Denkmaltopographie Märkisch-Oderland, Bd. 9.1, 2005, S. 241 ff.

Die Kirche befindet sich inmitten des Dorfes auf dem ovalen Dorfplatz. Sie steht
dort völlig frei und ist bis auf eine alte Eiche von jüngerer, niedriger Bepflanzung
umgeben. Altmädewitz ist seit frühester Zeit Tochterkirche von Wriezen (1540,
1623, 1817 erwähnt) und unterstand nach Einführung der Reformation der
Wriezener Superintendentur. Das Patronat lag beim Fiskus.
Baugeschichte
Den Überlieferungen zufolge beabsichtigten die Altmädewitzer erstmals 1822,
ein eigenes Bethaus zu errichten; bislang hatten sie die Kirche in Wriezen
besucht bzw. nach der Oderverwallung die in Altreetz. Das Altmädewitzer
Schulhaus schien für kirchliche Zwecke nicht geeignet, weshalb der Wriezener
Bauinspektor Karl August Schwieger 1828 von der Gemeinde den Auftrag zum
Bau einer Kirche erhielt. Die gewünschte staatliche Unterstützung blieb jedoch
aus. Acht Jahre später wurde das Vorhaben erneut aufgegriffen. Da auch zu
diesem Zeitpunkt keine Beihilfen gewährt wurden, beschlossen die
Dorfbewohner, den Bau aus eigenen Mitteln zu finanzieren. Zimmermeister
Friedrich aus Wriezen legte zwei Entwürfe vor, in Fachwerk- und in massiver
Bauweise. Die Gemeinde entschied sich für den teureren Massivbau, wobei der
Turm aus Kostengründen von geringerer Höhe sein sollte. Die Tischlerarbeiten
übernahm Meister J. F. Graßhof aus Wriezen. Der Kirchenbau wurde innerhalb
weniger Monate fertiggestellt und am 19.11.1837 eingeweiht (a).
Nach erheblichen Schäden im Zweiten Weltkrieg wurden die Kirchenfenster
erneuert. Später erhielt der Bau einen neuen Außenputz. 1987 wurden
Sanierungsarbeiten im Bereich des Turms und die Neueindeckung des
Kirchendachs durchgeführt. Die Abtrennung eines Vorraums zur Nutzung als
Winterkirche erfolgte vermutlich in den 1970er Jahren.
Beschreibung
Der rechteckige Saalbau mit flach geneigtem, ziegelgedecktem Satteldach
besteht aus verputztem Backsteinmauerwerk über einem Feldsteinfundament.
Die beiden Längsseiten werden durch jeweils vier hohe Fenster mit reichem
Sprossennetz und Putzrahmungen sowie durch ein Stuckgesims gegliedert, die
östliche Giebelseite in ähnlicher Form durch ein mittleres Rechteckfenster und
zwei seitliche Blendnischen (die südliche mit Nebeneingang). Das Giebelfeld
wird von einem großen Halbkreisfenster akzentuiert. Der dreigeschossige
quadratische Westturm ist fast vollständig in den Baukörper einbezogen und
endet in einem flachen Pyramidendach. Die oberen Turmecken bestehen aus
vier stumpfen Pfeilern; sie waren ursprünglich mit gusseisernen Akroterien
geschmückt. Im vorspringenden Turmteil befindet sich der Haupteingang mit
kräftigem Gebälk, darüber drei schmale Schlitzfenster und im Hauptgesims
über der Tür ein Fries.
