Dehio Brandenburg, 2012, S. 22 ff.

Asymmetrisch zweischiffige siebenjochige Backsteinhalle mit einschiffigem
Langchor von drei Jochen mit Anlaufjoch und 5/10-Schluss. Eine der
bedeutendsten märkischen Bettelordenskirchen. Die komplizierte
Baugeschichte trotz der Grabungen 1988/89 noch nicht vollständig geklärt.
Die erste Kirche ein sehr langgestreckter, gerade geschlossener
Feldsteinsaal von etwas mehr als halber Breite des jetzigen Baus, errichtet
nach M.13.Jh., urspr. wohl mit Flachdecke. Wenig später im Norden
rechteckige Sakristei angefügt. Evtl. noch kurz vor 1300 tiefgreifender
Umbau in Backstein unter Verwendung von Teilen der südl. und westl.
Umfassungsmauern des Feldsteinsaals. Das Bauterrain von vornherein eng
begrenzt durch die schon vorhandenen Klostergebäude im Süden und die im
Norden verlaufende Hauptstraße. Während der ersten Bauphase der östl. an
den Altbau anschließende neue Backsteinchor sowie die zweigeschossige
Sakristei an seiner Südseite errichtet, danach die Bauarbeiten etappenweise
an der Nordseite sowie im Westen fortgesetzt. Die Gliederung der
Westfassade mit je einem Fenster zu Seiten eines mittigen Strebepfeilers
deutet auf eine urspr. geplante symmetrisch zweischiffige Raumaufteilung
des Langhauses hin, die jedoch frühzeitig zugunsten der durch Chor und
Sakristei vorgegebenen asymmetrischen Anlage aufgegeben wurde.
Befunde von einem Dachwerk (am Ostgiebel der Sakristei), das dem heute
vorhandenen mittelalterlichen Dachwerk der 1440er Jahre(d) vorausging,
sowie zahlreiche Detailformen (Fenstergewände, Dienstprofile,
Traufkantenfries) verweisen auf einen bereits vor dem 15.Jh. bestehenden,
relativ einheitlichen Bau. Die auffällige Verwandtschaft mit der Klosterkirche
von Chorin (beg. nach 1273, vollendet um 1300, Weihe 1334) und
übereinstimmende Gestaltungsmerkmale (Ornamentfriese,
Zelebrantennische, Maßwerke u.a.) sprechen für die Errichtung nicht allzu
lange nach 1300, während die Langhauspfeiler zu einer Erneuerung der
Gewölbe im 15.Jh. gehören.
Außenbau. Lange, am Polygon zwei-, auf der Nordseite dreibahnige Fenster
zwischen schmalen, bis fast zum Dachansatz reichenden Strebepfeilern. Die
Westfront von einem Blendengiebel bekrönt, vor das südl.,
vermauerteFenster nachträglich ein Strebepfeiler in der Verlängerung der
Langhausarkaden gesetzt, der untere Teil strebebogenartig vorgezogen, um
das beibehaltene Westportal des Feldsteinbaus auszusparen. Das
Feldsteinmauerwerk der Langhaussüdseite mit urspr. Lanzettfenstern vom
Vorgängerbau, in der Backsteinwand darüber kurze dreibahnige Fenster; die
Strebepfeiler zwischen diesen beim Abriss der Klostergebäude
ausgebrochen, die der fensterlosen Sakristeiwand erhalten. Die Ostwand der
Sakristei und die in stumpfem Winkel auf sie treffende Südwand des
Chorpolygons unter einem gewinkelten Blendengiebel zusammengefasst (St.
Marien): am Sakristeigiebel ein ansteigender Treppenfries über Vierpassfries
im Traufbereich. Die Einheitlichkeit der Einzelformen (Fensterprofile,
Traufgesims und unter diesem umlaufender Plattenfries mit Blattrankenmotiv)
an der dem Kloster zugewandten Südwand durch reduziertes Fensterprofil
und fehlenden Plattenfries aufgegeben. – Im vierten Joch der Nordseite ein
Spitzbogenportal mit fein profiliertem Gewände aus abwechselnd glasierten
und unglasierten Formsteinlagen (evtl. unter pommerschem Einfluss) in einer
gitterartig von Vierpässen durchbrochenen Vorlage (vgl. Gitterfries am
Choriner Brauhaus) zwischen die Strebepfeiler eingespannt; Mittelstütze und
Maßwerkfüllung des Bogenfeldes verloren. Ein weiteres Spitzbogenportal mit
profiliertem Gewände im Süden verband Klausurbereich und Chor.
