Denkmaltopographie Ostprignitz-Ruppin, Bd. 13.2, 2003, S. 273 ff.

Der barocke Kirchenbau steht in der Dorfmitte auf der Südseite inmitten des
von einer Feldsteinmauer mit Ziegelabdeckung und Ziegelpfeilern
umgrenzten Kirchhofs. Während sich die Dorfstraße westlich der Kirche
platzartig weitet, stehen die Gehöfte östlich in der Flucht des Kirchenbaus.
Keller war ursprünglich Mutterkirche (erwähnt 1541) mit zwei Pfarrhufen
(1541, 1574, 1687). Bereits 1602 wohnte der Pfarrer in Lindow, dessen
Tochterkirche Keller seit 1757 ist. Es gehörte zur Superintendentur Lindow-
Gransee, heute zum Kirchenkreis Gransee. Das Patronatsrecht hatte das
Nonnenkloster Lindow, ab 1541 das gleichnamige Amt, ab 1764 das Amt Alt
Ruppin.
An Stelle eines Vorgängers entstand 1743 der jetzige Kirchenbau. Dieses
Datum findet sich auch auf der Windfahne des Turms. Ins Jahr 1744 ist der
Kanzelaltar datiert. 1829-32 liefen Planungen für eine Instandsetzung des
Turmhelms; als Ausführender war Maurermeister Splettstößer aus Alt-
Ruppin vorgesehen (a). Eine Kirchenrenovierung fand 1864 ihren Abschluss
(a). Beteiligt waren u.a. Maurermeister Drescher, Zimmermeister Klagemann
und Tischlermeister Gabert, alle aus Lindow, sowie Maler Brandt und
Glasermeister Zehmke aus Gransee. Damals dürften die bis heute
vorhandenen Eisensprossenfenster entstanden sein. Zu einer Renovierung
des Äußeren und zur Anschaffung einer neuen Turmuhr kam es 1892 (a).
Längst wieder übertüncht (Spuren im Süden der Westwand) ist der
Neuanstrich des Kircheninneren durch Malermeister Schröter 1904 (a); eine
1899 geplante reichere, teils figürliche, teils ornamentale Ausmalung durch
Anton Schmitz aus Berlin (a) war offenbar nicht zustande gekommen. An
Reparaturarbeiten der Kirche 1911 (a) erinnert noch die Inschrift »RNV.
1892, 1911« auf der Wetterfahne. Bis 1985 wurden Turm und Kirchendach
in Eigenarbeit der Gemeinde repariert und das Innere neu gestrichen. 2003
erfolgte eine umfassende Sanierung des Turms.
Es handelt sich um einen kurzen, aber breiten Rechtecksaal mit nach Osten
abgewalmtem Dach und eingezogenem Westturm über quadratischem
Grundriss. Der aus Mischmauerwerk aufgeführte Bau besitzt barocke
Putzfassaden mit zarter Gliederung. Lisenen betonen die Gebäudeecken,
schwach vortretende Risalite die Mitte der Längsseiten. Eine reichgebildete,
damit verkröpfte Traufzone aus profiliertem Gesims, Friesstreifen und
weiterem Gesims bildet den oberen Abschluss. Die je drei großen
Flachbogenbogenfenster der Längs- und die zwei der Ostseite sind durch
Faschen mit Schlusssteinen eingefasst. In der mittleren Fensterachse
befindet sich auf der Nordseite der Haupteingang. Der Turmschaft ist in drei
Geschosse gegliedert. In dem durch eine kräftige Gesimszone
abgeschlossenen, bis zur Traufhöhe des Schiffs reichenden Keller, untersten
Geschoss, befindet sich das von einer hohen Rundbogenblende umfangene
flachbogige Westportal. Über dem niedrigen Mittelgeschoss mit Rundöffnung
springt der Turm mit Pultdächern zurück. Rundbogige Schallöffnungen
akzentuieren das schlanke Freigeschoss, dessen Abschlussgesims auf jeder
Seite für die Zifferblätter der Turmuhr halbkreisförmig ausschwang (bei der
Erneuerung um 1985 verunklärt). Das Zeltdach geht durch abgefaste Ecken
in einen achtseitigen Abschluss über; darauf sitzt ein zierlicher geschweifter
Aufsatz. In seinem unteren Teil besteht der Turm aus massivem Mauerwerk,
oben aus einer Fachwerkkonstruktion, die außen durch eine Ziegelschicht
verblendet ist. Das Kircheninnere wird durch eine Putzdecke mit von
profilierten Stuckleisten gerahmter Voute abgeschlossen. West- und
Nordportal besitzen aufgedoppelte Türblätter. Über dem Schiff befindet sich
eine verzapfte Dachkonstruktion mit geringen Sparrenabständen, liegendem
Stuhl und integriertem Hängewerk. Besonders sorgfältig sind die
Hängesäulen mit abgefastem Kopfteil ausgebildet.
