Denkmaltopographie Ostprignitz-Ruppin, Bd. 13.2, 2003, S. 180 ff.

Die Kirche steht in der Mitte der westlichen Gehöftreihe auf dem durch eine
alte Feldsteinmauer abgeschlossenen Kirchhof; von der Pforte wurde 1972
der spitzbogige Abschluss beseitigt. Banzendorf war ursprünglich
Mutterkirche (1541 erwähnt); seit 1707 gehört es als Filia zu Dierberg. Es
war mit zwei Pfarrhufen ausgestattet (1541, 1574, 1624). Das Patronatsrecht
hatte das Nonnenkloster Lindow, ab 1541 das Amt Lindow, ab 1764 Amt
Zechlin, später Amt Alt Ruppin. Banzendorf gehörte zur Inspektion Lindow
bzw. zur Superintendentur Lindow-Gransee, heute zum Kirchenkreis
Gransee.
Der rechteckige Saalbau aus Mischmauerwerk mit verputztem Ostgiebel und
Satteldach wurde den Bauformen nach Ende des 16. Jh. an Stelle eines
Vorgängerbaus errichtet. Meist gilt allerdings 1640 als Baujahr, da sich diese
Jahreszahl auf der Wetterfahne des Ostgiebels fand, sie könnte sich aber
auch auf eine Erneuerung beziehen. Mit Ausnahme der Fenster hat sich
bemerkenswert viel Substanz aus der Bauzeit erhalten. Dagegen wurde der
im 17. Jh. auf der Westseite errichtete Turm 1971 abgetragen. Das
ursprünglich verputzte Mischmauerwerk der Kirche besteht aus
unterschiedlich großen, gespaltenen Findlingen (vgl. den riesigen Block ganz
im Osten der Südseite) und rotem Ziegelmaterial (Bruch, zahlreiche
Flachziegel). Für die Laibungen der Öffnungen wurden 28 x 13-13,5 x 8 cm
große Backsteine verwendet. Erhalten sind die flachbogigen Portale im
Westen der Süd- und im Osten der Nordseite. Über dem Südportal belebt
eine Rechteckblende das Mauerwerk. Die alten Fenster saßen an Stelle der
größeren barocken. Von den westlichen Fenstern sind noch die sorgfältige
rechte Laibung auf der Süd- sowie die linke auf der Nordseite erhalten,
außerdem ganz im Osten der Nordseite eine schmale flachbogige
Fensteröffnung. Ein verputztes Traufgesims mit Rundstab, Banzendorf,
Dorfkirche, Ansicht von Südosten mit Westturm und Kirchhofsportal (Inventar
1914) Rücksprung und Abfasung bildet den Mauerabschluss. Beim
Ostgiebel handelt es sich um eine für die Zeit typische Mischkonstruktion
aus Fachwerk und einer vorgeblendeten Backsteinschicht. Außen ist der
Giebel neu verputzt und wird durch Wulstlisenen gegliedert. Im untersten der
auf diese Weise gebildeten Felder befinden sich drei Rundbogenblenden, im
mittleren zwei von winzigen Rundöffnungen flankierte Rechteckfenster, im
oberen eine Rechteckblende. Von besonderer Bedeutung ist die alte,
verblattete Dachkonstruktion mit auf Gehrung versetzten Sparren. Es
wechseln einfache Gebinde mit Kehl- und Hahnenbalken sowie solche, die
durch Kreuzstreben zusätzlich ausgesteift sind (beim westlichen Gebinde
stattdessen Sparrenknechte, dies vielleicht die Stelle eines ursprünglichen
Dachturms). Auffällig sind die sehr weiten Sparrenabstände der
ursprünglichen Konstruktion. Später wurde sie durch ein aufwendiges
Hängewerk mit drei als Spitzsäulen ausgebildeten Hängesäulen und
schrägem Windverband verstärkt. In einer dritten Phase kam noch ein
verzapfter, doppelt stehender Stuhl hinzu (dazu mussten Streben des
Hängewerks z.T. abgearbeitet werden). Vor der vollständig geschlossenen
Westseite der Kirche stand bis 1971 ein Turm. Die verbretterte
Fachwerkkonstruktion mit Pyramidenhelm trug eine Wetterfahne mit der
Jahreszahl 1691. Für 1738 und 1812 sind Turmreparaturen überliefert. Von
einer barocker Erneuerung der Kirche stammen die großen
Flachbogenfenster, je drei in den Längsseiten und zwei in der Ostseite
(ursprünglich mit Putzfaschen). Ihre Laibungen unterscheiden sich durch das
hellere Ziegelmaterial vom Ursprungsbau. Bei einer Renovierung 1911/12
erhielt die Kirche neue Fenster, den eisernen Ofen mit Schornstein,
Fliesenboden im Altarbereich sowie einen Innenanstrich. Die Ausmalung
hatte Kirchenmaler Fey aus Berlin-Friedenau geplant (a); sie umfasste u.a.
