Denkmaltopographie Märkisch-Oderland, Bd. 9.1, 2005, S. 247 ff.

Die spätbarocke Kirche befindet sich im historischen Dorfkern am
nordwestlichen Ende des Dorfangers. Sie steht, umgeben von alten
Ahornbäumen, südlich des Schlossparks, mit ihrer Ostseite zum Dorfanger
ausgerichtet. Der einst um das Gotteshaus gelegene Friedhof wurde 1859
geschlossen.
1459 gehörte Ranft ebenso wie Freienwalde zur Sedes Strausberg, 1527
jedoch zur Sedes Friedland. Ranft war seit jeher Tochterkirche von
Freienwalde und auch heute zählt Altranft zum dortigen Pfarrsprengel. 1375
war die Pfarre mit vier Hufen ausgestattet. 1540 wird Caspar von
Uchtenhagen als Kirchenpatron genannt. Das Patronat wechselte 1600 zur
Gutsherrschaft von Pfuhl und ging dann an die späteren Gutsherren über.
Letzter Patron von Kirche und Schule war Carl Eschenbach.
Baugeschichte
Die heutige Kirche hatte zwei Vorgängerbauten: Ein erstes, vermutlich in
Fachwerkbauweise ausgeführtes Bethaus aus der Pfuelenzeit, in dem sich die
sog. Pfuelengruft befand, wurde 1607 durch einen massiven Feldstein-
Ziegelbau ersetzt. Diese zweite Ranfter Kirche, der 1689 ein neuer Turm
aufgesetzt wurde, war Mitte des 18. Jh. baufällig. Die damalige Gutsbesitzerin
Caroline Marianne von Marschall ließ das Gebäude abbrechen und initiierte
einen Neubau, der im Herbst 1752 eingeweiht werden konnte. Zur Einfriedung
des Kirchhofs errichtete man eine hohe Mauer. Der Turm wurde 1795 und
abermals 1820 einem Umbau unterzogen. 1826 folgten bauliche
Veränderungen im Inneren der Kirche einschließlich Verbesserung der
Emporen, ausgeführt durch Zimmermeister Friedrich aus Wriezen, sowie eine
Neuausmalung durch den Maler Buchwitz. Weitere Sanierungsarbeiten sind für
die 1880er Jahre belegt. 1901 entstand der neue massive Kirchturm, ein
Geschenk der Gräfin Veronika von Hacke. 1906 nahm man weitreichende
Veränderungen vor: Das Kirchendach wurde über die Orgelempore hinaus
verlängert, der Innenraum erneuert, der seitliche Eingang zur Pfuelengruft
geschlossen und das Begräbnisgewölbe für die damalige Gutsherrschaft von
Hacke an der Westseite der Kirche geschaffen. 1947 erfolgte der Umbau dieses
Raumes zur Winterkirche und 1952 kam es zu einigen Erneuerungsarbeiten
anlässlich des 200-jährigen Bestehens. 1973 wurden das Kircheninnere
einschließlich des Deckengemäldes renoviert und die Empore gegenüber der
Patronatsloge beseitigt. In den 1990er Jahren stellte man erhebliche Schäden
an der Gebäudehülle und am Dachwerk fest. 2004 konnten die
Fassadensanierung, die Reparatur der Dachkonstruktion sowie die
Neueindeckung (Biberschwanz-Kronendeckung) abgeschlossen werden.
Beschreibung
Auf rechteckigem Grundriss erbaute Saalkirche mit geradem Ostschluss,
eingezogenem Westturm und Walmdach. Die Putzfassaden sparsam gegliedert
durch Wandvorlagen, Ecklisenen und Kranzgesims sowie durch hohe
flachbogige Fenster mit Rahmung und Schlusssteinbetonung. Dabei jeweils die
Mitte der fünfachsig angelegten Längsseiten betont; an der Nordseite zusätzlich
durch Dreiecksgiebel und zwei kleine Blendfenster. Die Ostwand symmetrisch
aufgebaut: In der Mitte eine Blendnische, darunter Tür mit Freitreppe und
seitlich davon je ein Fenster. Der neobarocke Turm dem Langhaus
gestalterisch angepasst, aber insgesamt reicher gegliedert. Nördlich am
Turmunterbau befinden sich ein Wendeltreppentürmchen und ein
Seiteneingang, an der Südseite eine Blendnische und ein Ovalfenster. An der
Westseite des Turms übergiebelter Risalit, darin angeordnet das Portal,
repräsentativ gerahmt durch zwei Dreiviertelsäulen und einen karniesbogigen
Giebel. Die genietete Holztür von 1752. Auf dem Turmdach ein übereck
gestellter Dachreiter mit langgezogener Helmspitze, diese bekrönt von Knauf
und Wetterfahne. Das Langhausdach besitzt eine liegende Stuhlkonstruktion
mit sieben dicht aufeinanderfolgenden Hängewerken; im Westen verweist ein
doppelt stehender Stuhl auf die Stelle, an der sich der frühere Turm befand.
