Denkmaltopographie Ostprignitz-Ruppin, Bd. 13.2, 2003, S. 424 ff.

Die abseits der Ortslage errichtete Dorfkirche steht erhöht am nordöstlichen
Ortsrand an der Neustrelitzer Straße. Nördlich der Kirche schließt der
Friedhof an. Dieser ist mit zahlreichen Gehölzen bestanden, darunter
Fichten, Lebensbäume, Eiben, Eichen, Hänge-Eschen und Fliederhecken
(spätes 19. und frühes 20. Jh.). Auf dem Friedhof befindet sich die
Grabstätte der Familie Wegener mit einer Gedenktafel für Alfred Wegener.
1775 war Zechlinerhütte Tochtergemeinde von Dorf Zechlin, 1911-97
Mutterkirche mit den Tochterkirchen Groß- und Kleinzerlang. 1860 wurden
Reiherholz und Wolfsbruch eingekircht, vor 1935 Prebelow. 1997 Auflösung
der Pfarrstelle, heute mitbetreut von Zühlen. Patronatsrecht besaß der
Fiskus.
Bis zur Errichtung der bestehenden Kirche fanden die Gottesdienste im so
genannten Betsaal auf dem Boden über der Glashütte statt. Frau Leutnant
Riedel stiftete Geld für einen Kirchenneubau; 1878 erklärte sich die
verwitwete Kommerzienrätin Emilie Rohrbeck aus Berlin bereit, ihren an den
Kirchhof grenzenden Acker als Bauland abzutreten. 1880/81 folgte der Bau
nach Plänen von Baumeister Müller aus Rheinsberg. Ausführung durch den
Rheinsberger Maurermeister A. Seifert. Einweihung am 20.5.1881.
Renovierung 1962.
Neoromanische Saalkirche. Mit Siegersdorfer Verblendsteinen
(Ziegelstempel) versehener Sichtziegelbau auf Feldsteinsockel. Rote
Ziegelflächen mit kontrastierender gelb abgesetzter Lisenengliederung und
abgetreppten Konsolen; Fugen mit gelb durchgefärbtem Mörtel. Halbrunde
eingezogene Apsis an der Ostseite. Zwischen den Lisenen an den
Längsseiten je drei und an der Apsis fünf Rundbogenfenster. Zierlicher, im
Verhältnis zum Schiff kleiner Turm an der Nordwestecke, Schallöffnungen
vierseitig als Drillingsbögen ausgebildet. Eingangsvorbau mit Pultdach an
der Westseite, dessen Rundbögen 1962 geschlossen. Satteldach mit
Siegersdorfer Falzziegeln. Bauzeitliche Eingangstür aus Eichenholz (a). Im
Inneren schlichter Saal mit Ziegelboden (Prüßverband) und
bretterverschalter, abgestufter Deckenkonstruktion. Winterkirche unter der
Westempore. Gestühl in zwei Blöcken. Der aus Ziegeln gemauerte Altartisch
und die halbrunde Kanzel aus dem gleichen Material gehen wohl auf die
Renovierung 1962 zurück. Im Turm gusseiserne Wendeltreppe von Naucke
aus Neuruppin (a).
Ausstattung
Taufe. 1963 (i). Zweiteiliger aus Ton gebrannter, eingeschnürter Zylinder mit
bandförmigen Ritzungen. Im Boden Monogramm CR.
Orgel. 1984. Ulrich Fahlberg. 1990 aus dem uckermärkischen Drense von
Fahlberg umgesetzt.
Glocke. 1882. Bronze. Glockengießerei G. A. Janck Leipzig. Geschenk der
Brandenburgischen Provinzialsynode (i).
Ansehnlicher Kirchenbau in historisierenden Formen. Durch seine erhöhte
Lage und den lebhaften Kontrast aus roten und gelben Ziegeln bildet er
einen Blickfang im Ortsbild, der seine Eigenart durch die Umsetzung
spätromanischer Formen in damals modernem Ziegelmaterial und
Ausführung in »Miniaturformat« gewinnt.
Quellen: BLHA, Pr. Br. Rep. 2 A II, Ostprignitz, Nr. 2322 (1869-1912); LABB,
Best. 14/14.679 (1877-1904).
Literatur: Das Rheinsberg-Fürstenberger Seengebiet 1974, S. 78; Ewert
2001, S. 46-48; Kirchenfassade ist ‘was fürs Auge, in: Rheinsberg 2002, S.
21; Schwanz 2002, S. 152.