Denkmaltopographie Märkisch-Oderland, Bd. 9.1, 2005, S. 314 ff.

Die Fachwerkkirche steht frei auf dem Dorfplatz östlich der Dorfstraße. An ihrer
Nordseite schließt sich der 1768 eingerichtete Friedhof mit Kapelle an. Er ist
von einer Ziegelmauer umgeben. Auf dem Friedhof stehen zwei
Zinkgusspostamente mit steinernen Sockeln, entstanden für Anna Maria Zähme
(gest. 1865) und Martha Louise Zähme (gest. 1871); die Rückseiten sind mit
Trauersprüchen und die Seiten mit Engelreliefs versehen. Östlich der Kirche
befindet sich ein Glockenschauer, in dem zwei Glocken aus der Frühzeit der
Kirche untergebracht sind. Der Kirche gegenüber steht das kleine, ebenfalls in
Fachwerk errichtete Spritzenhaus.
Die Kleinbarnimer Kirche gehörte bis 1860 zur Wriezener Mutterkirche, danach
wurde sie Filia von Alttrebbin. Das Patronat hatte das Kloster bzw. die
Herrschaft Altfriedland inne. Altbarnim ist heute Teil des Pfarrsprengels
Neutrebbin.
Baugeschichte
Das Bethaus wurde 1776 (i) aus eigenen Mitteln der Gemeinde errichtet. 1861
sind nachweislich Reparaturen erfolgt; 1891 nahm man einen Neuanstrich des
Außenbaus und des Innenraums vor; der Innenanstrich wurde 1922 abermals
erneuert. 1927 mussten das Kirchenäußere und der Glockenschauer einer
Sanierung unterzogen werden. Verschiedene Renovierungsarbeiten folgten in
der Nachkriegszeit, u.a. erhielt 1967 der Innenraum eine neue Farbfassung,
1975 sanierte man den Außenbau und zwei Jahre später wurde das
Kirchendach erneuert. 1953 erhielt das Bethaus den jetzigen Turmanbau. Die
Entwürfe dazu fertigte der Architekt Gerhard Bischof, Bad Freienwalde;
ausgeführt wurde der Turm durch die Baufirma Fritz Christoph, Wriezen. Dieser
Turm erwies sich jedoch für die Glocken als nicht ausreichend tragfähig.
Daraufhin errichtete die Kirchengemeinde in Eigeninitiative einen stählernen
Glockenstuhl. In den Jahren 1998-2000 wurde das Kirchenäußere einer
Generalsanierung unterzogen.
Beschreibung
Auf annähernd rechteckigem Grundriss kleiner, dreifach verriegelter
Fachwerkbau mit Ziegelsockel und Walmdach. Die Gebäudeecken im Osten
abgeschrägt. Hier sowie an den anderen beiden Gebäudeecken das Fachwerk
durch Diagonal- und Kopfstreben gestaltet. Zur Belichtung dienen axial in zwei
Ebenen übereinander angeordnete Sprossenfenster, die oberen mit
flachbogigem Abschluss. An der Südseite der Turm von 1953 mit
lamellenverkleidetem Glockengeschoss und Pyramidendach. In seinem
Erdgeschoss der Eingang ins Kircheninnere. Im kleinen Vorraum ein Aufgang
zur hufeisenförmigen Empore. Der flachgedeckte Saal mit kompletter
Ausstattung aus der Bauzeit (Empore auf Holzsäulen, Kanzelaltar, Gestühl).
Die Wände in Sichtfachwerk, Farbfassung in Pastelltönen. Der Fußboden mit
keramischen Platten in Schachbrettmuster belegt. Über der mit Schnitzwerk
verzierten Eingangstür das Baudatum 1776. Die 1861 angeschaffte Orgel
(Orgelbauer Landow, Wriezen) im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Ausstattung
Altar. Anfang 17. Jh., stammt vermutlich aus der Stadtkirche Altfriedland. 1776
umgestaltet zum barocken Kanzelaltar. Architektonischer Aufbau mit
Kolossalordnung, gerahmt von geschnitztem Rankenwerk. In der Mitte
vorkragende Kanzel mit reichem Schnitzwerk an Fuß und Schalldeckel. Die vier
Nischen der Altarwand besetzt mit Schnitzfiguren, in der Predella
Abendmahlsrelief. An Stelle des Kanzelkorbes ursprünglich wohl
Kreuzigungsrelief, ein erhaltenes Fragment davon im Bereich rechts des Altars
aufgestellt.
Mensa. 1776, Holz.
Zwei Altarleuchter. 1777, Messing.
Taufe. 1776. Hölzerner oktogonaler Standfuß.
Emporen. 1776, Holz. Dreiseitig umlaufend auf Holzsäulen, geschlossene
Brüstung mit Rechteckfeldern.
Kirchengestühl. 1776, Holz. Kastengestühl in fünf Blöcken.
Kronleuchter. 1863, Messing.
Kriegergedenktafel. 1921, Holz, Gedächtnistafel für die Gefallenen des Ersten
Weltkriegs.
Zwei Glocken. Im Glockenstuhl, gegossen 1786 von Johann Friedrich Thiele,
Berlin, und 1789 als Umguss der 1776 angeschafften Glocke durch Gebrüder
Fischer, Königsberg (Neumark).
Bedeutung
Die Kirche gehört zu den wenigen im 18. Jh. errichteten Fachwerkkirchen im
Oderbruch, die samt ihrer bauzeitlichen Innenausstattung in großer
Geschlossenheit überliefert sind. Sie ist damit ein besonders wertvolles Zeugnis
für die Sakralbaukunst und das Kunsthandwerk der Barockzeit in dieser Region.
Der kleine Sakralbau ist von der aus Richtung Alttrebbin kommenden
Landstraße her als markanter Blickfang zu erleben. Zusammen mit dem
ebenfalls in Fachwerk errichteten Spritzenhaus bildet die Kirche ein
ortsbildprägendes Ensemble.
Quellen: BLHA, Pr. Br. Rep. 2 A, Potsdam II OB, Nr. 1079; Superintendentur
Seelow, II E 145-1 (446), 145-2 (315), II K 511 (472); ELAB, 03/02-278.
Literatur: Schmidt, Rudolf, Vom Fischerdorf zum Bauerndorf, in: Oberbarnimer
Kreiskalender 15/1926. S. 135-139; Schmidt, Rudolf, 1930, S. 94-95.