Denkmaltopographie Ostprignitz-Ruppin, Bd. 13.2, 2003, S. 237 f.

Der kleine Kirchenbau steht leicht erhöht auf dem Kirchhof, südwestlich vom
Gutsbereich. Großzerlang war Filia von Rheinsberg, später Tochterkirche
von Dorf Zechlin (1860, 1900); derzeit wird es von Zühlen betreut.
Eingekircht ist Adamswalde. Großzerlang gehörte zur Superintendentur
Wittstock, heute zum Kirchenkreis Wittstock. Das Patronatsrecht hatten die
Gutsbesitzer (1697 Kommissar Wittstock, ab 1728 der Granseer Kaufmann
Schultze bzw. seit 1762-74 dessen Witwe).
Der kurze, verputzte Rechtecksaal (8,15 x 10,8 m) mit Krüppelwalmdach
(alte Biberschwanz-Doppeldeckung auf der Südseite) wurde 1708 auf
Kosten der Gutsbesitzer als Fachwerkbau errichtet und später massiv
unterfangen. Das Entstehungsjahr findet sich auf der Wetterfahne des
bescheidenen westlichen Dachtürmchens, einer außen verbretterten
Fachwerkkonstruktion mit Pyramidendach. Neben wichtigen Bestandteilen
der Ausstattung hat sich aus der Bauzeit auch das beachtliche Dachwerk
aus kräftigen, verzapften Hölzern erhalten, eine liegende Stuhlkonstruktion
mit Hängewerk, in den beiden Hauptgebinden Spannriegeln direkt unter den
Kehlbalken und Spitzsäulen; Längsverstrebung durch Riegel und Streben
bzw. kreuzförmigen Windverband. Ein mittleres, von Stuckleisten gerahmtes
Vierpassfeld ziert die flache Putzdecke des Kircheninneren. 1845 erfolgte
eine Instandsetzung der Kirche (a). Nachdem bereits um 1880 (a), wohl
1877, die Westwand durch massives Mauerwerk ersetzt worden war, kam es
1932/33 zur durchgreifenden Erneuerung des inzwischen ruinösen Baus
unter Leitung von Curt Steinberg, durchgeführt vom Bauunternehmer
Edmund Behnfeldt aus Kleinzerlang (a). Ein von der Superintendentur
vorgeschlagener Abbruch der Kirche wurde wegen ihrer Bedeutung als
Baudenkmal verworfen. Stattdessen erfolgte die Unterfangung der erhalten
gebliebenen drei Außenwände durch Ziegelmauerwerk. Jede Seite besitzt
zwei große Flachbogenfenster, die Westseite zusätzlich das Eingangsportal
mit aufgedoppeltem Türblatt und reichen barocken Zierbeschlägen. Das
schlichte Äußere wird lediglich durch die geputzten Fensterfaschen und das
profilierte hölzerne Traufgesims belebt. 1960 erfolgte eine Renovierung des
Kircheninneren durch das kirchliche Bauamt (roter Wandanstrich).
Ausstattung
Kanzelaltar. Anfang 18. Jh. 1960 neu polychromiert. Mächtiger Holzaufbau
mit geschlossener Rückwand; polygonaler Kanzelkorb zwischen Halbsäulen
und Pilastern mit Kompositkapitellen, diese tragen Gebälk mit gesprengtem
Giebel und bewegt ausgesägtem Zierfeld; an der Unterseite des
kronenartigen Kanzelschalldeckels gemalte Heilig-Geist-Taube in
Wolkenhimmel; in den Rundbogenfeldern des Kanzelkorbs Bibelsprüche.
Gekreuzigter Christus. 19. Jh. Ölgemälde auf Leinwand; stark beschädigt. Im
Kanzelaufgang.
Westempore. 18. Jh. Zwischen die kreuzförmigen, hölzernen Turmstützen
gespannt; reizvolle Balusterbrüstung mit eng gestellten Docken und
gewendelter Aufgang mit Brettbalustergeländer.
Gemeindegestühl. Wohl bauzeitlich, Teile später entfernt. Einfache
Holzbänke mit ausklappbaren Einzelsitzen zum Mittelgang.
Zwei Stühle. Um 1800; modern übertüncht. Empireformen, Lehne
durchbrochen mit Rosette und abschließender Girlande. Auf der Empore.
Kleine Bronzeglocke. 1736 gegossen von J. P. Meurer in Berlin (i). Oben
Schmuckborte.
Der bescheidene Kirchenbau ist bis heute Mittelpunkt des Orts.
Überraschend ist das reiche »Innenleben«. So blieben aus der barocken
Bauzeit die aufwendige Dachkonstruktion, der stattliche Kanzelaltar, die
schöne Empore sowie die ungewöhnlich reichen und großen Türbeschläge
erhalten. Der Kanzelaltar ist ein anschauliches Beispiel für die ländliche
Umsetzung hochbarocker Formen (»Bauernbarock«).
Quellen: BLHA, Pr. Br. Rep. 2 A II, Ruppin, Nr. 1176; KA OPR, Nr. 461
(Kirche Großzerlang, Grundriss, Quer- u. Längsschnitt 1932); LABB, Nr.
14/14.684 (1842-1911) u. Nr. 14/14.885 (1911-33).
Literatur: Inventar 1914, S. 404; Drescher 1969 (Erfassungskartei BLDAM);
Kurztopographie 1978, S. 225 (knapp); Dehio 2000, S. 416 (knapp).