Denkmaltopographie Brandenburg, Bd. 1.1, 1994, S. 50 ff.

Ehem. Bischofskirche und Stiftskirche des Prämonstratenser Domkapitels. –
Dreischiffige Backsteinbasilika mit gestrecktem Chor über Hallenkrypta,
ausladendem Querhaus und unvollendeter, barock und neugotisch
überformter Doppelturmfassade; im 15.Jh. Erhöhung, Einwölbung, Ausbau
der Seitenschiffe und polygonaler Ostschluss. Frühes Beispiel der
monumentalen Backsteinarchitektur Nordeuropas; ältester reiner
Backsteinbau der Mark Brandenburg mit gesicherter Datierung.
Baugeschichte
Die Errichtung des romanischen Doms gliedert sich in zwei Hauptphasen.
Unter Bischof Wilmar (1161–73) erfolgten die Grundsteinlegung (1165) und
die Errichtung der zunächst ungewölbten und nach Westen abgeschlossenen
Ostteile – Chor mit Apsis, Vierung und Querhaus – sowie die Auslegung der
gesamten Fundamente in Backstein; die quadratische Vierung als Maß für
das apsidenlose Querhaus und das Chorquadrat, die Langhausseitenschiffe
von halber Breite des Hauptschiffs. Vollendung des Langhauses entgegen
einer wohl urspr. einschiffigen Langhausplanung als flachgedeckte
Pfeilerbasilika auf der bestehenden Gründung wohl noch im12. Jh.
(abweichendes Ziegelformat, Baunähte am Querhaus) und, auf der Südseite,
in vereinfachten Formen (ohne Lisenengliederung). Der Westbau
abweichend vom zuerst geplanten Westquerriegel (Ausgrabungen 1982) als
Doppelturmfassade mit dazwischenliegender Vorhalle; ausgeführt vom
Nordturm das Erdgeschoss, vom Südturm ein Stumpf. Unter dem aus
Magdeburg kommenden Bischof Gernand (1221–41) größere
Umgestaltungsmaßnahmen, die auf eine Bereicherung der Ostteile zielten.
Übergang zu frühgotischen Formen. Einbau der Hallenkrypta (evtl.
gleichzeitig mit der Errichtung des Langhauses in einem
zweitenBauabschnitt) unter Chorhaupt und Vierung auf eigenen
Feldsteinfundamenten (die bestehenden Gewölbe erst ca.1.Dr.14.Jh.).
Erhöhung der Chorwände zur geplanten Einwölbung. Die Errichtung der
zweigeschossigen Kapelle im nördl. Chorwinkel bezeichnet wohl das Ende
dieser Umbauphase (Altarweihe 1235). Spätgotischer Um- und Ausbau. Um
M.15.Jh. Neugestaltung der Ostteile (Dachwerke 1454–59d). Neubau des
bestehenden Chorpolygons über den romanischen Grundmauern, erneute
Erhöhung der Wände und Einwölbung von Chorhaupt und Querhaus.
Anschließend Umgestaltung und Wölbung des Langhauses, in den
Seitenschiffen über einem aufwendigen Dienstsystem; dazu Umgestaltung
bzw. Neuaufführung (Südseite) der Außenwände und Aufstockung des
Obergadens. Restaurierungen. Gravierende, nach Aufstockung und Wölbung
zunehmende Bauschäden durch den ungünstigen Baugrund des teilweise
über dem verfüllten Burggraben errichteten Doms verursacht. 1834–36
umfangreiche Maßnahmen, beraten durch Schinkel; tätig neben C. W. Redtel
vor allem Baukondukteur Stappenbeck (Bauleitung) und Bauinspektor
Heidfeld. U. a. der südl. Querhausarm teilweise neu aufgeführt. Der 1669–72
in nachgotischen Formen vollendete Nordturm (der Beginn durch die
Wappen des Kurfürsten Friedrich Wilhelm und der damaligen Domherren
bez.) 1836 im Oberteil erneuert, gleichzeitig Umbau der Westfassade mit der
Schildwand und ihren Zinnen über dem Portal. – 1961–65 umfassende Rest.