Innen der Kirchensaal in Altrosa- und Grautönen gefasst und die geputzte
Flachdecke von Voute und umlaufendem Gesims gerahmt; im Deckenspiegel
eine Darstellung der Himmelfahrt Christi von 1906. Zur klassizistischen
Ausstattung gehören die dreiseitige Empore und die mit Fenstern geschlossene
Patronatsloge an der Nordseite, beide auf toskanischen Säulen, sowie das
Kastengestühl. Der Kanzelaltar mit seitlichen Durchgängen in barocken Formen
aus der Bauzeit. Im Turmuntergeschoss ehemalige Begräbnisstätte der Familie
von Hacke mit Kreuzgewölbe, jetzt Winterkirche. Im Vorraum flachbogige
Nische mit Gemälde des segnenden Christus.
Ausstattung
Kanzelaltar. 1752, Holz farbig gefasst. Ädikulaförmiger Aufbau aus zwei
Pilastern und geradem Gebälk, in der Mitte geschwungener Kanzelkorb und
verkröpfter, helmartiger Schalldeckel; als Bekrönung das Auge Gottes im
Strahlenkranz.
Taufe. 19. Jh., Holz, oktogonaler Standfuß und Becken in neogotischer
Gestaltung.
Orgel. 1861, Orgelbaufirma Kienscherf, Eberswalde.
Empore. 1826, Holz, gestrichen. Hufeisenförmig auf der Nord- und Südseite
herumgezogen. Brüstungsfelder marmoriert.
Patronatsloge. 1826, Holz, gestrichen. Auf der Nordseite. Fensterteilung durch
Pilaster, Westecke nach innen eingebuchtet, Brüstungsfelder marmoriert.
Kastengestühl. 1826, Holz, gestrichen. Bänke in vier Blöcken angeordnet.
Leuchterkrone. 1893, Messing, achtarmig mit Weinblättern.
Wandleuchter.1893, Messing, fünf einfache und zwei doppelte mit Weinblättern.
Kriegergedenktafel. Nach 1918, Holz, zum Gedenken an die Gefallenen des
Ersten Weltkriegs.
Glocke. 1911, Bronze. Firma Heinrich Ulrich, Apolda (die beiden Glocken von
1679 und 1792 im Kriegsjahr 1917 abgegeben).
Turmuhr. 1926, gestiftet von Gutsbesitzer Carl Eschenbach anlässlich seiner
Vermählung.
Bedeutung
Die in jüngster Zeit aufwändig sanierte Kirche prägt durch ihren markanten
Standort und ihre Baugestalt das historische Ortsbild. Mit dem stattlichen
neobarocken Turm entfaltet das Bauwerk weitreichende Blickbeziehungen über
das Dorf hinaus. Das stimmungsvolle Kircheninnere zeichnet sich durch seine
bewahrte barocke und klassizistische Ausstattung mit Kanzelaltar, Emporen,
Patronatsloge und Kastengestühl aus. Einschließlich der später
vorgenommenen Veränderungen erinnert die Kirche zudem an wichtige
Etappen in der Geschichte der Altranfter Gutsherrschaft.
Quellen: BLHA, Pr. Br. Rep. 2 A, Potsdam II OB, Nr. 200, 253; BLDAM,
Altakten und Erfassungskartei des IfD.
Literatur: Schmidt, Rudolf, Altranft, in: Aus der Heimat, 1917, S. 169; Schmidt,
Rudolf, 1929, S. 40-43; Schmidt, Rudolf, Die Kirche in Altranft, in: Oberbarnimer
Kreiskalender 21/1932, S. 171-172; Pfeil, Ulrich, Aus der Geschichte der Kirche
Altranft. Altranft 1995; Graef 1997, S. 19.