Denkmaltopographie Elbe-Elster, Bd. 7.1, 1998, S. 249

Die Pfarrkirche steht zurückgesetzt östlich der Dorfstraße, am Südende des
Dorfs, inmitten des Friedhofs. Auf der Südseite befindet sich ein großes
gußeisernes Kreuz für den Malitschkendorfer Pfarrer Bauer, zweite Hälfte
des 19. Jh., vor der Kirche eine etwa 250jährige Linde.
Aus regelmäßig behauenen Feldstein- und einigen Raseneisensteinquadern
aufgemauerter Bau der zweiten Hälfte des 13. Jh. Im Osten ein langer,
gerade abschließender Rechteckchor angefügt. Bauzeitlich sind das
spitzbogige Chornordportal und das mittlere, vermauerte Fenster der
östlichen Dreifenstergruppe. An der Südseite sind die hochsitzenden,
ursprünglichen Lanzettfenster noch zu erkennen. Bemerkenswert das
Fugennetz mit doppelter Ritzung im großflächig erhaltenen mittelalterlichen
Putz. Neben der Chorpforte auf der Nordseite dekorative Flächenritzung:
Kreise und ein Schachbrettmuster mit roten Feldern. Im Westen hat sich der
bauzeitliche Unterbau eines Querturms erhalten, im 18. Jh. durch einen
quadratischen, verbretterten Fachwerkdachturm mit achteckigem
Glockengeschoß, Schweifhaube und Laterne aufgestockt. Damals auch die
Fensteröffnungen korbbogig vergrößert. Das den Querturmstumpf, das
Kirchenschiff und den Chor übergreifende Satteldach mit
Fledermausgauben, um 1880. Der Chor dadurch erhöht, der Triumphbogen
beseitigt. 1972 Umbau im Inneren: Abbruch des Kanzelalters (wenige Teile
auf dem Dachboden), der beiden Pfarrerstühle und des gefaßten, barocken
Kastengestühls. Die im Westen konkav einschwingende Hufeisenempore
erhalten. Bemalung der Empore laut Inschrift 1776 von J. C. Wunderlich,
Windmüller aus Malitschkendorf. Neben dem Eingang auf der Südseite der
große, mit Pedalen versehene Blasebalg der Orgel.
Ausstattung
Mittelschrein eines Altarretabels. Um 1420/30. An der Chorsüdwand Schrein
mit fünf böhmisch beeinflußten Holzskulpturen: in der Mitte eine Maria mit
Kind, zu beiden Seiten in zwei Registern übereinander die Hl. Ursula, die Hl.
Katharina, die Hl. Barbara undMaria Magdalena.
Taufstein. Um 1300. Sandstein. An der achtseitigen Kuppa ein Fries aus
Dreipaßblenden, wie auch am Taufstein in Rehfeld.
Kruzifixus. Zweite Hälfte 15. Jh. Holz. Lebensgroß und raumbestimmend. Er
stammt aus der Kolochauer Kirche.
Orgel. 18. Jh. 1838 durch Johann Christian Schröder aus Sonnewalde
umgebaut.
Drei Bronzeglocken. Um 1350, um 1380/1400 und 1492 von Peter Zendeler.
Die Kirche ist ein wichtiges Zeugnis mittelalterlichen Kirchenbaus aus der
Zeit der Konsolidierung der Grundherrschaften in der Region und zeigt mit
Querturm und großem Choranbau das Engagement, mit dem der
hochmittelalterliche Landesausbau vorangetrieben wurde. Zudem zeichnet
sie sich durch den in seltener Großflächigkeit erhaltenen mittelalterlichen
Putz mit stellenweise ungewöhnlich gut überlieferter Farbfassung aus. Unter
den Dorfkirchen des Kreises besitzt Malitschkendorf das älteste Geläut.
Quellen: Evangelisches Konsistorium der Kirchenprovinz Sachsen,
Magdeburg: Bauarchiv. Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Geheimes
Staatsarchiv, Berlin: 1. Hauptabteilung, Rep. 76 (Kultusministerium) IX Sekt.
12, Nr. 1, Bd. V, Bl. 213.
Literatur: Inv. Schweinitz 1891, S. 52; Dehio 1987, S. 265.