Der Innenraum hat sich mit seiner sparsamen klassizistischen Einrichtung und
der bauzeitlichen Farbfassung in weißen und hellen blau-grünlichen Tönen mit
goldenen Farbakzenten fast unverändert überliefert. Ein Akanthusfries und eine
Voute rahmen die Flachdecke. Die dreiseitig umlaufende Empore ist zwischen
hölzernen Stützpfeilern mit Kannelierung eingespannt; ihre Brüstungen
schmücken marmorierte, durch kleine Pilaster getrennte Felder und ein
Mäanderfries. Darauf abgestimmt zeigt sich die Gestaltung der Altarrückwand in
Ädikulaform, bestehend aus vier flachen Pilastern mit aufgemalter Kannelierung
sowie geradem Gebälk mit Inschrift und stehendem Akanthusfries. Die
gegenüberliegende Orgel ist geschmückt von vergoldeten Palmetten und
Rankenwerk. Mitgeprägt wird der Raumeindruck durch das seitlich eines
Mittelgangs in zwei Blöcken aufgestellte schlichte Gestühl und die bauzeitlichen
Leuchterkronen. An der ersten Stütze der südlichen Empore verweist eine
Hochwassermarke auf den Wasserstand am 16. März des Flutjahres 1838.
Ausstattung
Kanzelaltar. 1837, Holz gefasst; mittig vorkragende, halbrunde Kanzel mit
geschwungenem Kanzelboden und Pinienzapfen-Abschluss, der halbrunde
Schalldeckel mit Palmetten-Fries; Brüstung mit Inschrift: »Seelig sind, die
Gottes Wort hören und bewahren«. Freistehender einfacher Holzaltar mit
seitlicher Brüstung.
Taufe. 1837, Holz gefasst, achtseitig mit geschwungenem Deckel.
Orgel. 1845 von Orgelbauer Lang, Berlin.
Empore. 1837, Holz, beidseitig bis zur Ostwand durchlaufend. Inschrift im
westlichen Mittelfeld: »Christus der Weg, die Wahrheit und das Leben«.
Zwei Glocken. 1920, Gussstahl; Inschrift » Im Weltkrieg verschwand ich zu
Deutschlands Wehr – aufs neue erstand ich zu Gottes Ehr. Im Jahre 1920
Dorfgemeinde Altmedewitz«.
Gedenktafel. 19. Jh., Holz, auf der Orgelempore, zum 50jährigen
Dienstjubiläum des Lehrers J. M. Jüterbock (i).
Zwei Kriegergedenktafeln. 1870 und 1918, Marmor.
Kranz (Totenkrone) Zweite Hälfte 19. Jh.; unter Glasglocke seitlich des
Kanzelaltars.
Drei Leuchterkronen. 1837, Messing.
Bedeutung
Als Folge der Trockenlegung des Oderbruchs gelangten die ehemaligen
Fischerfamilien durch ihre neue Erwerbsform um 1800 allmählich zu Wohlstand.
Damit kam bei den Altmädewitzern der Wunsch auf, im Dorf ein eigenes
Gotteshaus zu besitzen. Die Kirche ist ein ansehnliches Beispiel für die zweite
Generation der Gotteshäuser, die nach der Trockenlegung des
Oderbruchgebiets in den Dorfgemeinden entstanden und die nun in soliderer
Bauweise ausgeführt wurden. Bemerkenswert ist die schlichte klassizistische
Innenausstattung, die in seltener Vollständigkeit erhalten blieb. Durch ihre
Stellung im Dorfkern ist die Kirche von ortsbildprägender Wirkung.
Quellen: BLHA, Pr. Br. Rep. 2 A, Regierung Potsdam III, Wriezen, Nr. 20716; II
OB Nr. 187, 188; Pr. Br. Rep. 7, Wriezen, Nr. 254, 255; Superintendentur
Seelow II B 145-1 (26), II B 512-3 (494); ELAB 003/02-281, ELAB 35 III a, s 18
Karton 339; BLDAM, Altakten.
Literatur: Schmidt, Rudolf, 1930, S. 38-39; Eichler 1967 (Erfassungskartei
BLDAM); Schmidt, Peter: Die Dorfkirche von Altmädewitz, in: Heimatkalender
für den Kreis Bad Freienwalde 31/1988, S. 58-62, Dehio Brandenburg 2000, S.
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