Denkmaltopographie Elbe-Elster, Bd. 7.1, 1998, S. 235 f.

Die Pfarrkirche steht leicht erhöht am Westrand des ursprünglichen Dorfs
und nimmt durch ihre Lage in gleichem Maße auf das Dorf wie auf das große
Schloß und dessen weiträumige Gutsanlage Bezug. Die heutige Kirche
besaß einen mittelalterlichen Vorgänger, der zugunsten des Neubaus
abgebrochen wurde. Die ältere Ausstattung gelangte nach Körba und
Arnsnesta. Ein gußeisernes Kreuz östlich der Kirche sowie ein zweites
südlich des Turms erinnern daran, daß die Kirche von einem Friedhof
umgeben war.
Bauherr der 1725-27 errichteten Kirche war Moritz Friedrich v. Milckau,
sächsischer General der Kavallerie, seit 1704 Erbherr auf Lebusa und
Kriebstein, der 1723 nach langjährigen Verhandlungen mit der Universität
von Wittenberg das Patronatsrecht für die Lebusaer Kirche erhalten hatte.
Der Entwurf des Kirchenneubaus wird dem führenden Dresdener Architekten
Matthäus Daniel Pöppelmann zugeschrieben, nicht zuletzt wegen der
Herkunft des Bauherrn und der ausgewogenen Komposition und der
schlichten, wirkungsvollen Details, die um 1727/29 erbaute Orgel dem
Freiberger Orgelbaumeister Silbermann, da v. Milckau, einer der führenden
Generäle Augusts des Starken, in Freiberg stationiert gewesen war und
1714 Geld zum Bau der dortigen Silbermannorgel gespendet hatte.
Verputzte einschiffige Saalkirche mit einem aus Sandsteinquadern gefügten
Sockel und dreiseitigem Ostschluß. Im Norden und Süden Patronatslogen
mit Walmdächern. Im Westen ein schlanker Turm mit achtseitigem
Obergeschoß und verschieferter Schweifhaube, Laterne und hoher Spitze.
Übereinanderstehende, sandsteingerahmte Fenster belichten das Innere:
Über einem kleinen quadratischen steht ein hohes Fenster mit flachem
Segmentbogenabschluß und Schlussstein sowie deutlich auskragender
Verdachung. Den Turm gliedern ebensolche Fenster, über denen sich ein
weiteres quadratisches befindet. In den Fenstern bleigefaßte Rundscheiben.
Die Eingänge an den Längsseiten sind einfache Rechtecköffnungen mit
geradem Sturz, das im Westen liegende Hauptportal dagegen mit
profiliertem Gewände und Widmungsinschrift im Dreiecksgiebel. Innenraum
mit flacher Putzdecke, Ziegelfußboden, bauzeitlichem Kastengestühl und
Hufeisenempore mit darunterstehenden, verglasten Patronatslogen.
Kanzelaltar. 1726. Sandstein, stark nachgedunkelt. Kanzelkorb und
Schalldeckel aus Holz. Ungewöhnlich der klar gegliederte und strenge,
monumentale Doppelpilasteraufbau mit gesprengtem Volutengiebel aus
marmorimitierend gefaßtem Sandstein, der alle Konzentration auf die Kanzel
lenkt. Geschwungener Kanzelkorb mit reichem Schnitzwerk mit
Engelsköpfchen, Schalldeckel durch geschnitzte Lambrequins eingefaßt und
mit Volutenspangen sowie einem Wappenschild und abschließender
Flammenvase bekrönt. An der Kanzel eine vierteilige Sanduhr.
Zwei Ständer zur Anzeige von Gesangbuchnummern. 18. Jh. Holz.
Taufstein. Um 1725/27. Sandstein. Vasenförmige, von Engeln gehaltene
achtseitige Kuppa. Holzdeckel mit lesepulthaltendem Engelskopf.
Orgel. Um 1727/29 von Gottfried Silbermann, dreitürmiger Prospekt mit
geschnitzten Akanthusranken.
Ausstattung
Totenschild. 1740. Holz. An der Nordempore, für den Bauherren M. F. v.
Milckau mit kriegerischen Emblemen, Totenkopf und Krone.
Zwei Kachelöfen. 1727. Glasierte Fayence aus Meißen. In jeder
Patronatsloge ein prächtiger Ofen. Auf einen gußeisernen Korpus
aufsetzende, weiß und blaugrün marmorierte Keramikaufsätze mit Reliefs,
Chinoiserien und eine bekrönende Buddafigur sowie Opferung Isaaks, Kain
und Abel, das Opfer Noahs und eine bekrönende Vase.
Neun Grabsteine. Von 1536 bis 1605. Sandstein. In die Wände des Chors
vermauert das beeindruckendes Ensemble ganzfiguriger Reliefs, die
zwischen 1536 und 1605 verstorbene Mitglieder der Familie v. Löser,
Gutsherren auf Lebusa, zeigen und aus dem Vorgängerbau übernommen
wurden.
Epitaph. 1915. Für Hans Julius Freiherr v. Bodenhausen, Herr auf Lebusa
und Strehla, 1840-1915.
Drei Bronzeglocken. 1921 und 1927 von Schilling, Apolda.
Die Lebusaer Dorfkirche ist der einzige barocke Kirchenneubau der Region,
der - abweichend von den lokalen Gepflogenheiten - nicht in Fachwerk,
sondern als massiver Putzbau errichtet wurde. In der Formenwahl, den
ausgewogenen Proportionen und der zurückhaltenden Eleganz ist diese
Kirche ganz der sächsischen Hofbaukunst verpflichtet. Dies und die Person
des Bauherren, der den Bau mit einer wertvollen, Silbermann
zugeschriebenen Orgel ausstatten ließ, machen eine Zuschreibung der
Kirche an den Dresdener Architekten Matthäus Daniel Pöppelmann
plausibel. Die in ihrer Geschlossenheit und Qualität beeindruckende
bauzeitliche Ausstattung, die nicht zuletzt auf den hohen politischen Rang
des Bauherrn verweist, wird durch einige ältere Stücke, die nicht in die
Kirche nach Körba gekommen sind, ergänzt.
Literatur: Inv. Schweinitz 1891, S. 48f; Helmut Schmidt, Die Silbermannorgel
in der Kirche zu Lebusa, in: Heimatkalender Herzberg, 1957, S. 51-54;
Hans-Dieter Lehmann, Bilder aus dem Schliebener Amtsbereich: Lebusa, in:
Schliebener Amtsnachrichten, 1994, Nr. 13, S. 1-3; Hans-Dieter Lehmann,
Die Silbermannorgel in Lebusa, in: Heimatkalender Herzberg, 1998, S. 40f.