Denkmaltopographie Brandenburg, Bd. 1.1, 1994, S. 78 ff.

Ursprünglich Burgkapelle, seit 1320 Pfarrkirche der Domgemeinde. Jetzt
Raum für Kunstausstellungen. Patronatsrecht hatte der Markgraf, seit 1237
der Bischof. Ab 1320 dem Domkapitel inkorporiert.
Auf dem Petrikirchhof südlich des inneren Dombezirks stehender
rechteckiger Saalbau mit östlichem Ziergiebel, im Spätmittelalter zu
vierjochiger, zweischiffiger Halle ausgebaut.
Die Petrikirche bezeichnet den Standort der einstigen Burgkapelle, in der der
letzte, christliche Hevellerfürst Pribislaw-Heinrich 1150 und Bischof Wigger
1161 beigesetzt wurden. Wahrscheinlich war der Bau schon 1136
vorhanden, als der Brandenburger Archipresbyter Odalricus (Ulrich) erwähnt
wird. Auf dieses frühe Gotteshaus geht möglicherweise die Fundamentierung
zurück, im Aufgehenden des jetzigen Baues wurde jedoch allenfalls
Feldsteinmaterial davon wiederbenutzt (Backsteinbruchstücke im
Mauerwerk). Eine Schenkung des Jahres 1311 zur Wiederherstellung der
zerstörten Kirche und Ablässe von 1312 weisen ebenso wie stilistische
Vergleiche auf die Bauzeit der bestehenden Kirche hin. Der reichgegliederte
Westgiebel und der Turm, von dem jedoch allein der massive rechteckige
Unterbau im Schiff erhaltne blieb, gingen vielleicht auf einen Ausbau des
frühen 15. Jh. zurück. Etwa hundert Jahre später erfolgte der Umbau des
Inneren zur zweischiffigen Halle mit Zellengewölbe. Die Kirche erhielt
schräggestellte Eckstrebepfeiler und teilweise neue Fenster. 1588 wurden
drei südliche Stützpfeiler hinzugefügt (Jahreszahl am westlichen Pfeiler). Zu
Ausbauarbeiten kam es im späten 17. Jh. St. Petri erhielt 1678 (d) einen
neuen Dachstuhl und 1680 eine barocke Turmhaube (Jahreszahl auf ehem.
Wetterfahne). 1810-48 wurde die Kirche für gelegentliche katholische
Gottesdienste genutzt. Aus Kostengründen trug man 1849 den baufälligen
Westgiebel und den Turm ab und die Kirche bekam auf dieser Seite eine
Abwalmung (ein Protestschreiben des Provinzialkonservators traf erst 1853
ein!). 1860 Instandsetzung.
Das Mauerwerk des 26,5 x 12 m großen Rechteckbaues besteht bis zu einer
Höhe von etwa 2,5m aus sorgfältig bearbeiteten Feldsteinquadern mit einem
durch Kehle abgeschlossenem Sockel (durch Anhebung des Bodenniveaus
nicht sichtbar). Die zwei oberen Drittel sind aus Backsteinen errichtet und
besitzen Lanzettfenster mit einfachen abgeschrägten Gewänden. Eine
Gliederung der dazwischenliegenden Wandflächen erfolgt auf der Nordseite
durch Blenden von gleicher Größe mit aufgemaltem rotem Maßwerk aus
Dreipässen und Kleeblattbögen (nur noch Reste erkennbar), auf der Südseite
durch Doppelblenden mit eingestelltem Halbsäulchen (im zweiten Joch von
Westen Vollsäule aus Ton) bzw. größere Blenden. Mit dem Einbruch
breiterer Spitzbogenfenster, wohl im Zusammenhang mit der Wölbung und
der Vermauerung der alten Öffnungen wurde die regelmäßige Gliederung der
Längswände an verschiedenen Stellen gestört. In der Ostwand befindet sich
eine leicht gestaffelte Dreifenstergruppe mit einfachen Lanzettblenden
dazwischen. Das breitere und größere Mittelfenster besitzt hochgotisches
Maßwerk. Entsprechend ist die westliche Schmalseite gestaltet, nur daß hier
alle Fenster im Zuge des Turmbaues zugesetzt wurden. Im breiteren
Mittelfenster wurde eine Rundblende eingefügt. Der Ostgiebel besitzt
profilierte Spitzbogenblenden, ein breites mittleres Fenster (Maßwerk wohl
auf die spätmittelalterliche Erneuerung zurückgehend) sowie darüber eine
große Rundblende und kleine Dreiecksblenden in den Zwickelflächen der
Giebelspitze. Nicht erhalten ist der reiche, wohl spätmittelalterliche
Westgiebel mit kleinteiliger Blendengliederung und hohen Fialen sowie
oktogonalem Turm. Auf beiden Längsseiten unterbricht jeweils im dritten
Joch von Westen eine spitzbogige Backsteinpforte den Feldsteinunterbau. Im
Norden unter Benutzung glasierter Ziegel mit einem durch Birnstab und
seitliche Rundstäbe profilierten Gewände, im Süden mit einfacher
Abtreppung und Kämpferprofil. Im Zusammenhang mit der Einwölbung der
Kirche entstanden die schräggestellten Eckstrebepfeiler, später auch Streben
an der südlichen Längsseite. Das Innere wird durch den spätmittelalterlichen
Ausbau zur zweischiffigen Halle mit Zellengewölben geprägt. Die drei
schiffstrennenden Sechseckpfeiler und entsprechende Wandpfeiler scheinen
die tütenartigen Gewölbekompartimente zu durchstoßen. Ursprünglich muß
der Innenraum eine wesentlich größere Höhe besessen haben, wie die jetzt
über den Gewölben endenden alten Fenster andeuten. Eichholz
rekonstruierte aufgrund von Spuren am Ostgiebel eine Holztonne von
halbkreisförmigem Querschnitt.