eine gemalte Säulenstellung an der Ostwand und ornamentale Verzierungen
der Emporenfelder. 1914 kam es zum Abbruch der kleinen Fachwerk-
Vorhalle auf der Südseite (a). Damals entstand die erhaltene neue Innentür
(a). 1960 erfolgte der Einbau einer Winterkirche (zugleich
Christenlehreraum) unter dem Westteil der Empore. Nach 1969 wurden die
Ausmalung von 1912 und die neugotische Taufe beseitigt sowie neue
Ausstattungsstücke (Taufstein, Lesepult, Altarleuchter) aufgestellt. Als
Ersatz für den abgebrochenen Kirchturm entstand 1974 ein bescheidenes,
verbrettertes Glockenhaus vor der Ostseite der Kirche. 1992 erfolgte die
Sanierung von Dach, Giebeln und Fassaden, 1998 der Fundamente.
Ausstattung
Kanzelaltar. Nach ehemaliger Inschrift auf der Rückseite 1718 vom Tischler
Georg Kleist aus Gransee; 1862 durch Tischlermeister Rünnung und Maler
Barthel instandgesetzt (a), damals Beseitigung der als »grundhässlich «
empfundenen Petrus- und Johannesfiguren, die auf der Rückwand über den
Säulen standen (a); 1991 restauriert. Zierlicher hölzerner Aufbau mit
polygonalem Korb zwischen gewundenen, berankten Säulen und
abschließendem Sprenggiebel; am Korb gewundene Säulchen;
Akanthusschnitzwerk am kronenartigen Aufsatz des Schalldeckels, an der
Kanzeltreppe auf der linken Seite sowie an den reichen Wangen.
Orgel. 1889 (a) von Hollenbach (nach anderen Angaben von Lütkemüller).
Dreiteiliger Prospekt mit Rundbogenöffnungen, toskanischen Halbsäulen
und reich profilierten Abschlussgesimsen über Konsolen. Sakramentsnische.
In der Mitte der Ostwand. Tiefe flachbogige Nische, abgeschlossen durch
einfache Bohlentür mit drei Langbändern.
Kronleuchter. 19. Jh. (?). Origineller Metallleuchter.
Empore. Erste Hälfte 18. Jh. Vollständig erhalten, nur Brüstung der
Westseite bei Orgeleinbau vorgeschoben. Nord- und Südarm geschwungen
endend. Toskanische Holzsäulen; geschlossene Brüstung mit
Rechteckfeldern zwischen schmalen Zierfeldern mit gekehlten Ecken.
Gusseisenofen. 1912 eingebaut, »K w Hüttenwerk Wasseralfingen 45« (i).
Auf der Nordseite. Einer der wenigen reich gestalteten Öfen, die aus der
Phase überlebten, als man versuchte, die alten Dorfkirchen zu beheizen.
Grabplatte für Wilhelm Rensch. Starb als Einziger aus der Gemeinde 1870
im Krieg gegen Frankreich. Steinplatte. Abgestellt hinter dem Altar.
Glocke. 1895. Bronze; gegossen von Collier aus Zehlendorf (a).
Die Banzendorfer Kirche gehört zu den wenigen bald nach der Reformation
errichteten Kirchenneubauten, lange vor den Bauwellen im 18. und 19. Jh.
Aus der Entstehungszeit blieben nicht nur Umfassungsmauern und
Ostgiebel, sondern auch die interessante Dachkonstruktion erhalten, die zu
den beachtlichsten Zimmermannsarbeiten der Region gehört. Das Innere
beleben der schöne barocke Kanzelaltar und die noch vollständigen
Emporen.
Quellen: BLHA, Pr. Br. Rep. 2 A II, Ruppin, Nr. 311-314 (Bau und
Unterhaltung der Kirche 1787-1923, Turmuhr, Orgel); Fotos der Kirche
(außen und innen) 1880 (in der Winterkirche).
Literatur: Inventar 1914, S. 1; Drescher 1969 (Erfassungskartei BLDAM);
Enders 1970, S. 3f.; Kurztopographie 1978, S. 219; Dehio 2000, S. 45
(knapp); Die Kirche o.J. (Infozettel in der Kirche).