Dehio Brandenburg, 2012, S. 125 ff.

Ev. Stadtpfarrkirche St. Gotthardt, ehem. Maternus und Matthias als
Nebenpatrone, Pfarrkirche der Altstadt. – Spätgotische Hallenkirche mit
Umgangschor und älterem Westbau, das anspruchsvolle Bauprojekt als
Reaktion auf die weit vor M. 15. Jh. vollendete Katharinenkirche der Neustadt
zu verstehen, der St. Gotthardt typologisch folgt. Der Hallenumgangschor
erinnert in manchen Details an die Berliner Nikolaikirche, insg. überwiegen
aber westl. Einflüsse (Lüneburg, Stendal).
Baugeschichte
Der doppeltürmig angelegte Westbau Rest einer romanischen basilikalen
Feldsteinkirche, beg. wohl nach der Erhebung des in Parduin ansässigen
Prämonstratenserkonvents zum Domkapitel (1161), wegen der Verlegung
des Stifts auf die Dominsel 1165 vermutlich nicht fertiggestellt. Der Westbau
gegen E.13.Jh. als Backsteinturm weitergeführt, nach 1557 aufgestockt und
1767 durch einen niedrigen Aufsatz mit Kuppelhaube und Laterne
geschlossen. Die bestehende Hallenkirche nach einer verlorenen Inschrift
von 1456 noch davor im Osten beg. unter Baumeister H. Reinstorp und zügig
nach einheitlichem Plan vollendet; 1472 Altarweihe im Nordanbau, die
Weihinschriften auf mehreren Langhauspfeilern 1476 wohl auf die
einheitliche Einwölbung zu beziehen. Das Dachwerk über den zuletzt
entstandenen drei westl. Langhausjochen 1472d. – Nach Einführung der
Reformation 1559 Umgestaltung des Inneren. Umfassende Rest. 1904– 06
unter L. Dihm. Innen erneut rest. nach 1978, außen 1990–93.
Baugestalt
Der Westbau im Mittelteil leicht eingezogen, was auf eine geplante
Doppelturmfassade hindeutet, wie später an St. Katharinen. Die unteren
Partien des Mauerwerks aus ungewöhnlich kleinen Feldsteinquadern, die
beiden folgenden Geschosse über einem Traufgesims in größeren
Steinformaten. Im Mittelteil dreifach gestuftes Rundbogenportal mit schweren
Kämpferkapitellen unter einem Schildbogen, darüber ein großes, 1906
wieder geöffnetes Rundfenster. Das zweite Obergeschoss, das für die
geplante Turmfassade einen hohen Mittelbau erschließen lässt, offenbar nie
fertiggestellt. Zwei westl. Lanzettfenster nach Wiederaufnahme des Baus mit
geändertem Plan, E.13.Jh. Aus dieser Zeit das über der Mitte des Westbaus
in Backstein errichtete Turmgeschoss mit gekuppelten Schallöffnungen,
urspr. mit Deutschem Band abgeschlossen; die nicht ausgebauten, niedrigen
Seitenteile mit Satteldächern abgedeckt, seitlich einfache Blendengiebel (der
nördl. 19.Jh.). Quadratisches verputzes Obergeschoss, 1557, Abschluss
durch niedrigen oktogonalen Aufsatz mit Kuppelhaube und Laterne, 1767,
erneuert 1964. Die dreischiffige kreuzrippengewölbte Stufenhalle mit leicht
querrechteckigen Mittelschiffsjochen, in den halb so breiten Seitenschiffen
längsrechteckige Joche. Unterschiedliche Brechungsverhältnisse zwischen
Binnenpolygon (3/6) und Umfassungsmauern des Ostschlusses (5/10) wie in
vielen spätgotischen Kirchen der Mark, dadurch Wölbung mit vier- und
dreistrahligen Gewölben (Pritzwalk). Zwischen den Strebepfeilern des
Polygons ein Kranz niedriger, mit Pultdächern bedeckter Kapellen; ihre
dreiteiligen Spitzbogenfenster nach dem Krieg vermauert. Zwei ähnliche
Kapellen am Langhaus, westl. des Nordanbaus, erst nach Vollendung der
Kirche hinzugefügt. Östl. neben der Vorhalle polygonales Treppentürmchen.