Ausstattung
Kreuzigungsretabel. Jetzt Dom (siehe dort). Noch vorhanden die
mittelalterliche Mensa mit sandsteinerner Altarplatte.
Retabel. Jetzt als Leihgabe in Heiligengrabe. Um 1420/30. Schrein mit
Schnitzfiguren der Madonna zwischen je zwei Heiligen. Flügel mit je zwei
gemalten Szenen aus dem Leben der Apostel Petrus und Paulus.
Sakramentsnischen. In der Ostwand. Spuren mittelalterlicher Malerei.
Doppeltür mit schlichten Eisenbändern, an der Innentür Reste dekorativer
Bemalung.
Konsolstütze eines Orgelgehäuses. Einbezogen in die Nordempore.
Spätmittelalterlich, mit reichem Blattwerk bemalt.
Westempore. 1653 neu erbaut (i). Vielleicht ältere Teile einbezogen
(Unterzug mit Schiffskehlenprofilierung, südliche Stütze mit angeblatteten
Kopfbändern). In den sieben pilastergerahmten rundbogigen Füllungen
gemalte Domherrenwappen (Stifter).
Nordempore. 1692 (i). Mit sieben Domherrenwappen, ein Brüstungsfeld der
Westempore mitverwendet.
Leuchterbogen. Gegen Mitte 16. Jh. An der Emporenbrüstung. Eisenblech,
vergoldet, mit durchbrochenem Pflanzenornament.
Epitaph für Christian Selle († 1678). Südwand. Gemälde der Kreuzabnahme
(stark zerstört) in hölzerner Architekturrahmung mit gedrehten Säulen,
Sprenggiebel und Wangen mit Knorpelstilverzierung sowie bekrönendem
Putto.
Epitaph für den Apotheker Johann Heinrich Blell († 1791). Ostwand.
Sandstein. Klassizistische Ädikula mit von Putten begleitetem Urnenaufsatz.
Grabdenkmal des Potsdamer Bäckermeisters Friedrich Lehne († 1780).
Außen vor der Ostseite freistehend (auf dem Schulhof). Sandstein. Form
eines Säulenstumpfes, würfelförmiges Zwischenstück mit Inschrift und
Reliefschmuck, ehemalige Urnenbekrönung zerstört.
Grabplatten. An den Außenseiten sechs Grabplatten des 18. Jh. (schlecht
erhalten).
Die St. Petrikirche bezeichnet den Mittelpunkt der slawischen Burganlage
und den Standort des ältesten Brandenburger Gotteshauses im 12. Jh. Der
bestehende, als Pfarrkirche der Domgemeinde errichtete Bau dokumentiert
deren Eigenständigkeit und ist ein wichtiges Beispiel für einen kleinen
Kirchenbau der Hochgotik in der Mark. Bemerkenswert ist auch der
spätmittelalterliche Ausbau der Kirche mit dem Einfügen des reichen
Zellengewölbes. Es handelt sich um eines der nördlichsten Beispiele dieser
in Obersachsen und Böhmen verbreiteten Wölbungsform.
Literatur: Wernicke 1885, S. 270-272; Michaelis 1905; Eichholz 1912, S.
355-372; Kurztopographie 1978, S. 79f.; Dehio 1979, S. 154; Grebe 1991,
v. a. S. 24.