Denkmaltopographie Elbe-Elster, Bd. 7.1, 1998, S. 354 ff.

Die Pfarrkirche, in die auch die Dörfer Neudeck und Bahnsdorf eingepfarrt
sind, steht exponiert im Süden des alten, langgestreckten Dorfangers und
wird von einem Friedhof umgeben. Das Patronat wechselte im 16. Jh. von
der Wittenberger Universität zu den in Wiederau und später auf die in
Neudeck ansässigen Familien. Auf dem Friedhof stehen ein Grabmal der
Familie Rephun in Form eines Eichenstamms, um 1800, und ein zeitgleiches
in Form einer kannelierten Säule mit Inschriftenkartusche und Flammenvase.
Rechteckiger Feldsteinbau mit Satteldach aus dem Ende des 13. Jh. Im 15.
Jh. ein hoher, vorwiegend aus Raseneisensteinen errichteter Turm mit 1980
erneuertem Walmdach angefügt. Die Rüstungslöcher sind erhalten, die
ursprünglichen, mit Backstein eingefaßten Schallöffnungen zeichnen sich in
der Wand unter den heutigen ab. 1631 schwer beschädigt, wurde die Kirche
erst 1661 wiederhergestellt. Dennoch haben sich Scheinfugenritzung im
großflächig erhaltenen mittelalterlichen Putz und, im unteren Bereich der
äußeren Kirchenostwand, ein aufgeputztes Kreuz bewahrt. Aus der Bauzeit
stammen zwei Stufenportale mit Backsteineinfassung aus roten und dunkel
glasierten Steinen im Wechsel auf der Nord- und Südseite, die übrigen
Öffnungen wurden barock verändert. In der Ostwand ein mit einer
Rustikaquaderung gerahmter und einem Allianzwappen bekrönter Eingang
aus dem 17. Jh. Die Kirche wurde 1895 restauriert. Der unter einem
Schleppdach integrierte Anbau im Norden ersetzte 1952 die barocke
Patronatsloge. Im Inneren flache Balkendecke und kurze Hufeisenempore
aus dem Ende des 17. Jh. Das westliche Stützenpaar ist deutlich älter. Der
Längsunterzug der Decke mit Inschrift »Georg Wendel Anno 1661 29 Juliy«.
Kanzelaltar. 1672. In der Predella eine von Stifterwappen gerahmte
Inschriftenkartusche, Kanzelkorb zwischen gewundenen,
weinlaubumwundenen Säulen, die mit Flammenvasen bekrönt sind.
Engelsköpfe über der Kanzeltür und an den schmalen geschnitzten
Rankenwerkwangen.
Ausstattung
Taufstein. 1675. Sandstein. Sechsseitig, in barocker Pokalform zeigt
Wappen der Familie v. Bärenstein-Brandenstein an der Kuppa.
Kirchentruhe. Spätmittelalterlich. Aus einem Eichenholzstamm mit
schmiedeeisernen Beschlägen.
Patronatsloge. Um 1675. Besonders prächtige, im Raum in der Südostecke
auf gewundener Eckstütze stehende Loge des ehemaligen Gutes Neudeck.
Die Brüstungsfelder mit geschnitztem Laubwerk und Inschriftenkartuschen
dekoriert. Die Bogenöffnungen des Aufsatzes zwischen geschnitzten
gewundenen Säulen sind mit einer sehr seltenen Rundscheibenverglasung,
sogenannten Mondscheiben, geschlossen. Diese haben sich auch als
Fensterverglasung erhalten. Im Logeninneren ein Deckengemälde mit der
Darstellung der Dreieinigkeit. Flammenvasen und dekoratives Schnitzwerk
schmücken das abschließende Gebälk.
Grabmal. 1713. Sandstein. Für M. J. Hayno mit dem Lamm Gottes im Sockel
und Vitentafel, darüber Johannes an der Brust Christi.
Orgel. 1895.
Stahlglocke. 1920. Gießerei Lauchhammer, Torgau.
Die Kirche prägt – durch ihre Lage mitten auf auf dem Anger – ebenso sehr
das Ortsbild wie die Silhouette Werchaus. Überdies zeichnet sich der
schlichte Bau durch seine bemerkenswerte barocke Ausstattung mit der
prächtigen Patronatsloge und durch eine sehr seltene Verglasung mit
Mondscheiben aus.
Quellen: BLAD, Registratur: Akten des IfD, Kreis Herzberg, Wiederau.
Literatur: Inv. Liebenwerda 1910, S. 222-224; Mittelalterliche Putze und
Mörtel im Land Brandenburg, Hrsg. Brandenburgisches Landesamt für
Denkmalpflege, Arbeitsheft 9, Berlin 1998, S. 184f.