Denkmaltopographie Ostprignitz-Ruppin, Bd. 13.2, 2003, S. 389 ff.

Die Saalkirche steht am südlichen Ortsende des Straßendorfs in einer
Bauflucht mit der südlich gelegenen Schule. Die Wallitzer Kirchengemeinde
war seit Beginn nach Dorf Zechlin eingekircht; die Pfarrstelle z. Zt. vakant
und verwaltet von Zühlen.
Ein erster Betsaal war in den Vorgängerbau der heutigen Schule integriert.
Nach dem starken Bevölkerungsanstieg im 19. Jh. besuchten die
Gemeindemitglieder ab 1895 den Gottesdienst in Dorf Zechlin. Zu dieser Zeit
stellte die Gemeinde einen Antrag zum Bau einer eigenen Kirche. 1897 legte
Baurat H. Wichgraf einen ersten Entwurf vor, der als Grundlage für die von
einem Bauingenieur aus Charlottenburg 1898 angefertigten
Ausführungszeichnungen diente. 1899 folgten Grundsteinlegung und
Fertigstellung des Neubaus. Ausführung durch Maurermeister Albert
Behnfeldt aus Kleinzerlang. In den 1950er Jahren wurde auf der Empore
eine Winterkirche eingerichtet, dabei die Orgel von dort in den Kirchenraum
versetzt, die Fenster in der Schiffsdecke geschlossen und ein Gedenkraum
eingerichtet.
Kompakter, annähernd gesüdeter Feldstein-Sichtziegelbau mit Nordturm und
leicht eingezogener rechteckiger Apsis. Der Sockel aus regelmäßigem
Feldsteinmauerwerk etwa bis zur Hälfte des Kirchenbaus reichend, die roten
Ziegelflächen darüber durch hell abgesetzte Putzfelder belebt. An den
Längsseiten je drei paarig angeordnete Rundbogenfenster, in der Apsis ein
zentraler Okulus in einem Putzfeld. Das Satteldach mit Krüppelwalm,
ursprünglich mit axial zu den Fenstern angeordneten kleinen Gauben. An die
Ostseite südlich ein kleiner Sakristeianbau, nördlich ein Treppenturm mit
Zugang zur Empore angefügt. Die Nordseite mit verschiefertem Turmaufsatz
und schlankem Turmhelm über aufwendiger Sichtziegel-Putzfassade, die in
ihrer Gestaltung Bezug auf die Deckenform im Inneren nimmt. Zentraler
Eingang unter abgetrepptem Blendgiebel. Im Inneren der Saalkirche
Holztonnendecke auf weit ausladenden, geschnitzten Knaggen mit
Zugankern und Hängewerk. An den Außenwänden hohe Verblendung aus
Ziegeln sowie ein umlaufendes Sohlbankgesims in Form eines Zahnfrieses.
Die Apsis mit Kreuzgratgewölbe, hinter dem Altar in die Südwand
eingemauert der Grundstein mit der Inschrift »gel. d. 15.4.1899«. Das
Apsisfenster mit einer Sämann-Darstellung aus den 1950er Jahren, links
davon die Kanzel mit Zugang von der Apsis. Die Nordempore mit
vorkragender kassettierter Brüstung. Darunter an der Westseite in den
1950er Jahren Einrichtung eines Kriegsgefallenen-Gedenkraums mit einem
elliptischen ziegelverkleideten Sockel, davor eine Gedenktafel und zwei
Glocken aus dem 18. Jh.
Bauzeitlich erhalten Altarkreuz, Kanzel, Lesepult und das Gemeindegestühl
in zwei Blöcken. Aus den 1950er Jahren stammen Altartisch, Taufe,
Liedertafel und die Turmglocken.
Ausstattung
Altar. 1899. Aus Ziegeln gemauerter, verputzter Block.
Kanzel. 1899. Holz. Auf einem Ziegelsockel kurze, geschnitzte Holzstützen
mit Voluten, darüber polygonaler Kanzelkorb; an den Seitenflächen
spitzbogige Reliefs.
Orgel. 1853/80. Inschrift »W. Remler«. 1939 umgesetzt aus dem
abgebrochenen Magdalenenstift in Berlin; Umsetzung und Aufbau durch
Orgelbaumeister Hoffmann. Mit Einbau der Winterkirche 1959 von der
Orgelempore in das Kirchenschiff versetzt.
Gemeindegestühl. 1899. Holzbänke mit kräftigen geschwungenen Wangen.
Gedenktafel für 1870/71 Gefallene. Holz. Abgestellt seitlich vor der Empore.
Zwei Glocken. 1746 (i). Eisen, mit Glockenjoch. Große Glocke. U.a. mit
Namensangabe Sieburg in Zechlin und »GCB [?, unleserlich] me fecit«.
Kleine Glocke. 1746 (i). Aufgeführt sind der Schulze Toppel und die Bauern
Fried. U. Joh. Behnfeldt, Christian Joh. Stärche, Joachim Ohm, Joh. Klötzer,
Georg Andr. Werdermann und der Teerschweler Joh. Christian Filitz.
Bemerkenswertes und gut erhaltenes Beispiel für einen historisierenden
Kirchenbau der Zeit um 1900. Zusammen mit der südlich stehenden Schule
und den Feldsteinbauten des benachbarten Gehöfts (Nr. 41) bildet sie ein
städtebaulich reizvolles Ensemble.
Quellen: BLHA, Pr. Br. Rep. 2 A II, Ruppin, Nr. 2766 (1894-1941); LABB, Nr.
14/14.624 (1853-1939).
Literatur: Inventar 1914, S. 348f.; Enders 1970, S. 279; Das Rheinsberg-
Fürstenberger Seengebiet 1974, S. 59; Hölzerne Tonnendecke als Blickfang
im Inneren, in: Rheinsberg 2002, S. 9; Die Kirche in Wallitz, o.J. (Faltblatt).