend
schön. Das Pinnower Gotteshaus in der Uckermark – 1980 war
Wiedereinweihung, in: Neue Zeit vom 8. 8. 1987; Heubner 2000, S. 6f.;
Orgelhandbuch 2008, S. 222; Dehio 2012, S. 809; Friske 2014, S. 158-60.