(u.a. Fundamentunterfangungen) und Umgestaltung des Inneren (Rückbau
der 1648 angelegten, 1835 und 1929 erneuerten Freitreppe zum Hochchor,
Rekonstruktion der urspr. Niveauverhältnisse, neue Innenfassung). Erneut
rest. ab 1992 (andauernd).
Außenbau
Der romanische Kernbau noch ablesbar mit schlichter Lisenengliederung und
großen Rundbogenfenstern (vermauert), am Obergaden in den sieben
Arkadenachsen; prägend aber der spätgotische Ausbau. Damals die
Langhaussüdseite als Schauseite gestaltet, breite Spitzbogenfenster und
Rundblenden mit Maßwerkfüllungen (z. T. im 19. Jh. ergänzt). Auch im
Querhaus noch umfangreiche romanische Mauerteile; hier und am Chor die
spätgotischen Partien durch rautenförmige Verzierungen aus gesinterten
Ziegeln kenntlich. Unter dem Traufgesims umlaufendes Friesband. Am südl.
Querhausarm (Ostseite) polygonales Treppentürmchen, ebenso am
Südwestende des Langhauses(1834/36 verändert). Über der nördl.
Stirnwand des Querhauses Stufengiebel mit Blendenpaaren und Rosetten;
südl. Stirnwand 1834/36 erneuert. Fünfseitiges Chorpolygon mit hohen
dreiteiligen Fenstern zwischen gestuften Strebepfeilern. Die frühgotischen
Kryptenfenster von den Entlastungsbögen des spätgotischen Polygons
überfangen. Die Westfassade von zahlreichen aufgegebenen Projekten
gezeichnet. Romanischer Unterbau, in der 2.H. 14.Jh. zunächst als gotische
Doppelturmfassade fortgeführt mit Blendmaßwerkstrebepfeilern und
Westportal. Dessen Kämpferzone aus Haustein mit
vielfigurigenTierdarstellungen, rechts unterbrochen durch die Darstellung
eines mittelalterlichen Baubetriebs, auf der linken Seite u.a. die Fabel vom
Fuchs als Gänseprediger. Der spätgotische Halbgiebel der Westvorhalle
1835/36 bei Errichtung der zinnenbekrönten Schildmauer mit
Blendengliederung gekappt. Neugotischer Turmaufsatz mit abgestumpftem,
pyramidalem Helm.
Innen
Der Westbau dreigliedrig. In der zentralen Vorhalle querrechteckige
Kreuzrippengewölbe, wohl E.14.Jh. auf älteren Eckdiensten (13.Jh.). Im
Erdgeschoss des Nordturms ein Kreuzgratgewölbe vorbereitet. Die hohe
Spitzbogenöffnung zwischen Turmhalle und Schiff durch neugotische
hölzerne Trennwand mit verglaster Portalrosette geschlossen, 1836 nach
Entwurf von Schinkel. – Im Kircheninneren deutlich akzentuierte
Differenzierung der Fußbodenniveaus. Das Langhaus östl. begrenzt von der
durch weite Bogenöffnungen durchbrochene Brüstungsmauer des über der
halbversenkten Krypta sich erhebenden Hochchors (1963 wiederhergestellt);
dabei Reste des hier E. 13. Jh. anstelle des romanischen Ambo errichteten
Hallenlettners freigelegt. Der Raumeindruck geprägt auch durch den Kontrast
zwischen der nackten, wandhaften Architektur des Langhauses und dem
erhöhten, lichtdurchfluteten Ostabschluss. Im Langhaus Rundbogenarkaden
auf quadratischen Pfeilern mit einspringenden Ecken, differenziert profilierten
Sandsteinkämpfern – teilweise mit Palmetten- und Rankenschmuck – und
abgetreppten Arkadenbögen. Die Wandzone darüber bis zu den großen
Obergadenfenstern ungegliedert; diese sind nicht den sieben romanischen
Arkaden zugeordnet, sondern folgen dem Rhythmus der Hochgewölbe – fünf
gebuste Kreuzrippengewölbe, die über kurzen Dienststücken auf
hochsitzenden Konsolen ansetzen. In den Seitenschiffen
Kreuzrippengewölbe auf kräftigen Dienstbündeln. Kapitelle und Konsolen mit
Masken, Tieren oder Blattwerk, die runden Schlusssteine mit Maßwerk,
Rosetten und Sternen. – Der erhöhte Hochchor räumlich von großer
Schönheit, die Sockelzone des Polygons durch Nischen belebt. Die
Querhausarme auf Fußbodenniveau des Langhauses, urspr. durch
Chorschranken abgeteilt, die nördl. erhalten mit Blendengliederung; eines
der Kapitelle mit zartem Blattschmuck. Der Verbindung zwischen Hochchor
und Klausur diente ein Laufgang im Nordquerhaus, 2.H. 15., der Unterbau
mit spätgotischer Rippenwölbung über älteren Stützen (1.H. 13.Jh.?). Die
hohe Brüstungswand mit kleeblattbogigen Zwillingsöffnungen und
Rosettengiebeln, die zwischen hohen Pfeilern eingespannt sind.