Am Langhaus (Süd) Sakristei und Kapellen, alle einheitlich mit dem
Hauptbau. Das zurückhaltendgestaltete Äußere bestimmt durch den Wechsel
der großen drei- und vierteiligen Fenster mit Lanzettenmaßwerk und den
gestuften Strebepfeilern mit satteldachartigen Abschlüssen. Unter der Traufe
umlaufender Putzfries. Mächtiges Satteldach mit östl. Dachreiter, 1906. Süd-
und Nordportal im Westjoch des Langhauses stichbogig in profilierter
Spitzbogenblende; die Maßwerkfüllungen um 1906 ergänzt. Die
Kapellenreihe an der Südseite anstelle der nachweisbaren eigenständigen
Satteldächer jetzt unter gemeinsamem Schleppdach. Aufwendiger gegliedert
die Fassade des Nordanbaus: Stichbogenportal unter gestuft ansteigendem
Kaffgesims, in rahmender, reich profilierter Spitzbogen-blende mit
Fischblasenmaßwerkfüllung (1906 ergänzt), flankiert von spitzbogigen
Blendnischen mit vegetabilisch bereicherten Maßwerkrosetten;
ähnlich der Dekoration am Altstädtischen Rathaus.
Innen
Deutliche Scheidung von Mittelschiff und Seitenschiffen durch kräftige, reich
profilierte Scheidbögen; die Gewölbe in Seitenschiffen und Chorumgang
niedriger. Spürbar die gewandelte stilistische Haltung etwa gegenüber der
Halle der Katharinenkirche. Die Kreuzrippengewölbe ruhen in Chor und
Langhaus auf Rundpfeilern, z.T. mit spiralförmiger Musterung, und vier
achsenbetonenden und zum Teil tauartig gedrehten Diensten mit eigenen
Basen, Laubwerk- und Kopfkapitellen (wie in der Marienkirche zu Stendal).
Die kreuzgewölbten Randkapellen des Polygons spitzbogig zum
Chorumgang geöffnet. – Die mittlere Vorhalle des Westturms
kreuzgratgewölbt, flankiert von romanischen tonnengewölbten Seitenräumen.
Im backsteingewölbten 1. Obergeschoss die entsprechenden
Raumkompartimente durch große Rundbogenöffnungen zu stattlichem
Breitraum verbunden; beide Geschosse ehem. durch weite Rundbögen zum
romanischen Langhaus geöffnet. Ausmalung. Farbfassung 1978. Auf der
Schildfläche des Chorscheitels kurbrandenburgisches Wappen, vermutlich
1559. Zahlreiche Weihinschriften und Kreuze, sp.15.Jh. Auf der Schildfläche
über dem Nordanbau allegorische Szene, u. a. mit Tod, Justitia, Veritas und
Brustbild Christi, dat. 1585, rest. 1905 und 1978. – Farbverglasung des
Achsfensters 1868 nach Entwürfen von F. v. Quast, die Fenster mit Paulus
und den Evangelisten 1906, Werkstatt A. Linnemann.
