Denkmaltopographie Märkisch-Oderland, Bd. 9.1, 2005, S. 283 ff.

Die Kirche steht leicht erhöht auf dem nahezu kreisförmigen Dorfplatz,
umgeben von Hecken und einer Rasenfläche. Vor der südlichen Längsseite
befindet sich ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Es besteht
aus einem Sockel und einem polygonalen abgetreppten Granitaufsatz, der mit
Eisernem Kreuz und Gedenktafeln für die Kriegsgefallenen aus Altbliesdorf,
Neubliesdorf und Vevais versehen ist.
Bliesdorf gehörte seit frühester Zeit als Filia zur Parochie Kunersdorf, bis man
1798 die Kunersdorfer Pfarre einzog und nach (Alt)Friedland verlegte. Seitdem
wurden Alt- und Neubliesdorf der Mutterkirche Wriezen untergeordnet. Bliesdorf
ist heute Teil des Pfarrsprengels Altfriedland-Kunersdorf.
Schon 1480 wird eine Hufe Land als zur Kirche gehörend erwähnt, der Prediger
hatte drei Hufen Ackerland. Patronatsrechte besaß 1799 die Gräfin von
Itzenplitz-Friedland auf Kunersdorf. Seit 1846 ist als Hauptpatron die Herrschaft
von Eckardstein belegt; zeitweilig waren der Magistrat von Wriezen, der
Domherr von Bredow auf Ihlow bzw. zu Beginn des 20. Jh. die adligen Familien
von Bredow und von Treskow, am Patronat beteiligt.
Baugeschichte
Die heutige Kirche hatte zwei Vorgängerbauten. Eine mittelalterliche Feldsteinkirche
soll im Dreißigjährigen Krieg zerstört worden sein. Die 1701 erbaute Fachwerkkirche
mit dreiseitiger Empore und Turm mit Kuppeldach wurde abgebrochen, bevor
1881/82 der massive Neubau entstand. Seine Einweihung erfolgte am 6.11.1882
(a). Nach Brandschäden am Ende des Zweiten Weltkriegs waren umfangreiche
Bauarbeiten notwendig. Das komplette Dach sowie die Innenausstattung mussten
erneuert werden; 1951 erhielt der Turm als Ersatz für die kriegszerstörte, ehemals
sechseckige Turmspitze seinen jetzigen Abschluss; die Pläne dazu fertigte der
Architekt Gerhard Bischof aus Bad Freienwalde. Maler- und Verglasungsarbeiten
wurden 1969 durchgeführt. 1981 erfolgte eine Renovierung des Innenraums. Das
Ziegelmauerwerk der Westseite zeigt noch heute zahlreiche Einschussspuren von
den Kämpfen am Ende des Zweiten Weltkriegs.
Beschreibung
Die Saalkirche über Feldsteinsockel errichtet als unverputzter Ziegelbau mit
Satteldach. An der östlichen Giebelseite ein Sakristeianbau mit Walmdach und
zwei spitzbogigen Fenstern; im Westen ein eingezogener Turm auf
quadratischem Grundriss, flankiert von polygonalen Treppenhäusern. Die von
jeweils vier hohen Spitzbogenfenstern mit gestufter Laibung gegliederten
Längsseiten schmucklos bis auf einen farbig abgesetzten Fries und das
profilierte Ziegelgesims im Traufbereich. Sparsame Formen kennzeichnen auch
den Westturm, dessen Gestaltung von Spitzbogenfenstern, Ecklisenen und
einem Fries im Obergeschoss bestimmt wird. Darüber verputzter
Turmabschluss mit leicht eingeknicktem Pyramidendach. Im Turmvorbau das
rundbogige Hauptportal, dessen Schmuck ein abgetrepptes Gewände und eine
wimpergartige Bekrönung bilden. In den Anbauten je ein Nebeneingang mit
flachbogigem Abschluss.
Hinter dem Hauptportal folgt eine kleine Vorhalle und anschließend der sehr
schlichte Kirchensaal. Seine jetzige Gestaltung weitgehend aus der Zeit nach
1945. Der Raum versehen mit flacher Holzdecke, die über drei tragenden, an
Hängewerken im Dachstuhl befestigten Balken liegt. An der Westseite in
flachbogiger Blendnische an Stelle der zerstörten Orgel die Inschrift: »Eine
feste Burg ist unser Gott«. Beidseitig des Altars je ein farbiges Fenster mit
Bleiverglasung. Künstlerisch bemerkenswert der barocke Kanzelaltar, 1696 von
Samuel Liebenwald für die Georgenkirche in Freienwalde gestiftet. Er war
bereits unmittelbar nach dem Krieg in Bliesdorf aufgestellt worden, kam 1956
nochmals zurück in die Georgenkirche und wurde nach deren Umbau zur
Konzerthalle 1978 wieder hierher versetzt.
Ausstattung
Kanzelaltar. 1696 von Samuel Liebenwald gestiftet (i). Holz geschnitzt,
Säulenaufbau versehen mit ausladendem Akanthusschnitzwerk und in der Mitte
vorkragender Kanzel. Diese mit polygonalem Korb und gewölbtem, von
Akanthus und Palmzweigen geschmückten Schalldeckel; darauf bekrönende
Schnitzfigur des auferstandenen Christus (ursprünglich mit Siegesfahne),
eingerahmt von zwei Engeln mit Spruchbändern. 1998 restauriert.
Taufe. 1882, Holz; oktogonaler Standfuß und oktogonales Becken mit
neogotischem Dekor und Messingschale.
Gestühl. Nach 1945, Holz; schlichte Bankreihen in zwei Blöcken.
Drei Glocken. 1954, 1961, 1963 (i); Eisenhartguss; gegossen von Schilling,
Apolda und KG Angermünde.
Bedeutung
Die Dorfkirche ist städtebaulich auffallend durch ihre Lage als freistehender Bau
in der Ortsmitte. Sie hat Bedeutung als typisches Beispiel einer in Anlehnung an
die märkische Backsteingotik gestalteten Dorfkirche des ausgehenden 19. Jh.
Hauptschmuck im Inneren ist der künstlerisch wertvolle barocke Kanzelaltar.
Quellen: BLHA, Pr. Br. Rep. 2 A, Regierung Potsdam II OB, Nr. 147;
Superintendentur Seelow, II C 145-1 (436), II C 145-2 (219), II C 145-3 (220), II
C 490-1 (445), II C 511 (443); ELAB, 014/14702, 003/02-287, 35 III a Karton 36
h 18 und 338 h 18; GStA PK, X. HA Brandenburg, Rep. 2 B Abt II Regierung
Potsdam, Nr. 521; BLDAM, Altakten und Erfassungskartei Eichler 1967.
Literatur: Bergau 1885, S. 179; Schmidt, Rudolf, 1926, S. 162-65; Dehio
Brandenburg 2000, S. 88.