Wandmalerei. In drei Arkadenbögen des Langhauses Stiftungsinschriften von
Altären, 1313, 1413 und A.15.Jh., durch Engel gehalten, sämtlich im 15.Jh.
erneuert. Die Gewölbekappen von Chor und Vierung durch Männerköpfe in
Art von Drolerien verziert mit Entlüftungsrohren als Mundstück, 2. H. 15. Jh.,
bei Innenrestaurierung 1891/92 freigelegt und aufgefrischt. Der sehr
fragmentarische Teil einer Kreuzigung (Viernageltypus) in einer Nische der
spätromanischen Langhausostwand 1964 abgenommen, jetzt deponiert.
Glasmalerei. Reste verschiedener mittelalterlicher Zyklen 1851 im mittleren
Chorfenster zusammengestellt, 1974–76 und 2005/06 rest. Die ältesten,
Madonna mit Kind in Halbfigur (Original im Dommuseum) sowie die Scheiben
mit Baldachinen und Störchen oder Weinblattornamenten, wurden um 1300
wohl in Colmar gefertigt und stammen aus der 1836 erworbenen Sammlung
Hacke. Die übrigen Scheiben wohl zur originalen Ausstattung des Doms
zugehörig, darunter eine Anna selbdritt, Fragmente von Heiligenfiguren und
wappentragende Engel, 2.H. 15.Jh., hergestellt von einer mitteldeutschen
Werkstatt, den Glasmalereien der Wunderblutkirche in Bad Wilsnack eng
verwandt.
Krypta
Halb versenkte, zweischiffige Hallenkrypta mit polygonaler Apsis, im
Spätmittelalter als „crypta St. Augustini“ bez. Im Westteil durch je zwei
Rundbögen gegen Mittelschiff und Kreuzarme geöffnet (1963
wiederhergestellt), ähnlich wie in der Prämonstratenser-Stiftskirche zu
Jerichow. Der Zugang urspr. an der Nordseite. – Die oft als unorganisch
empfundene Kombination von zweischiffiger Halle und dreibogig abgeteilter
Polygonalapsis nach Ausweis der Wandvorlagen und Bauplastik einheitlich
geplant und ausgeführt, wohl zur Zeit Bischof Gernands (1221–41). Die
Freistützen Sandsteinmonolithe, die zentrale – unter dem Triumphbogen
stehende – Mittelstütze der Halle als Doppelsäule gebildet. Die komplexen,
gemauerten Backsteinwandvorlagen des Hauptraums nehmen den
Rhythmus der Freistützen im sorgsam ausbalancierten Wechsel von
Halbsäulen und kantigen Stäben auf. Schildkapitelle mit streng
geometrischem Dekor (vgl. Jerichow), darüber Hausteinkämpfer. Die
wahrscheinlich in Magdeburg hergestellte Bauplastik von hoher Qualität,
offenbar urspr. nicht für diesen Ort bestimmt (Ausarbeitung der verdeckten
Kapitellseiten der Doppelstütze). Höhepunkte das an den Ecken mit vier
Vogelwesen besetzte sog. Evangelistenkapitell (rheinisch beeinflusst) und
die Würfelkapitelle der zentralen Doppelsäule mit kämpfenden Fabelwesen
und Weinranken. Westteil unregelmäßig: oktogonale Freistütze mit
andersartigem Kapitell und Basis; die entsprechenden Wandvorlagen
unausgewogen, ohne Verständnis der kalkulierten Struktur des übrigen
Raums, die Kämpfer aus unbeholfen versetzten Hausteinen gestückelt. Da
die Gestaltung der Westwand wieder an das urspr. System anschließt, ist
dieser Befund schwer zu interpretieren; Ursache vermutlich der – noch vor
Vollendung der Krypta(?) – gefasste Beschluss, sie bis an die westl.
