Dehio Brandenburg, 2012, S. 9 ff.

Eindrucksvoller spätgotischer Saalbau mit nördl. Kapellenanbau (urspr.
Westturm geplant), nach verlorener Inschrift von Bischof Johann von
Schlabrendorff (1501–20) gefördert, Langhaus um 1517(d) überdacht und
1520 mit Wölbung vollendet. 1879/80 um das Westjoch mit Turm erweitert.
Das Schiff in zwei Etappen errichtet. Beg. vermutlich A.16.Jh. als niedriger,
auf Wölbung angelegter Feldsteinbau mit Backsteindetails und nach innen
gezogenen Strebepfeilern. Aufwendigere Weiterführung (nach Stiftung von
Schlabrendorff?) in Backstein und Erhöhung der Wände (Zusetzung der
vorbereiteten Fensterblenden), ohne Strebepfeiler. Große drei- und vierteilige
Fenster, dazwischen einzelnestichbogige Blenden. Über der Ostseite reicher,
streng gegliederter Stufengiebel mit gitterartigen Friesbändern als erster
belegbarer Nachfolger des südl. Querhausgiebels der Kirche in Bad Wilsnack
(vgl. Westgiebel der Heilig-Grab-Kapelle in Heiligengrabe). Von der älteren
Bauphase die beiden Backsteinportale im Westen und Süden, das südl. mit
reich profiliertem, stumpfspitzbogigem Gewände, außen von Taustab
begrenzt. Die zugehörigen Fenster und Kreisblenden vermauert erhalten. –
Die Nordkapelle schon um 1513(d) unter Dach und mit ähnlicher
Wandgliederung wie der Feldsteinbau, dessen ehem. Fensterblende sie aber
überschneidet. In der Nordwand spitzbogiges Fenster zwischen
Kreisblenden, darüber Backsteingiebel mit gestaffelten Spitzbogenblenden.
Die Ostseite mit großem vierteiligen Fenster mit reich profiliertem Gewände,
das kleine rundbogige Westportal zugesetzt.
Innen. Die beiden Westjoche kreuzgewölbt, die östl. sterngewölbt; die Rippen
z.T. doppelt gekehlt, z.T. als Taustäbe über Konsolen ansetzend
(Heiligengrabe). Das zunächst zwischen den Strebepfeilern angelegte
Nischensystem zugesetzt. Die urspr. für die Gewölbe vorgesehenen
Runddienste nicht benutzt. – In der Nordkapelle hohes Sterngewölbe mit z.
T. doppelt gekehlten Rippen auf glasierten, aus einem Stück Ton gefertigten
Konsolen: Halbfiguren von Grotesken bzw. Teufeln (Pritzwalk; dort auch das
konstruktive System der eingezogenen Strebepfeiler mit Nischenbildung
nachweisbar). Die große Spitzbogenöffnung zum Schiff bis auf eine Tür
vermauert. In der Nordwand der Kapelle breite Stichbogennische zwischen
Wandschränken mit originalen Türblättern, wohl Heilig-Grab-Nische oder
Reliquiendepositorium. In ihrer Laibung Rankenmalerei, an der Rückwand
drei Engel ein Tuch haltend. Mit dem Kapellenanbau der kleine tresorartige
Raum in nördl. Langhauswand eingerichtet. – Schlichte neugotische
Ausgestaltung des späten 19. Jh. Der gotische Hauptaltar seit 1965 in
Pritzwalk. In der Kapelle Schnitzaltar, um 1500 (1504d), Eiche, Fassung
1912 entfernt, in zwei Geschossen Heiligenfiguren, in der Mitte in doppelter
Größe die hl. Anna selbdritt, sämtlich in flachem Relief, unter Baldachinen
aus filigranem Maßwerk. Hölzerne Taufe mit Deckel, 2.H. 16.Jh., achtseitig,
ganzfigurig bemalt, Christus und die Apostel. Z. Zt. im Märkischen Museum,
Berlin, drei Schnitzfiguren um 1520: Kruzifix, Anna selbdritt mit
Fassungsresten sowie vorzügliche Doppelfigur, Anna selbdritt und Katharina.
Ausgelagert die ehem. in den Nordfenstern befindlichen Reste von
Glasmalerei, kurz nach1520, Anna selbdritt und Wappen.