Ausstattung
Kanzelaltar. 1744 (i). Hölzerner Aufbau mit polygonalem Korb, kuppelartigem
Schalldeckel und rundbogigem Zugang mit Schlussstein in der Rückwand;
Wangen mit stilisierten, rosettenbesetzten Voluten. Der hölzerne Altartisch
separat stehend.
Taufe. 1959 (i). Sandstein; balusterartig in barocken Formen.
Orgel. 1883 von Hollenbach aus Neuruppin (a); 1967 von W. Sauer repariert.
Fünfteiliger Prospekt mit Pilastergliederung und rundbogigen Öffnungen,
über der mittleren Dreiecksgiebel, über den seitlichen Palmetten,
innen Akroterien.
Kronleuchter. Erste Hälfte 19. Jh. Mit Glasprismen behängte Bronzekrone.
Empore. 18. Jh. Vollständig erhaltene dreiteilige Empore auf toskanischen
Holzsäulen, geschlossene Brüstungen mit rechteckigen Zierfeldern
(Füllungen mit gekehlten Ecken); Übergang zwischen Westteil und kurzem
Nord- bzw. Südarm geschwungen.
Gemeindegestühl. 18. Jh. Holz, mit profilierten Wangen. Angeordnet in vier
Blöcken.
Gedenktafel für Gefallene der Befreiungskriege 1813-15. Holztafel mit
seitlichen Pilastern und marmorierender Bemalung. Nordseite. Gedenktafel
für die Gefallenen 1914-18. Steintafel. In der Turmhalle.
Glocke. 1931 (i); Gussstahl.
Mit der bewahrten feinen Putzgliederung, der guten Proportionierung, dem
ortsbildprägenden Westturm und dem ansprechenden Innenraum ist die
Kirche von Keller ein charakteristisches und besonders schönes Beispiel für
einen Dorfkirchenneubau am Beginn der friderizianischen Epoche. Das
breite Schiff mit der bis heute erhaltenen Empore wurde funktional an den
Bedürfnissen einer protestantischen Predigtkirche orientiert. Zu den besten
Zimmermannsarbeiten der Region gehört die aufwendige barocke
Dachkonstruktion. Im 19. Jh. wurde der Innenraum durch weitere
Ausstattungsstücke bereichert (Kronleuchter, Orgel).
Quellen: BLHA, Pr. Br. Rep. 2 A II, Ruppin, Nr. 1408-1410 (Bau und
Unterhaltung 1783-1903 bzw. 1904-37; Orgel).
Literatur: Inventar 1914, S. 104-106; Wiborny 1967 (Erfassungskartei
BLDAM); Enders 1970, S. 117f.; Kurztopographie, S. 111f. (sehr knapp);
Mehlhardt, Dieter, Keller (= Märkische Kirchen, Folge 154), in: Potsdamer
Kirche (1985), Nr. 20, S. 8; Dehio 2000, S. 497 (knapp).