Vierungspfeiler zu verlängern; möglicherweise in Zusammenhang mit der
nach einer unsicher überlieferten Inschrift 1333 vollzogenen Weihe eines
Augustinusaltars. Ungesichert das Datum der Einwölbung der Krypta. In der
Apsis über En-delit-Säulchen, die nach Ausweis der Kapitelle etwa
gleichzeitig mit den übrigen Freistützen sind. Der deutliche Kontrast zu den
Wandvorlagen der Halle wohl als gewünschte Auszeichnung des Altarraums
zu deuten. Das Apsisgewölbe mit in einem Schlussring zusammenlaufenden
Wulstrippen evtl. ebenfalls aus der Bauzeit der Krypta, eine über Magdeburg
nach Westfalen weisende Konstruktion. Der Hauptraum wohl 1.H. 14.Jh.
(neu?) gewölbt, im Widerspruch zur Stützenform (urspr. breite
Gurtbogenüber den Zwillingsstützen geplant); die fein profilierten
Birnstabrippen wirken durchspätere Überputzung schwerer. Die kleine
Konsolfigur aus Backstein am nördl. Apsispfeiler aus dieser Zeit.
Bunte Kapelle
Romanischer annähernd quadratischer Wölbungsbau im nördl. Chorwinkel,
namensgebend die lebhafte Ausmalung. Das Untergeschoss urspr. Kapelle
und Standort der Altäre Marias und Johannes Ev. (Altarweihe 1235 „in
crypta“ wohl auf die Bunte Kapelle zu beziehen), im Obergeschoss Sakristei.
Das Kapellengeschoss reicher gegliedert; zwei große Zwillingsfenster, die
äußere Laibung mit Säulchen und Rundstab. In der Sakristei dagegen vier
schlichte Lanzettfenster. Beide Geschosse vermutlich nach Mitte 13.Jh. über
Mittelsäule mit flacher Tellerbasis und aufgestecktem Blattwerk am Kapitell
eingewölbt. Im Erdgeschoss Bandrippengewölbe mit flechtwerkverzierten
Schlusssteinen, die Gewölbe der Sakristei spätgotisch erneuert. – In der
ehem. Kapelle umfangreiche Reste der Ausmalung erhalten, 1895/96 durch
A. Oetken nach freigelegten Resten erneuert, 1973/74 rest. und die
Übermalungen entfernt. An den architektonischen Gliedern die
spätromanische Ornamentik erhalten. Die Reste figürlicher Szenen auf den
Schildflächen der Wände und das Rankenornament der Gewölbekappen 1.
Dr. 15.Jh.
