Denkmaltopographie Ostprignitz-Ruppin, Bd. 13.1, 1996, S. 288 f.

1541 Mutterkirche, ab 1648 Mater vagans, betreut von Karwe, Wustrau,
Radensleben und Neuruppin. Das Patronatsrecht lag beim Gut. Um die leicht
erhöht im Zentrum des Ortes, östlich der Dorfstraße stehende Kirche der
ehemalige Kirchhof (1882 mit Schaffung des neuen Friedhofs geschlossen),
umgeben von einer Mauer aus Ziegeln und behauenen Feldsteinen. Neben
Altbaumbestand (Rotdornreihe und Eiche) zahlreiche Neupflanzungen. Auf
der östlichen Seite des Kirchhofs der verwitterte Grabstein des Rittmeisters
Gregor von Woldeck (1667-1735) erhalten.
Spätgotischer Saalbau vom Anfang des 16. Jh. mit dreiseitigem Ostschluß.
Mischmauerwerk aus unregelmäßigem Feldsteinmaterial,
Ziegelbruchstücken sowie Mauerecken, Laibungen und Traufgesims aus
Backstein. Mehrere Backsteine in den unteren Wandbereichen mit runden
Vertiefungen (»Näpfchensteine«). Spitzbogige Portale, das südwestliche
durch Kämpfersteine ausgezeichnet, einfacher das südöstliche. An der
Nordseite tonnengewölbter Gruft- oder Sakristeianbau mit verblattetem
Rautenfachwerkgiebel. In das Schiffsdach eingebundener Dachturm, eine
Fachwerkkonstruktion mit Satteldach und Dachreiter, Verkleidung und
Deckung in Schiefer. Im 17. oder 18. Jh. Vergrößerung von
Fensteröffnungen. 1862 Erneuerung von Dachdeckung und
Turmverbretterung; zahlreiche der altertümlichen zugespitzten Dachbiber
blieben erhalten. 1959 Dachumdeckung und Innenrestaurierung. Der
nüchtern wirkende Innenraum mit Holzbalkendecke, einfachem Gestühl
sowie Westempore und Altarretabel im Osten. In der Nordwand des Chores
Kredenzschränkchen, davor die Kanzel. Stellenweise Reste von
Wandmalereien sichtbar. Ehemals Südempore und großes Votivgemälde für
Generalleutnant Alexander von Woldeck (Nordseite) vorhanden. Der doppelt
stehende Dachstuhl mit verblatteten Hölzern möglicherweise noch
bauzeitlich.
Ausstattung
Altarretabel, 1. Hälfte 17. Jh, Holz, zweigeschossig, mit zwei Ölgemälden,
unten Abendmahl, oben Kreuzigung, an den Seiten Säulen und Schweifwerk.
2 Altarleuchter, 16. Jh., Messing, gewirtelter Schaft.
Kanzel, 1. Hälfte 17. Jh., Holz, Korb und Treppe mit Beschlagwerkornament,
rundbogige Brüstungsfelder mit gemalten Halbfiguren Christi und der
Evangelisten. Taufe, 1. Hälfte 17. Jh., Holz, kelchförmig.
Gestühl und Empore, 17. Jh., Holz, das Gestühl in drei Blöcken angeordnet.
Glocke, 1894.
Die Dorfkirche ist ein weitgehend ursprünglich erhaltenes Zeugnis
spätmittelalterlicher Baukunst im Ruppiner Land. Sie veranschaulicht
mehrere Jahrhunderte Ortsgeschichte und prägt wesentlich das
Erscheinungsbild des Dorfes. Beim Rautengiebel des Nordanbaus handelt es
sich um eines der ältesten Beispiele des Fachwerkbaus in der Region.
Literatur: Fontane, Dörfer (1865), S. 62f.; Inventar 1914, S. 33f.;
Kurztopographie 1978, S. 224; Dehio 1988, S. 207.