Nebenräume
Die zweigeschossige Sakristei im Südosten in zwei Jochen
kreuzrippengewölbt, ihr Emporengeschoss mit fünfteiliger Wölbung und
breitspitzbogiger Öffnung zum Chor. – Die mittlere Südkapelle zweijochig,
durch große Spitzbogenarkaden zum Schiff geöffnet. Dekoratives
Sterngewölbe aus jeweils vier Dreistrahlen mit Schlussringen auf kräftigen
Runddiensten mit Blattwerkkonsolen (gleichartige bewegte
Gewölbefiguration in der Taufkapelle der Stendaler Marienkirche). 1977
Gewölbemalereien freigelegt: reiches Rankenwerk, Halbfiguren mit
Lüftungsöffnungen in den Mündern, in den Zierringen im Ostjoch Christus
und die Evangelistensymbole, im Westjoch Lamm Gottes und die
Kirchenväter, wohl M.15.Jh. Die westl. Südkapelle gemäß Inschrift 1474/75
(Stiftung und Altarweihe) errichtet unter Verdeckung einer Fensterwand der
nebenliegenden Kapelle. Beide Geschosse durch rundbogige Doppelarkaden
mit dem Langhaus verbunden. Im Untergeschoss vier Kreuzrippengewölbe
über zentralem Rundpfeiler und schlichten Konsolen (1904/06 erneuert), im
Obergeschoss (ehem. Bibliothek) achtstrahliges Kuppelgewölbe. – Der
eingeschossige, weiträumige Nordanbau vermutlich ehem. Taufkapelle,
durch große Spitzbogenöffnung mit dem Langhaus verbunden. Sterngewölbe
auf Runddiensten mit Blattkonsolen; 2009/10 innen rest.
Ausstattung (geordnet nach Rundgang)
Die spätgotische Backsteinarchitektur kontrastiert mit der außerordentlich
reichen Ausstattung vor allem des 16. und 17. Jh., meist mit farbiger Fassung
(z.T. 1904–06 erneuert); raumprägend die dreiseitige Empore, 1.H. 18.Jh.,
auf toskanischen Säulen und mit schlicht gefelderter Brüstung (Südempore
1906 entfernt), die Nordseite hinter der Kanzel zurückschwingend, im
Westen die Mitte vorgewölbt; darüber konkav geschwungene
Orgelbalustrade mit Sängerbalkon. Binnenchor, Langhausmittelschiff.
Hochaltar. Auf mittelalterlicher Mensa Retabel mit Gemälden von W. Gulden
aus Leipzig, dat. 1559, das rahmende Schnitzwerk 1561 von Meister Lurch
aus Brandenburg. Hauptbild mit Abendmahl, auf den Flügeln Darstellungen
aus Leben und Passion Christi, in der Predella die Anbetung der Könige, als
Aufsatzbekrönung geschnitzter Gnadenstuhl. – Ausdrucksvolle
Triumphkreuzgruppe E.15.Jh., 1982 rest. Am monumentalen Kreuz mit
Kantenlaub die Evangelistensymbole in Vierpassenden, auf der Rückseite
gemalter Kruzifixus. – Im Zentrum des Langhauses am dritten Freipfeiler der
Nordseite die prächtige hölzerne Kanzel, 1623/24 von G. Zimmermann aus
Nürnberg (renoviert 1795 und 1906), eine Stiftung der Tuchmachergilde;
Reliefs und Trägerfigur (Paulus) aus Steinguss (?). An den Kanten der
polygonal gebrochenen Brüstung unten Masken, oben für die Zeit
charakteristische Fratzen, dazwischen bewegte Evangelistenfiguren. In den
Feldern manieristische kleinteilige Reliefszenen aus dem Leben Christi; an
der Treppenbrüstung detaillierte Reliefszenen (Erschaffung Evas, Sündenfall,
Isaaksopfer, Paschamahl; die urspr. aufsteigende Anordnung bei Rest.
verändert) und Figuren von Aaron, Moses und David sowie einem Stifter. Die
Kanzeltür, bekrönt vom Guten Hirten mit Wappen und Handwerkssymbol der
Tuchmacher. Reicher Baldachinschalldeckel mitalttestamentlichen Figuren
und Gemälde der Trinität. Über dem hohen Laternenaufsatz auferstandener
Christus. An der Rückseite des Kanzelpfeilers Gedenktafel aus Sandstein mit
Stiftungsinschrift, Hausmarken der Stifter und auf Kupfertäfelchen gemalten
Bildnissen der Meister der Tuchmachergilde. Chor-und Langhauspfeiler.