Ausstattung
Reiche qualitätvolle Ausstattung mit Schwerpunkt im Mittelalter. Zahlreiche
Stücke jetzt im Dommuseum (Domstift). Weitere Altäre als Leihgaben in
Lehnin, Heiligengrabe und Berlin-Stralau. Hochaltarretabel (sog. „Lehniner
Altar“). Eindrucksvolles großes Flügelretabel, Stiftungsinschrift am unteren
Rand des Schreins mit Datum 1518, rest. 1992/93. Ehem. Hochaltar der
Klosterkirche Lehnin, nach der Säkularisation zunächst nach Berlin und von
dort 1552 nach Brandenburg überführt. 1723 mit Teilen des sog. Böhmischen
Altars zu einem die ganze Breite des Hohen Chors einnehmenden Retabel
kombiniert. Der Schrein vermutlich aus einer Leipziger Werkstatt, dem
Meister des Podelwitzer Altars (S. Hermsdorf ?) nahestehend. Unter
kunstvoller Baldachinarchitektur Mondsichelmadonna im Strahlenkranz, von
Engeln gekrönt, beiderseits Petrus und Paulus; auf den gemalten Flügeln zu
Paaren gruppiert Maria Magdalena und Benediktus links, Bernhard von
Clairveaux und Ursula rechts, außen die vier Kirchenväter, alles vorzügliche
Werke der unter fränkischem Einfluss stehenden Leipziger Malerschule.
Predella und Aufsatz bei Rest. 1929 hinzugefügt. Sog. Böhmischer Altar,
1375 von Meister Nicolaus, ehem. Hochaltarretabel des Doms, 1723
auseinandergenommen und in seinem Bestand beeinträchtigt, 1964–74
rekonstruiert (Querhaus Südarm). Frühes Beispiel eines Flügelaltars mit
geschnitztem Figurenschrein aus dem böhmischen Kunstkreis. Provenienz
und Datierung durch dendrochronologische Untersuchung bestätigt. Die
zweiteiligen Klappflügel umschließen Schrein und Predella wie bei
Reisealtärchen oder einfigurigen Baldachinaltären. Im erneuerten
Mittelschrein die ehem. farbig gefassten Figuren einer Marienkrönung
flankiert von den Aposteln Petrus, Paulus, Andreas und einem Bischof, von
guter Qualität. In den quergeteilten Flügeln unter Arkaden in zwei Reihen
Heilige, mehr handwerklich, Originalfassung freigelegt; die Figuren der
Außenseiten gemalt, darunter die böhmischen Landespatrone Veit,
Wenzeslaus und Sigismund, den Altarflügeln in Rathenow verwandt.
Bekrönung aus schönen Wimpergen und Fialen. In der veränderten Predella
urspr. wohl Reliquienbüsten, auf ihren Flügeln Szenen aus dem Leben der
hll. Petrus und Paulus; bedeutende Werke der böhmischen Malerei im
Umkreis Karls IV. von großer Lebendigkeit. Kreuzaltarretabel. Gemaltes
Triptychon, 2.H. 15.Jh., wie Allerheiligenretabel (Dommuseum) einer
Brandenburger Werkstatt zugeschrieben (auch Malereien des
Achatiusretabels in Lehnin und des Buckauer Altars). Kreuzigung und
anbetender Stifter, ein Prämonstratenser,auf den Flügeln Petrus und Paulus,
jeweils vor Goldgrund, rückseitig Augustinus und Antonius nebst
Donatorenpaar (beschädigt). Die Predella nicht zugehörig, 3.V. 15.Jh. mit
reizvoller Malerei der Hostienverehrung durch Engel und zwei Kanoniker.
Ehem. Hochaltarretabel der Petrikapelle, um 1430, im Skulpturenschrein
Madonna (Jesuskind von 1972) zwischen vier Aposteln, auf den bemalten
Flügeln Bekehrung und Martyrium der Apostel Paulus und Petrus, diese der
Werkstatt des Jüterboger Retabels zugeschrieben. Hölzernes
Sakramentshaus, um 1375/80, vermutlich das älteste erhaltene in der Mark.
