Dehio Brandenburg, 2012, S. 18 ff.

Dreischiffige Hallenkirche mit hohem, querrechteckigem Westbau und
zweischiffigem, polygonal geschlossenem Chor.
Baugeschichte. Ein erster Bau – errichtet M. oder 3.V. 13.Jh. aus
Feldsteinquadern, bestehend aus Westbau, Langhaus, eingezogenem,
vermutlich gerade geschlossenem Chor mit eingeschossiger Sakristei auf der
Nordseite – im 15.Jh. durch An- und Umbauten in Backstein verändert: der
Westbau um zwei Geschosse aufgestockt, auf der Langhausnordseite die
1470 als „neu“ bez. Marienkapelle angefügt, das Langhaus zur gewölbten
Halle umgebaut, ein zweischiffiger Chorneubau errichtet (laut Inschrift auf der
Rückseite des Triumphbogens 1520 oder 1526 durch Baumeister K.
Höppener vollendet) und die Sakristei mit einem Emporengeschoss
versehen. 1866–67 umfassende Renovierungsarbeiten sowie
Neuausstattung im Stil der Neugotik. 1909 und 1978 farbliche Neufassung
bzw. Wiederherstellung des Inneren, nach 1990 Instandsetzung der
historischen Dachstühle.
Baugestalt. Der untere Teil des Westbaus ein massiver, bis auf das dreifach
gestufte Spitzbogenportal und seitliche Schlitzfenster völlig geschlossener
Baukörper aus Feldstein, die beiden in Backstein hinzugefügten Geschosse
mit von Blendarkaden gerahmten Öffnungen(Südseite des obersten
Geschosses mit schmaleren Öffnungen wohl A. 16. Jh. erneuert). Das
abschließende Satteldach von seitlichen Stufengiebeln mit Blendenschmuck
eingefasst. Die Außenwände des etwas schmaleren Langhauses aus
Feldsteinmauerwerk vom Bau des 13.Jh.; allein die mehrbahnigen
Spitzbogenfenster mit uneinheitlichen Gewändeprofilen und das Traufgesims
vom Umbau im 15. und 19.Jh. Vermauerte Reste der urspr. Lanzettfenster
und eines Spitzbogenportals im Süden, im Norden ein Lanzettfenster
vollständig erhalten. Der in Backstein errichtete Chor mit breiten
Fensteröffnungen zwischen den Strebepfeilern und einem Putzstreifen mit
Blattrankenfries unter der Traufkante schließt in einem unregelmäßigen 5/12-
Polygon. Analog zur aufgestockten und in den neuen Chor einbezogenen
alten Sakristei im Norden lädt im Süden das Chorseitenschiff über die Flucht
des Langhauses aus. Während die Chorsüdwand direkt in das Polygon
übergeht, schließt die Sakristei im Norden mit gerader Ostwand, die ähnlich
wie an der Franziskanerkirche mit der anschließenden nordöstl.
Polygonwand unter einem Blendengiebel zusammengefasst ist. Im südöstl.
Chorjoch Portal, sein profiliertes Gewände mit eingestellten Rundstäben in
von Vierpassfries rechteckig gerahmter Vorlage. Rechteckige Marienkapelle,
ihre Nordseite als Schaufassade ausgebildet mit gestuftem Blendengiebel
und aus der Achse gerücktem Portal (formal verwandt dem südl. Chorportal),
das Stabwerk der Fenster rautenförmig gekreuzt.