Zahlreiche manieristische Holz epitaphien mit insgesamt ähnlichem reichem
architektonischen Aufbau; das Hauptgemälde jeweils von Säulen und
Wangen gerahmt, im Sockel die Stifter, im ädikulaförmigen Auszug je ein
weiteres rundbogiges Gemälde; nur die beiden östl. Epitaphien kleiner und
schlichter. – 2. Pfeiler Nord: für Bürgermeister Nicolaus Hagen (†1572). In
schlichter architektonischer Holzrahmung qualitätvolles Gemälde der
Auferstehung, darunter kniend die Stifterfamilie; bez. G. J. – 2. Pfeiler Süd:
für Christian Küpatz, dat. 1585. Gemälde der Anbetung der Könige. – 3.
Pfeiler Nord: für Pfarrer Petrus Weitzke (†1585) und seine Frau Margaretha
Bornemann († 1626), bez. THE (Th. Heren aus Emden) 1586; das
aufwendigste der vergleichbaren Renaissancedenkmäler, komplexes wie
qualitätvolles Gemälde der Heilslehre (Alter und Neuer Bund) nach L.
Cranach, im Auszug Gnadenstuhl, im Sockelgemälde u.a. Innenansicht der
Gotthardtskirche. – 3. Pfeiler Süd: für Pfarrer Christophorus Lybius (†1577),
bez. THE (Th. Heren aus Emden) 1586, mit Gemälde der Grablegung Christi.
– 5. Pfeiler Nord: für Simon Roter (†1595) mit seinen beiden Frauen, Anna
Wilmar († 1557) und Dorothea Schuller († 1593), mit Gemälde der
Auferweckung des Lazarus, E.16.Jh. – 7. Pfeiler Nord: Holzepitaph ohne
Inschrift, E. 16. Jh., mit Gemälde des Traums Jakobs und Todesallegorie im
Auszug. – Ähnlich 7. Pfeiler Süd: für Barthold Fouwel und Ehefrau Anna
Plawe von 1614, mit Sintflutgemälde und, im Aufsatz, Nathan vor David.
Nördl. Seitenschiff. Epitaph des Pastorenehepaars P. Canovius († 1642) und
M. Clemens († 1623) mit halbfigurigen Bildnissen von C. Colasius. Epitaph
Johann Christoph Friedrich Engel († 1741) und Familie. Chorumgang und
Annexkapellen (von Norden nach Süden).Grabdenkmal für drei Schwestern
der Familie v. Görne, gestiftet von Maria Elisabeth v. Görne († 1787), über
hohem Sockel mit Chronosrelief zwei Inschriftenkartuschen mit
Rokokorahmung zwischen Allegorien, Spes und Fortitudo. –
Sandsteingrabmal Christian Liepe(† 1722). Über hohem Inschriftensockel
Urnenaufsatz, von Putten, Totenschädel und Gottesauge begleitet. – Zwei
Schnitzfiguren, Maria Magdalena und Veronika; E. 15. Jh., 1904–06 rest.;
wohl aus dem ehem. Hauptaltar. – Mittelalterliche Piscina(erste nördl.
Chorumgangskapelle), Sandstein, mit Abflussröhren und derben Masken. –
Zwischen den nördl. Randkapellen Wandepitaph Georg Hahn v. Basedow, E.
