Denkmaltopographie Ostprignitz-Ruppin, Bd. 13.2, 2003, S. 314 f.

Der kleine Fachwerkbau steht im Zentrum des Orts inmitten einer
Rasenfläche am Rand der Dorfstraße.
1320 wurde Linow als Pfarrdorf erwähnt. Mit dem Ort (1466 wüst) ging auch
dessen Kirche unter. Ab 1691 erfolgte eine Neubesiedlung durch reformierte
deutschsprachige Schweizer. 1700 bis 1839 war Linow reformierte
Mutterkirche mit Tochterkirche in Kagar (seit 1721); 1825 wurde es mit
Braunsberg (Mater Conjuncta) verbunden, seit 1937 ist Möckern eingekircht,
jetzt gehört es zum Pfarrsprengel Zühlen. Das Patronatsrecht hatte der
Fiskus. Linow gehörte zur Superintendentur Neuruppin, heute zum
Kirchenkreis Ruppin.
Die Kirche entstand um 1700 als Fachwerkbau mit dreiseitigem Ostschluss
für die reformierte Kolonie, unterstützt durch in der Schweiz gesammelte
Spenden. Für 1775 und 1818 sind Instandsetzungen überliefert. Wegen
schlechten Bauzustands und nicht ausreichender Platzanzahl kam es 1834
zu einer Renovierung und Vergrößerung der Kirche durch Zimmermeister
Holm aus Zechlin sowie Maurermeister Seifert und Tischlermeister Gerbert
aus Rheinsberg; die Pläne hatte 1830 Bauinspektor Schüler aus Pritzwalk
angefertigt (a). Statt der Abschrägung wurden die Längswände nun bis zur
Flucht der Sakristei gerade durchgezogen. Dies machte auch Erneuerungen
des Fachwerkgerüsts und die Verschiebung der östlichen Fenster nötig.
Außerdem wurden die nördliche Vorhalle abgebrochen und ein zweiter
Eingang im Westen angelegt. 1886/87 erfolgten eine Dachreparatur sowie
Neuanstriche von Äußerem und Innerem durch Bauunternehmer
Kranzkowski (a), erneute Instandsetzungsarbeiten 1928 (durch
Bauunternehmer Jahnke aus Flecken Zechlin) und 1938 (a). 1960/61 wurde
das Innere unter Kirchenbaurat Wendland modernisiert. Im Gegensatz zu
manchen anderen Kirchen kam es hier zur Aufstellung aufeinander
abgestimmter, gut gestalteter neuer Ausstattungsstücke (Altartisch, Lesepult,
Orgel, auch erhielt der Mittelteil der Empore eine neue, durchsichtige
Brüstung). Bei der jüngsten, 2000 abgeschlossenen Instandsetzung bekam
die Kirche einen neuen Anstrich und Biberschwanz-Kronendeckung.
In seiner jetzigen Gestalt handelt es sich um einen rechteckigen
Fachwerksaal mit Ziegelausfachungen, Satteldach und eingebundenem
westlichen Dachturm, einer Fachwerkkonstruktion mit leicht
geschwungenem Pyramidendach. Auf der Ostseite ist eine Sakristei mit
Pultdach angefügt. Große rechteckige Kreuzstockfenster mit kleinteiliger
Sprossung, drei auf jeder Längsseite, belichten den Innenraum.
Eingangstüren befinden sich in der Mitte der Nord- sowie in der Westseite.
Die Kirche besitzt eine unter Verwendung älterer Hölzer hergestellte
verzapfte Dachkonstruktion mit geringen Sparrenabständen, Kehlbalken und
Hängewerk, gebildet aus drei Spitzsäulen, die durch Riegel verbunden sind,
und Überzug. Die vier im Zusammenhang mit der Erweiterung entstandenen
östlichen Gebinde (einschließlich Ostgiebel) haben eine verzapfte liegende
Stuhlkonstruktion mit Spannriegeln unmittelbar unter den Kehlbalken. Der
schlichte Innenraum besitzt eine einfache Putzdecke und Fußboden aus
Ziegelplatten. Ursprünglich gab es eine sehr funktional direkt aus der
Sakristei heraus zugängliche Kanzel an der Ostwand.
Ausstattung
Altartisch. 1961. Gleichzeitig entstanden auch Altarkreuz, Leuchter und
Lesepult.
Taufe. Um 1700. Holz; sechseckige Kuppa mit reichem Akanthusdekor,
getragen von derber Engelsfigur; Deckel mit Fruchtgehängen.
Polychromierung 1963.
Orgel. 1963 von W. Sauer in Frankfurt (Oder) als Opus Nr. 1744.
Empore. Um 1700. Dreiseitig, später an den Seiten verkürzt; auf
Achteckstützen mit Kapitellen, zwei kräftige Stützen reichen als Träger des
Dachturms bis zur Decke; Aufgang mit Brettbalustergeländer; geschlossene
Brüstungen mit Rechteckfeldern. Der Mittelteil vor der Orgel erhielt 1961
eine neue, hölzerne Gitterbrüstung.
Glocke. 1703 von Johann Jacob Schultz aus Berlin (i); außerdem: »Der
Schweizer Colonie in Lüno ist diese Glocke von denen loblichen Reform-
Cantons freygebig ubesanden collectengeldern geschencket worden«.
Bronze, oben vegetabile Schmuckborte.
Turmuhrwerk. Wohl 19. Jh.
Der reizvolle Fachwerkbau markiert bis heute den Mittelpunkt des Dorfs. Von
eingewanderten Schweizer Reformierten errichtet und durch Spenden aus
der Heimat finanziert, besitzt die Linower Kirche Bedeutung für die Religions-
und Siedlungsgeschichte. Unter der dezimierten Ausstattung ragt als
ungewöhnliches Stück die barocke Taufe hervor.
Quellen: BLHA, Pr. Br. Rep. 2 A II, Ruppin, Nr. 1769 (Bau und Unterhaltung
der Kirche 1825-1904; mit Bauzeichnungen) u. Nr. 1770 (1928); LABB, Nr.
14/13.191 (1928-40).
Literatur: Inventar 1914, S. 136f.; Drescher 1969 (Erfassungskartei BLDAM);
Enders 1970, S. 153; Kurztopographie 1978, S. 228 (sehr knapp); Dehio
2000, S. 600; Geschichte der Kirche (Tafel).