Hochaufstrebender maßwerkverzierter Fialenturm mit Wimpergen und
krabbenverzierter Spitze; am Tabernakel in Hochrelief Christus zwischen
zwei Engeln, z.T. barock erneuert, der Fuß offenbar spätgotisch. –
Kelchförmige, oktogonale Sandsteintaufe, vielleicht um 1370/80 mit
weitgehenden späteren Ergänzungen. Am oberen Rand der durch Dreipässe
und Rosetten verzierten Kuppa Figurenfries mit Szenen aus der Kindheit
Jesu, am Fuß Tierdarstellungen, der Sockel modern. – Triumphkreuzgruppe,
um 1430/40, Linde, bedeutendes Werk des Weichen Stils mit böhmischen
Zügen. Der Gekreuzigte auf erneuertem Brettkreuz mit originalen Reliefs der
Evangelistensymbole in den Vierpassenden; Maria und Johannes als reich
gewandete Standfiguren, ihre Rückseiten ebenso wie die der Kreuzesenden
gemalt, der rückwärtige Christus verschollen. – Großer Kruzifixus von
vorzüglicher Qualität, E.13.Jh. (Tragbalken 1292 d), Eiche, im 14. Jh. und
1953/54 z. T. verändert, ehem. Triumphkreuz des Doms (Krypta); die bisher
vermutete sächsische Provenienz neuerdings angezweifelt und in die Nähe
spätromanischer Kruzifixe des südl. Ostseeraums gerückt. Der Korpus im
Dreinageltypus mit ausdrucksstarkem Antlitz und fein gefälteltem
Lendenschurz, das Kreuz in Dreipässen endigend, Fassung verloren; evtl.
zugehörig zwei Assistenzfiguren A.14.Jh., geschnittene Tafeln (im Depot des
Dommuseums). – Reich geschnitzte Kanzel, 1691 nach dem Vorbild der des
alten Berliner Doms. Der Korb von Petrusfigur gestützt und wie der Aufgang
mit üppigem Akanthuswerk, Blumengehängen und Bibelsprüchen in
Lorbeerkränzen. Am kronenartigen Schalldeckel Domherrenwappen und
bekrönende Paulusfigur, auf der Unterseite Gemälde der Ausgießung des
Heiligen Geistes. – Schlichtes Chorgestühl, dat. 1539, von Meister
Hieronymus und Meister Hans dem Schnitzer. An den Vorderseiten der Pulte
Wappenmedaillonaufsätze, das eigentliche Gestühl mit Weinlaubrosetten an
den Wangen der Rückwand 14. Jh.. Viersitziges Gestühl A. 16. Jh., mit
Eichenlaubschmuck an einer Außenwange. – Levitensitz 1.H. 14.Jh.die
Wangen von Weinlaubornament gefüllt. – Über doppelgeschossiger
neugotischer Empore, 1836 von Schinkel, Orgel, 1723–25 von J. Wagner
(barockes Orgelwerk erhalten). Der dekorative Prospekt von J. G. Glume d.
Ä., mit Petrus und Paulus als Karyatiden, Posaunenengeln, Wappen und
reichem Ornament, zuoberst der preußische Adler. – Großer
Sakristeischrank, 1.H. 14.Jh., modern ergänzt, die faltbaren Türen
eisenbeschlagen, als oberer Abschluss Ziergiebel und Fialen (Hochchor). In
der Turmhalle zwei Gemälde mit Szenen aus dem Leben der hll. Petrus und
Paulus, 3.V. 16.Jh. – Sechs Reliefplatten aus Sandstein mit
Prophetenbüsten, 2.V. 15.Jh., dem Grabmal des Bischofs Stephan Bodeker
nahestehend; nicht mehr im urspr. Zusammenhang, jetzt je zwei im
Nordquerhaus, im südl. Seitenschiff und im ehem. Winterrefektorium der
Domklausur. – Der schöne 1548 dat. eiserne Radkronleuchter mit
Wappenmedaillons im Südquerhaus Kopie um 1860, möglicherweise mit
originalen Resten. Zwei mittelalterliche Glocken.