16. Jh. Retabelartiger Architekturaufbau aus Sandstein mit zarten Reliefs von
Grablegung, Auferstehung und Himmelfahrt, die Auferstehung flankiert von
Kreuzigung und eherner Schlange. Die kniende Figur des Verstorbenen nur
fragmentarisch erhalten. – Sandsteinepitaph für Bürgermeister Friedrich
Kriele (†1707) und Ehefrau; großer Ovalschild über ovalem Medaillon von
Akanthus umkränzt, mit trauerndem Puttenpaar und zwei Engeln, das
bekrönte Allianzwappen haltend. – Wappenrelief Bischof Dietrich von
Stechow (mittlere Nordkapelle), Sandstein (ehem. Saldria; verschollen die
zugehörige Inschrifttafel zur Errichtung des Bischofshofs 1461). Hinter dem
Hochaltar fragmentarisches Holzepitaph für Valentin Haveland († 1655) und
Ehefrau Dorothea Conow († 1659), mit Himmelfahrtsgemälde und
rahmendem Knorpelwerk. Zugehörig Inschriftenepitaph mit zugeordneten
halbfigurigen Bildnissen (dat. 1655 und sign. C. Colasius). – In der durch ein
kunstvolles schmiedeeisernes Gitter, wohl des späten 17.Jh.,
verschlossenen Chorscheitelkapelle derbes Grabdenkmal, Sandstein, mit
Allegorien von Glaube und Tod für Christian Köhlau († 1723) und Ehefau (†
1726) sowie Reste des 1972 durch Brand zerstörten Orgelprospekts von
1736 (u.a. Putten). – Südl. neben der Scheitelkapelle Sandsteinepitaph des
Bürgermeisterehepaars Michael During und Katharina Zierisse, dat. 1615.
Über üppig dekorierter Konsolkartusche und zweigeschossiger Predella mit
Vitentafel und Todesallegorie der außerordentlich reich durchgebildete
doppelgeschossige Aufbau, vor der Kreuzigung im Mittelfeld kniend das
Ehepaar. Darüber drei halbfigurige Bildnisse von Familienmitgliedern. – In
der ersten Chorumgangskapelle der Südseite Relief mit Brustbildnis eines
bärtigen Mannes, Fragment eines Steinepitaphs, M. 16. Jh., Umkreis H.
Scheußlich. – Im südl. Chorumgang Sand steinepitaph Bürgermeister
Joachim Damstorff und Ehefrau Anna During, dat. 1559, H. Scheußlich (auch
Schenk genannt) und Werkstatt. Über Konsole und Inschriftensockel
zweigeschossiger Architekturaufbau mit abschließender Säulenkolonnade
und Ädikula; qualitätvolle Reliefs von Kreuzigung und Geißelung Christi.
Unten seitlich Reliefbildnisse des Stifterpaars. – Epitaph Christian Strahle
(†1738), Inschriftenkartusche von Urne bekrönt, umgeben von Putten mit
Vergänglichkeitssymbolen. – Drei Schnitzfiguren der Kirchenpatrone
Godehard, Maternus und Matthias, E.15.Jh., 1904–06 rest., vermutlich vom
ehem. Hauptaltar. – Darüber, an der ehem. Ratsloge über der Sakristei
Logenbrüstung 1.H. 17.Jh., 1906 rest., mit gemalten Tugendallegorien in
Arkadenfeldern sowie Stifternamen.Südl. Seitenschiff. Steinepitaph in
Ädikularahmung über Kopfkonsolen, M.16.Jh. (1746 für Andreas Hartwich
und seine Frau Anna wiederverwendet), der Werkstatt H. Scheußlich
zugeschrieben. Im Zentrum fast lebensgroßer Schmerzensmann nach A.
Dürer vor flachem Rollwerkrahmen mit Psalminschrift. – Holzepitaph für Hans
Trebaw und Ehefrau Ursula During mit Gemälde der Stifterfamilie und des
Gekreuzigten vor einer Ansicht der Stadt Brandenburg; bez. THE (T. Heren
aus Emden) 1586. – Sandsteinepitaph für Hans Trebawd. Ä. († 1549).