Innen. Das fünfjochige Langhaus durch achteckige Pfeiler mit eingetieften
Kantstäben, die weite Arkaden mit flachen Unterzügen tragen, in drei gleich
hohe Schiffe unterteilt; in den leicht querrechteckigen Mittelschiffsjochen
reiche Sterngewölbe, in den längsrechteckigen Seitenschiffsjochen
Kreuzgewölbe mit Scheitelrippen. Der dreijochige, nur durch einen
Gurtbogen abgesetzte Chor etwas breiter als das Langhausmittelschiff, in
ähnlichen, leicht reduzierten Formen: die achteckigen Pfeiler stärker und
ohne Kantstäbe, die Sterngewölbe einfacher; im südl. Seitenschiff ebenfalls
Kreuzgewölbe mit Scheitelrippen. Rahmende Wandblenden bereichern die
Fenster. Die Chornordwand durch hohe Spitzbogenarkaden zum Raum über
der Sakristei geöffnet, dieser mit Rippengewölben auf Kopfkonsolen. Die
Asymmetrie des Chorschlusses durch die Form der Einwölbung optisch
geschickt überspielt; das östl. Hochgewölbe durch eingefügte Scheitelrippen
der Form eines regelmäßigen 6/12-Polygongewölbes mit Anlaufjoch
angenähert. Die Öffnung der zweijochigen, kreuzrippengewölbten
Marienkapelle zum Langhaus bis auf Tür mit Maßwerkfenster darüber (19.
Jh.) vermauert. Im 19. Jh. das Erdgeschoss des Westbaus verändert: Die
seitlichen Bereiche räumlich abgetrennt, der mittlere Durchgang zum
Langhaus neogotisch umgestaltet. Die Öffnungen in den Westwändender
Seitenschiffe führten wohl ehem. zu Mauertreppen. Die Ausmalung des
späten 15. und frühen 16.Jh. 1978 freigelegt und rest.: Der gesamte
Innenraum weiß, allein Konsolsteine und Gewölberippen farbig gefasst
(letztere im Langhausmittelschiff roten und schwarzen Backstein imitierend,
in den Seitenschiffen und im Chor mehrfarbig); die Gurtbögen zwischen den
Chorjochen mit Laub und die Lüftungslöcher in den Gewölbekappen mit derb
gemalten Köpfen von Fabelwesen verziert. In den Gewölbezwickeln des
Polygons die Evangelistensymbole sowie Michael als Drachentöter (1909
übergangen) und St. Cyriakus. Im Süden über dem Durchgang vom
Chorseitenschiff ins Langhausseitenschiff etwas verblichene
Kreuzigungsgruppe, A.16.Jh.
Ausstattung. 1867 einheitlich in neugotischen Formen aus grau gefasstem
Holz, Maßwerk und Kapitelle golden hervorgehoben: dreiteiliges Altarretabel
mit Gemälde der Auferweckung des Lazarus nach Rubens, Kanzel, Gestühl,
Choremporenbrüstung und Westempore. Von der älteren Ausstattung
erhalten: Zwei Tafeln des hölzernen Schnitzaltars von 1601 mit fast
vollplastischen, gefassten Figuren vor flachreliefierter Landschaft oder
Goldgrund (Abendmahls- und Himmelfahrtsszene), sowie ungerahmtes
Kreuzigungsrelief und die Figur eines Guten Hirten (in der Marienkapelle;
weitere von diesem Altar, der älteren Kanzel und der ehem.
Triumphkreuzgruppe stammende Skulpturen im Stadtmuseum Berlin).
Bronzetaufe, 1.H. oder M. 14. Jh.; das Becken von drei Stützen in Form von
Männerfiguren in kurzen Röcken getragen, mit flach eingravierten
Reliefdarstellungen unter Rundbogenarkatur: neben einzelnen Heiligen mit
Inschriftenbändern auch Szenen, die sich über mehrere Arkaden erstrecken
(Anbetung der Könige, Taufe Christi); am oberen Beckenrand Inschrift,
vermutlich Name des Gießers, Joh[ann]es Justus. Orgel, 1742/44 von
J.Wagner, der geschnitzte Prospekt bemalt 1773; rest. 1968–74. Große
mittelalterliche Baumtruhe mit reichem Eisenbeschlag, um oder kurz nach
1220(d). Zwei Bronzeleuchter, 16.Jh. Zwei ganzfigurige Pastorenbildnisse mit
Inschriften, 1.H.18.Jh. Steinernes Flachreliefepitaph der Familie Krumkrüger
von 1619 mit den unter dem Familienstammbaum knienden Eheleuten.
Figurengrabstein eines Ehepaars (17. Jh.?) in der Marienkapelle. Reste
mehrerer Inschriftgrabsteine, 17./18.Jh. im Fußboden des Chorscheitels
verlegt.