Innen. Der langgestreckte Raum mit schlanker südl. Arkadenreihe auf hohen
Achteckpfeilern mit aufgelegten Kantstäben, schmalen Dienst-bündeln an
den Wänden und weit herabgezogenen Fenstern vermittelt den Eindruck
strenger Eleganz. Dieser beruht auf der Reihung gleichbleibender
Einzelelemente in Hauptschiff und Chor, deren Wirkung durch die
Vermauerung der Nordfenster und das Fehlen von Gewölben und
Raumfassung verstärkt wird. Im Südschiff quadratische, in Hauptschiff und
Chor doppelt so breite querrechteckige Joche, urspr. mit
Kreuzrippengewölben auf Vorlagen aus einem kantigem Stab zwischen zwei
Rundstäben, im Polygon Einzeldienste; Kapitelle und konusförmige Basen
mit aufgelegten Blattformen. Die Zuordnung eines von allen übrigen Vorlagen
verschiedenen Vorlagenrests aus drei kräftigen Runddiensten in der Mitte
der Westwand unklar. Die verlorenen Fenstermaßwerke aus den 1933
gefundenen Fragmenten nicht sicher rekonstruierbar. Ein über beide Schiffe
geführter Hallenlettner aus Backstein zwischen sechstem und siebtem Joch
trennte den Laienraum von dem um das östl. Langhausjoch erweiterten
Chor; bis auf den Lettner in der Franziskanerkirche Salzwedel einzig
erhaltener im märkischen Backsteingebiet; mit geringen Resten spätgotischer
Rankenmalerei; in seiner Hauptschifffront drei kreuzrippengewölbte Nischen,
die mittlere als Chorzugang, die seitlichen urspr. Kapellen, im Seitenschiff ein
Durchgang und eine weitere Kapelle, die Brüstungen verloren. In der
Chorsüdwand eine spitzbogige Zelebrantennische mit Blendmaßwerk aus
Vierpässen, gerahmt von einem Blattrankenfries (z. T. erneuert). Daneben
die fein profilierte Türöffnung zur Sakristei; im Westteil von deren Südwand
Feldsteinmauerwerk des ersten Baus, die übrigen Wände in Backstein mit
reicher Nischengliederung; z.T. Weihekreuze auf Putzkissen erhalten; die
vier Kreuzgewölbe auf Konsolen samt reichen Malereien (urspr. stark farbig
differenziert gefasste Birnstabrippen ebenso wie der Stern- und Liliendekor
der Kappen jetzt graugrün verfärbt), 1.D.14.Jh. Das hohe
Sakristeiobergeschoss (sog. Armarium) dem Jochschritt des Chors
entsprechend mit drei wohl nachträglichen Kreuzrippengewölben, die
Lüftungslöcher mit grotesken Köpfen bemalt, um M.15.Jh. (St. Marien),
bauzeitlich in Bogenlaibung des Ostfensters gemalter Rankenfries.
Obergeschoss und Dachstuhl ehem. über ausgebrochenen Wendelstieg in
der Südwand erreichbar. – An der Langhaussüdwand Reste von im Land
Brandenburg selten frühen Wandmalereien: zwischen den Lanzettfenstern
freskal eingebundene Fragmente von acht medaillonartigen Brustbildern
gekrönter Heiliger, vermutlich um 1255–60; im östl. Joch z.T. überdeckt von
Malerei der 1.H. 14. Jh. (Christus als Weltenrichter); weiter westl. zwei
spätmittelalterliche lineare Zeichnungen: Ansicht einer Stadt mit Szene am
Heiligen Grab und eine zur Kreuztragung(?) ergänzte Gefangennahme
Christi, 2.H.15.Jh.