Retabelartiger Aufbau in drei Geschossen, zuseiten eines halbrunden
Mittelturms zwei kleinteilige Reliefs mit Gleichnis vom armen Lazarus;
darüber Lazarus in Abrahams Schoss. Werkstatt oder Schule H. Scheußlich.
Die Inschriftentafel für verschiedene Mitglieder der Familie (†1578 und 1606)
ergänzt. – Sandsteinepitaph Bürgermeister Christian Mathias († 1549), die
Inschrift 1576 für seinen Sohn, den Berliner Bürgermeister Thomas Mathias,
ergänzt. Querformatiges dramatisch-bewegtes Relief des Zuges durch das
Rote Meer unter der Vitentafel. Werkstatt oder Umkreis H. Scheußlich. –
Grabdenkmal der Familie des Johann Heinrich Maaßen (†1750), Inschrift in
Rocaillerahmung mit Putten in der schweren Bekrönung. Südkapelle.
Kelchförmige spätromanische Taufe auf rundem Fuß, Bronzeguss
(niedersächsisch?), 13. Jh., Hauptwerk der Gattung im Land Brandenburg.
Die Kuppa gestützt von vier auf Laubwerkschößlingen stehenden, einen
Grundtypus variierenden männlichen Figuren, nach offenbar wesentlich
älteren Modeln. Auf der Kuppawandung in zartem Relief lebendiger
Palmettenfries zwischen Schriftbändern in ornamental bereicherten
Majuskeln, am Rand vier plastische Löwenköpfchen. Der reich geschnitzte
schlanke Deckel 1621 von Z. Peter, Fassung 1904–06, dreigeschossige
Laterne mit Tugendallegorien. – Eine besondere Kostbarkeit auch der
Gobelin von lebhafter Farbigkeit, niedersächsisch, um 1470/80, 1903 und
1977 rest. Vor landschaftlichem Hintergrund in der Mitte Jungfrau mit dem
Einhorn, umgeben beiderseits von Jagdgesellschaft in höfisch burgundischer
Tracht. – Epitaph Bürgermeister Balthasar Schuller und Familie, darunter
sein Sohn Georg Sabinus, ein damals berühmter Dichter und Gelehrter. Dat.
1577 und 1579. In schlichter architektonischer Rahmung abgesetzt vier
Reliefszenen (Sündenfall und Vertreibung aus dem Paradies sowie
Verkündigung und Geburt Christi). Im Sockel die Stifterfamilie neben dem
Kruzifix, bez. I G. – Holzepitaph Niclaus Ditrich und Ehefrau Gertrud Seger,
bez. IG 1577. Vorzügliche Darstellung der Trinität, im großen Hauptbild
Christus als Salvator Mundi in Muschelnische (Gegenstück mit segnendem
Christus in der Katharinenkirche), der Inschriftenrahmen von gesägten
Engelsfiguren mit den Leidenswerkzeugen begleitet, darüber frei schwebend
die Taube, im Aufsatz Tondo mit Gottvater, gerahmt von Beschlagwerk und
Engeln. Im Sockel die Stifterfamilie. Westl. Südkapelle. Zwei urspr. zu
Epitaphien gehörende Tafelgemälde, Szene der Hiobslegende von 1586,
bez. HL. und Vision des Johannes vom himmlischen Jerusalem, 1.H. 17.Jh.
Nordkapelle. Bildnisepitaph Superintendent Andreas Prätorius, dat. 1675,
ganzfigurig in Knorpelwerkrahmen über Vitenkartusche; neugotischer
Altaraufsatz mit Gemälde Christus in Gethsemane von C. G. Pfannschmidt,
2010 rest. Sakristei. Breiter, truhenförmiger spätgotischer Hängeschrank mit
Zierbeschlägen. Drei Glocken: frühgotisch; 1456 von Meister Henigh
(Henning aus Peine); 1557 von A. Moldenhauer, Brandenburg.