Grabplatten und Grabdenkmäler
In Kirchenraum und Kreuzgang (Domstift) zahlreiche, überwiegend figürliche
Grabplatten und Epitaphien aus dem 13.–18. Jh., hier nach ihrer Aufstellung
beschrieben. Nördl. Querhausarm. Mehrere Grabplatten mit geritzten
Ganzfiguren, darunter als älteste die des Domherren Petrus de Thure (†
1281; Nordwand); weiterhin für Bischof Johann v. Tuchem († 1324; Ostwand)
und Propst Peter Hufner († nach 1469). Epitaph aus Sandstein und weißem
Marmor für Albert Ludwig Friedrich Graf v. Pappenheim († 1733), dargestellt
als Schüler der Brandenburger Ritterakademie, der, vom Pfeil des Todes
getroffen, der Minerva die Hand zum Abschied reicht. – Erbbegräbnis
Schlabrendorff (1695 eingerichtet in einem Kreuzgangsjoch) mit reich
gerahmtem Marmorportal (1725) in der Nordwand des Querhauses,
beiderseits flankiert von den lebensgroßen Alabasterfiguren der Stifter, auf
dem gesprengten Giebel Chronos und Putten, Umkreis J. G. Glume d. Ä.
Südl. Querhausarm. Grabplatte Bischof Dietrich von der Schulenburg
(†1393), wohl um 1380, qualitätvolle mächtige Relieffigur in Ornat auf Löwen
stehend, umgeben von Engeln mit Spruchbändern sowie Wappen in den
Ecken, stilistisch am Übergang zum „Weichen Stil“. Grabplatte Bischof
Stephan Bodeker (Bötticher; † 1459), ein Hauptwerk des mittleren 15. Jh.
Relieffigur auf einem Hund unter statuettengeschmücktem Baldachin,
zuseiten Pult mit Büchern und Schreibgerät. Mehrere Grabplatten mit
Flachrelieffiguren des frühen 16.Jh., am besten erhalten Grabstein Domherr
Joachim Damcker († 1518), mit Astwerkrahmung. Reliefierter
Kindergrabstein Catrina Dorothea von der Schulenburg († 1629). Holzepitaph
Kanonikus Joachim Ehrentreich v. Katte († 1694); reiche hölzerne
Akanthuskartusche mit von Putten bekröntem Wappen, zuoberst gemaltes
Obeliskmedaillon. Langhaus, Mittelschiff. Epitaph Dechant Adam v.
Königsmarck (†1621), Chr. Dehne aus Magdeburg zugeschrieben, ein
Hauptwerk des Manierismus in Brandenburg. Gestaffelter architektonischer
Aufbau aus verschiedenfarbigem Marmor mit verkröpften
Säulengliederungen, Ohrmuschelwerk und vielfigurigen Alabasterreliefs: in
der Mitte Weltgericht, davor der Verstorbene im Gebetsgestus, darüber
Auferstehung, am Sockel über reich gerahmter Vitentafel Ezechiel im Tal der
Knochen. In seitlichen Nischen und auf dem Gebälk Figuren Christi und der
Evangelisten, der drei theologischen und der vier Kardinaltugenden sowie
Putten. – Nördl. Seitenschiff. An der Ostwand Grabstein Maria Brendin/Brand
v. Lindow († 1634); am Westende der ganzfigurige Reliefgrabstein Domherr
Balthasar v. Döberitz († 1602), umgeben von Wappen sowie Marmorepitaph
Sophie Elisabeth Henriette v.Barfus geb. v. Schlabrendorff (†1691),
Inschriftentafel mit Porträtmedaillon in Volutenrahmung, auf der Verdachung
Putten, die Lebensfackel auslöschend, ein gutes Werk der Schlüter-Schule. –
Südl. Seitenschiff. Kindergrabsteine Georg Heindrich Bredow († 1613), und
eines 1623 totgeborenen Zwillingspaars v. Brösicke, die Kinder
nebeneinander auf dem Totenbett in wappengeschmücktem Rahmen mit
Ohrmuschelwerk. Turmhalle. Sandsteingrabplatte Dechant Adam v.
Königsmarck († 1621), im Ornat mit Buch, Wappendekor (sein prächtiges
Epitaph im Langhaus).Grabdenkmal Sophia Gottlieb Gehlhar (†
1751),Rokokokartusche mit Inschrift vor Obelisk, darunter der von trauernden
Putten flankierte Sarkophag.