Denkmaltopographie Ostprignitz-Ruppin, Bd. 13.1, 1996, S. 298 ff.

Die Kirche wurde 1541 als Mutterkirche erwähnt. Das Patronat besaß das
Lindower Nonnenkloster, seit dem 18. Jh. die Gutsherrschaft. Die Kirche
steht im Ortskern, in der Mitte der nordöstlichen Gehöftreihe an der
Einmündung der Bahnhof- in die Lange Straße. Der umgebende Kirchhof
eingefaßt von einer Feldsteinmauer mit Ziegelabdeckung; aufwendige
dreiteilige Toranlage von 1844 in neogotischen Formen, Portalgewände und
Blendbogenfriese in Backstein; Inschrifttafeln über der höheren Mittelpforte.
Auf dem Kirchhof mehrere Grabstätten der Familie v. d. Knesebeck. Neben
dem Westportal der Kirche Gedenkkreuz und Kirchenglocke aufgestellt. An
der Südseite drei gußeiserne Gedenktafeln für die Teilnehmer und
Gefallenen der Befreiungskriege aus Karwe, Alfred K. P. Freiherrn v. d.
Knesebeck-Mylendonck und Carl F. v. d. Knesebeck. Nordöstlich der Kirche
schlichter Feldsteinbau der Leichenhalle.
Die Kirche ein gotischer Saalbau, gegliedert in älteren Ostteil aus
schichtweise versetzten Feldsteinen (um 1300) und geringfügig breiteren,
spätmittelalterlichen Westteil in Mischmauerwerk aus unregelmäßigem
Feldsteinmaterial und Backstein (Gebäudeecken, Laibungen der
ursprünglichen Öffnungen). In der geraden Ostwand ungewöhnliche
vierteilige Spitzbogengliederung aus Backsteinen, zusammengefaßt durch
Blendbogen (im oberen Teil neuzeitlich verändert). In den Schiffswänden
barocke Segmentbogenfenster. Südlicher Patronatslogenanbau (um 1770).
In das Schiffsdach eingebundener, quadratischer Turm, eine verbretterte
Fachwerkkonstruktion mit hohem, achtseitigen Spitzhelm. Das Innere mit
flacher Putzdecke. Das verputzte Mauerwerk springt an der Nordseite auf
halber Höhe deutlich zurück. Zentraler Blickpunkt der barocke Kanzelaltar im
Osten. In der Chorwand kleine mittelalterliche Sakramentsnische mit Tür. An
der Südwand die Patronatsloge. Beiderseits des breiten Mittelgangs das
schlichte Gemeindegestühl in zwei Blöcken. Im Westen und Norden Empore
mit Orgel. Doppelt stehender Dachstuhl mit teilweise verblatteten Hölzern; im
Osten Vollwalm. 1912 Außen- und Innenrestaurierung; 1965 Renovierung
des Inneren und Einbau einer Winterkirche in die Patronatsloge.
Ausstattung
Kanzelaltar, 1748, Holz, geschwungener Kanzelkorb, flankiert von
korinthischen Pilastern, die runden Schalldeckel mit Tuchdraperie tragen,
diese ursprünglich von zwei Engeln gehalten, seitlich Durchgänge und
vergitterte Logen, Farbfassung 1965.
Patronatsloge, um 1770, Holz, geschwungene Brüstung, darüber sechs
Arkadenbögen auf schlanken Stützen, an der Brüstung und in den
Bogenzwickeln Wappen und Rocailleornamente, Farbfassung 1965. Empore,
ca. 17. Jh., Holz, auf toskanischen Holzsäulen,
im Westen Orgelprospekt in Neorenaissanceformen (2. Hälfte 19. Jh.).
Glocke, um 1300, geritzte Inschrift, aufgestellt seitlich des Westportals.
Dorfkirche und Kirchhof dokumentieren mehrere Jahrhunderte der
Ortsgeschichte und deren enge Verbindung mit dem Wirken der Adelsfamilie
v. d. Knesebeck. Bemerkenswert sind die Kirchenausstattung und die
Gestaltung des Kirchhofs im 19. Jh.
Literatur: Fontane, Dörfer (1865), S. 57-59; Inventar 1914, S. 99f.; Köppel
1921; Kurztopographie 1978, S. 226; Dehio 1988, S. 252.