Denkmaltopographie Elbe-Elster, Bd. 7.1, 1998, S. 189 f.

Die kleine Kirche, eine Filialkirche von Altherzberg, steht frei auf dem
Straßenanger an der Dorfstraße. Sie hatte eine 1716 geweihte
Fachwerkkirche und eine 1795 von der Kommune in deren Nachfolge
errichtete Fachwerkkapelle als Vorgängerbauten. 1883 Errichtung des
kleinen neogotischen Ziegelbaus auf Initiative des Herzberger
Superintendenten Raabe. Entwurf des Maurermeisters Michaelis,
überarbeitet von Bauinspektor Kilburger aus Halle, ausgeführt von der
Falkenberger Baufirma Erler. Grundsteinlegung am 9. Mai 1883, Weihe am
24. November.
Das Langhaus und den polygonalen Chor gliedern gestufte Strebepfeiler,
dazwischen liegen spitzbogige Fenster mit einfachem Maßwerk. Dreipaßfries
aus Formziegeln unter dem Traufgesims, kronengedecktes Dach.
Eingezogener quadratischer Westturm, über dem Dachfirst in ein Oktogon
überführt, mit spitzem, ursprünglich schiefergedecktem Turmhelm.
Westportal mit übergiebelter Rahmung, Holztür mit neogotischen
Zierbeschlägen. Vierteiliges, im Chor fünfteiliges, auf Wandvorlagen mit
stilisierten Kapitellen aufsetzendes Rippengewölbe aus roten
Klinkerformsteinen, Fußboden mit rotem Tonplattenbelag. Die Kirchenbänke,
die Kanzel, die Altarmensa, die aus Holz gefertigte Taufe und die
Orgelempore aus der Bauzeit, ebenso die Bleiglasfenster mit ihren mit
Schwarzlotmalerei dekorierten Scheiben.
Orgel. 1865 von den Gebr. Walter, Aurau, gebaut, 1895 in Friedrichsluga
durch den Orgelbauer Nicolaus Schrickel, Eilenburg, aufgestellt, dessen
Firmenplakette am Spieltisch. Sie stammt aus dem Wandoltschen
Musikinstitut des Dr. Amman, Berlin.
Gedenktafel für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs. An der
Emporenbrüstung.
Bronzeglocke. 1883 von der Gießerei J. G. Grosse, Dresden.
Die Kirche, die wie die Miniatur einer Stadtkirche wirkt, gehört der um
bauhistorische Genauigkeit bemühten Phase der Neugotik an und ist mit
ihrer geschlossen erhaltenen Innenausstattung im dörflichen Bereich ein nur
sehr seltenes gebautes Beispiel dieser Form der Neugotik.
Quellen: Evangelisches Zentralarchiv, Berlin: Bestand 7, Nr. 8921.
Superintendentur Herzberg, Archiv: Akten der Superintendentur Herzberg
(numeriert), Kasten 120, Nr. 1012 und 1013.
Literatur: Jage 1994, S. 124-127.