Denkmaltopographie Elbe-Elster, Bd. 7.1, 1998, S. 295 ff.

Der stattliche Bau, eine Filialkirche von Altbelgern, wird bereits 1251
urkundlich erwähnt. Er steht leicht erhöht in zentraler Lage auf der Westseite
der Hauptstraße. An der südlichen Außenwand befinden sich vier barocke
Grabsteine. Ein 1750 datierter Grabstein zeigt zwei Engelsköpfe, der von
1751 ein Landschaftsmedaillon, der 1768 datierte eine Krone, der 1788
geschaffene die Allegorien von Glaube und Hoffnung. Auch sind zwei
gußeiserne Grabkreuze der Jahre 1840 und 1847 erhalten.
Der mehrfach veränderte Raseneisensteinbau mit dreiseitigem Ostschluß
und Westturm entstand im Kern wohl im 14. Jh. und hatte einen
Vorgängerbau unbekannten Aussehens. Das Mauerwerk ist sehr
unregelmäßig und weist viele Störungen und Baunähte auf. Dreiseitiger
Ostschluß später zugefügt, da er ein hochliegendes, zugesetztes Fenster
der Südostseite überschneidet. Hier auch Bruchziegel und Feldsteine
verbaut. Auf der Südseite ein spitzbogiges Portal. Ein zweites, mittiges mit
darüberliegendem, aufgeputztem Weihekreuz ist zugesetzt. Belegt ist eine
Baukampagne der Jahre 1617/18, aus der vielleicht die Vergrößerung der
Fenster stammt. Nach 1672 Wiederaufbau der im Dreißigjährigen Krieg
beschädigten Kirche, wobei der im unteren Teil aus regelmäßigen
Sandsteinquadern gemauerte Turmstumpf entstand. Der Stützpfeiler an der
Nordwestecke der Kirche, neben dem Turm, trägt auf einem Ziegel die
Jahreszahl 1703. Den Turmoberbau bildet eine 1767 hinzugefügte, verputzte
Fachwerkkonstruktion mit schiefergedeckter Schweifhaube und Laterne.
Westempore im Inneren aus dem Ende des 17. Jh., älter ist die Brüstung der
Patronatsloge an der Südwand, deren geschwungener Aufgang um 1900
zugefügt wurde. Nordempore und wohl auch die flache Bretterdecke mit
quadratischer Kassettierung aus dem 18. Jh. Der Restaurierung von 1897
entstammen die Innenraumfassung mit Schablonenmalerei und drei
Chorfenster mit farbigen, bemalten Randbordüren.
Ausstattung
Kanzelaltar. 1897. Holz. Mit Pilastern und abschließendem Gebälk.
Pfarrerstuhl. 1657. Umgebaut 1897.
Taufstein. 1904. In neoklassizistischem Dekor.
Retabel. Um 1500. Holz. Im Mittelschrein die Holzskulpturen Maria mit Kind,
Hl. Laurentius und Hl. Magdalena. Altarflügel mit zwölf zu Dreiergruppen
angeordneten, gemalten Aposteln.
Wandepitaph. 1703. Holz. Für den Gutsbesitzer A. M. v. Dachroeder mit
Helmzier, militärischen Emblemen und Totenkopf.
Grabstein. 1599. Sandstein. Mit ganzfigurigem Relief der Käthe v. Marschall.
Grabstein. 1617. Sandstein. Für Maria v. Dehn-Rotfelser mit vier Wappen in
den Ecken.
Grabstein. 1667. Sandstein. Für M. Jakob Sämler mit Wappen und
Knorpelwerk.
Zwei Fragmente eines Grabsteins. 18. Jh. Mit Wappen, Engeln und
Totenkopf.
Orgel. 1938. Durch die Firma Sauer, Frankfurt (Oder), unter Verwendung
eines um 1800 entstandenen Orgelprospekts mit Vasenbekrönung
umgebaut.
Gefallenendenkmal. Um 1920/30. Neoklassizistisches Denkmal für die
Gefallenen im Ersten Weltkrieg an der Nordostwand in einer Wandnische.
Vier Bronzeglocken. 14. Jh., 15. Jh., um 1500 und 1721 von Weinholdt,
Dresden. Aus der bis auf die Grundmauern abgetragenen Lönnewitzer
Kirche.
Die Kirche, ein bereits durch ihre Länge eindrucksvoller Bau, bestimmt mit
ihrem hohen Turm die Silhouette des Dorfs. Zugleich zeigt sich in dem
vollständig aus Raseneisensteinen errichteten Mauerwerk seine
wechselvolle Geschichte. Das um 1500 geschaffene, qualitätvolle
Altarretabel gehört zu den wenigen großen Retabeln aus vorreformatorischer
Zeit, die sich in den Dorfkirchen des Kreises erhalten haben.
Literatur: Inv. Liebenwerda 1910, S. 209-12.