Denkmaltopographie Ostprignitz-Ruppin, Bd. 13.2, 2003, S. 291 f.

Der genordete Bau steht weit zurückgesetzt auf der Nordseite der
Hauptstraße inmitten des Kirchhofs. Nordöstlich der Kirche befindet sich die
Friedhofskapelle von 1915. Auf dem straßenseitig durch eine Ziegelmauer
eingefriedeten Kirchhof sind mehrere Gehölze des 19. Jh. erhalten, darunter
eine Lindenreihe, Eichen, Wacholder und Eibe. Seit 1737 Mutterkirche,
gehörte sie von 1743 bis 1930 zur Superintendentur Fehrbellin, danach als
Unica zu Nauen. Patronatsrecht besaß der Fiskus.
1737 wurde auf Geheiß von Friedrich Wilhelm I. eine turmlose Kirche
errichtet, deren Standort er selbst bestimmt hatte. 1780 fanden
Renovierungsarbeiten statt, 1820-22 wurde sie wiederum renoviert und
vergrößert; dabei erhielt sie eine dreiseitige Empore und einen Turm mit
Gedenktafel zur Orts- und Kirchengründung. 1912 brannte die Kirche durch
einen defekten Ofen bis auf die Grundmauern nieder. Noch im gleichen Jahr
beschloss die Gemeinde, die Kirche in ihrer ursprünglichen Gestalt wieder
aufzubauen. Dies erfolgte – unter Einbeziehung der stehen gebliebenen
Außenmauern – bis 1914 nach Plänen des Königlichen Baurats Hahn, die
Ausführung oblag dem Unternehmen Krüger & Co. Der achtseitige
Turmhelm und der Innenraum wurden in Anlehnung an den ursprünglichen
Zustand erneuert. Die Einweihung fand erst nach dem Ersten Weltkrieg im
September 1919 statt. 1965 und 1983 (i) kam es zu
Instandsetzungsarbeiten, 1986 zur Ausmalung des Inneren.
Stattliche verputzte Saalkirche über rechteckigem Grundriss, abgeschlossen
durch ein Walmdach mit beidseitig je einer Fledermausgaube. Die
Längsseiten gegliedert durch je fünf hohe Flachbogenfenster mit einfachen
Putzprofilen, die mittleren durch Risalite betont; in diesen jeweils Tür und
darüber angeordnetes Fenster. Auf der Südseite des Schiffs eingezogener
zweigeschossiger Turm auf quadratischem Grundriss, seine Ecken durch
Pilaster gefasst und durch Putzfelder sowie feine Profile gegliedert. Über
dem Südportal eine Inschrifttafel zur Erinnerung an die Gründung von
Königshorst und die Errichtung der Kirche 1737. Die Gestaltung des Inneren
einheitlich aus der Wiederaufbauzeit von 1914, ebenso der doppelt
stehender Dachstuhl mit kräftigen Überzügen. Der großzügige Kirchensaal
durch Voutendecke abgeschlossen. Die dreiseitige Holzempore mit
kassettierter Brüstung auf runden Holzstützen bis zur Chorwand
vorgezogen, im nördlichen Abschnitt eingezogen. Zugänge zu den Emporen
jeweils südlich vom Ost- und Westeingang, die Geländer mit gesägten
Brettbalustern. Beide Eingänge mit Windfang in neobarocken Formen. Hinter
dem schlichten Altar an der Nordwand eine vierseitige Kanzel und Fenster
mit Glasmalereien. Gemeindegestühl in vier Blöcken in Anlehnung an das
Gestühl von 1737 ausgeführt. Zwei Kachelöfen von der Neuhoffnungshütte
(i).
Ausstattung
Taufe. Erste Hälfte 18. Jh. Hölzernes Taufgestell auf Akanthusvoluten.
Kanzel. Ca. 1986. Nach dem Entwurf eines Potsdamer Restaurators von den
Söhnen des Pfarrers Minke gebaut. Bis dahin nur ein Notbehelf aus Brettern.
Orgel. 1915 von A. Schuke als Opus 94 (i), 1999 repariert von Firma Sauer,
Frankfurt (Oder). Neobarocker, ausladender fünfteiliger Prospekt. Auf der
Südempore.
Glasfenster. Um 1915. Von C. Busch Berlin (i). Zwei Fenster mit der
Darstellung von Christi Geburt (links) und Christi Himmelfahrt (rechts).
Zwei Kronleuchter. Erste Hälfte 18. Jh. bzw. nach Brand 1914 erneuert.
Gedenktafeln für Kriegstote. Im Vorraum vier Tafeln für Gefallene in den
Kriegen 1813-15, 1870/71 und 1914-18 sowie eine schlichte Holztafel für
Kriegsgefallene 1939-45.
Bronzeglocke. 1926 (i), mit Inschrift »O Land, Land, Land | höre des Herrn
Wort | Gegossen von C. Voß & Sohn Stettin | No 2070«.
Zwei Stahlglocken. 1964 (i). Eine mit der Inschrift »Der Herr wird König sein
über die Lande«, die andere »Des Herrn Wort bleibt in Ewigkeit«.
Turmuhr. 1914. Turmuhrenfabrik Hoflieferant Georg Richter, Berlin (i).
Städtebaulich wichtiger Bestandteil der Gebäudegruppe aus Pfarrhaus,
Schule und Kirche. Bemerkenswert die Ausführung nach dem Brand als
Rekonstruktion des Vorgängerbaus; bezeugt die lebendige Tradition der
besonderen Königshorster Gründungsgeschichte.
Quellen: BLDAM, Altakten IfD/PV (1912, 1936); BLHA, Pr. Br. Rep. 2 A,
Karte, Nr. 4422; LABB, Nr. 14/598 (1883-1939) u. Best. 3/2, Nr. 173 (1951-
92).
Literatur: Riedel 1841, S. 78-82; Jordan 1860, S. 77 u. 79; Reichner,
Wilh[elm], Die abgebrannte Kirche in Königshorst bei Nauen, in: Die Mark 8
(1911/12), Nr. 25, S. 201f.; Kitzler, Eugen, Die abgebrannte Kirche in
Königshorst, in: Kalender für den Kreis Osthavelland 4 (1913), S. 125-130;
Kurztopographie 1978, S. 223; Mehlhardt, Dieter, Friedenshorst (=
Märkische Dorfkirchen, Folge 56), in: Potsdamer Kirche (1978) 22, S. 8;
Heinrich 1985, S. 241; Minke, Martin (Pfarrer), Informationsblatt zur Kirche,
Königshorst 1991; Dehio 2000, S. 530f.