Denkmaltopographie Brandenburg, Bd. 1.1, 1994, S. 230 ff.

Ev. Stadtpfarrkirche St. Katharina, mittelalterliche Nebenpatrone Amalberga
und Nikolaus, Pfarrkirche der Neustadt. – Spätgotische Hallenkirche von
geschlossener, großartiger Wirkung, die in der konsequenten Verwirklichung
des Einheitsraums eine neue Phase der märkischen Spätgotik einleitet. Die
inschriftlich gesicherte Urheberschaft H. Brunsbergs (Steintafel an der
Nordkapelle, dat. 1401) Ausgangspunkt für die Zuschreibung eines
umfangreichen OEuvres an den Stettiner Baumeister.
Baugeschichte
Die Kirche ab 1217 nachweisbar, der romanische Vorgängerbau vermutlich
einschiffig mit Westquerriegel. Reste des aufgehenden Feldsteinmauerwerks
in der Ostwand des Südturms. – Der gotische Neubau 1381 durch Ablass
vorbereitet und wohl bald darauf nach Entwurf Brunsbergs in West-Ost-Folge
in Angriff genommen. Seit 1395 Abbruch des Vorgängerbaus. Dachwerk des
Langhauses 1399–1400 (d), d. h. das auf der Inschrifttafel der Nordkapelle
genannte Datum 1401 bez. Fertigstellung (allerdings ohne Gewölbe). Die
nördl. und südl. Langhauskapelle mit dem Bau des Langhauses vorbereitet
und wie hier dendrochronologische Untersuchungen an der Nordkapelle
nahe legen, 1401 im Rohbau vorhanden. Die Nordkapelle jedoch entgegen
urspr. Planung etwas niedriger zugunsten einer größeren Fläche des
kunstvoll durchbrochenen Schildgiebels. Eine inschriftlich überlieferte
Altarweihe von 1434 markiert die Nutzung der Nordkapelle. – Vor dem
Weiterbau nach Osten das Langhaus mit einer (provisorischen?) Wand
abgeschlossen, deren Giebel mit schlanken gekuppelten Spitzbogenblenden
und aufwendiger polychromer Maßwerkbemalung unter dem Kirchdach
erhalten ist. Hier auch belegbar, dass der Binnenchor urspr. höher geplant
war als der Chorumgang. Nach Planwechsel der bestehende
Hallenumgangschor mit der doppelgeschossigen Sakristei an der Südseite
errichtet unter Beibehaltung des vorgegebenen Dekor und Aufrisssystems,
Dachwerk 1426 (d), Einwölbung noch vor der M. 15. Jh. Anbau der
zweigeschossigen Vorhalle vor dem Südportal laut inschriftlicher Jahreszahl
1489. 1494 unter K. Derentin Verstärkung (weitgehender Neubau?) des alten
Westbaus durch Ausmauerung und Verkleidung mit Backstein. Nach Einsturz
der nördl. Turmhälfte 1582 Wiederaufbau durch G. B. de Sala aus Mailand
mit eintürmiger Bekrönung vor der Langhausmitte (1585). Der achtseitige
Turmaufsatz mit Kuppel und Laterne 1592 von B. Richter aus Dresden, die
Turmspitze von Michael von Utrecht. Nach 1725 und 1842 Neuausstattung
und Renovierung des Inneren.1864/65 Rest. des Äußeren, u.a. neugotischer
Südgiebel des Westbaus. Erneute Rest. unter W. Blaue 1910–12,
Aufdeckung und Wiederherstellung der spätgotischen Wandmalereien; die
spätmittelalterliche Raumfassung seit 1987 wiederhergestellt. 1992–2005
außen rest.
Außenbau
Das insgesamt flächenhafte, im Detail filigran-plastische Dekor weist über
den nordostdeutschen Kulturraum hinaus (vgl. den Chor des Heilig-Kreuz-
Münsters in Schwäbisch-Gmünd). Glatte Wandflächen mit großen
vierbahnigen Maßwerkfenstern im Wechsel mit lisenenartigen Zierbändern,
die den nach innen gezogenen Strebepfeilern vorgesetzt sind und den
breiten, unter der Traufe umlaufenden Maßwerkfries überschneiden. Die
durch dunkelgrüne Glasursteinschichten belebten vertikalen Zierbänder
dreizonig mit Stabwerkkanten und übereinander geordneten, von zierlichen
Wimpergen mit Krabbenschmuck bekrönten Figurennischen, Motive
hochgotischer Architektur wieder aufgreifend. Die gotischen Nischenfiguren
verloren bis auf die Terracottaskulpturen der Titularheiligen, Katharina und
Amalberga, am Chorstrebepfeiler links neben der Nordkapelle (Kopien nach
Gipsabgüssen). Die übrigen sind Neuschöpfungen, 1864/65 von F. W. Koch
nach Vorbild von P.Vischers Apostel- und Prophetenstatuetten am
Nürnberger Sebaldusgrab. Im Südwesten des Langhauses aufwendiges,
reichprofiliertes Spitzbogenportal mit hohem, krabbenbesetztem und ehem.
von Maßwerkteppich hinterlegtem Wimperg. Das gegenüberliegende
Nordportal nach Turmeinsturz 1582 schlichter erneuert. Das zweite, ebenfalls
reich profilierte Südportal seit 1489 verdeckt von der Vorhalle zwischen
Sakristei und Südkapelle (sog. Schöppenkapelle; urspr. vielleicht die aus
Urkunden bekannte Fronleichnamskapelle). Diese beiden Annexe
entsprechend dem Hauptbau gestaltet. Über der Schöppenkapelle drei
filigrane Maßwerkgiebel mit Rosetten unter krabbenbesetzten Wimpergen
zwischen sechseckigen Fialtürmchen. Von größerem Reichtum und hohem
malerischen Reiz das Äußere der Nordkapelle (urspr. vielleicht
Marienkapelle; mehrfach auch als Fronleichnamskapelle bez.), mit Funktion
einer zum Markt gewandten Vorhalle. Umgeben von Strebepfeilern in Form
von sechseckigen Fialtürmchen mit wimpergbekrönten Figurennischen. Die
aufgesetzten, das Außenbild beherrschenden Maßwerkgiebel mit reichem
Rosettenschmuck und Krabbenwimpergen in diese Gliederung einbezogen.
Die ungleichmäßige Jochbreite der Nordfassade durch leichte Giebelfaltung
und Abwandlung der Maßwerkmusterung raffiniert ausgeglichen. In der
maßwerkgefüllten Sockelzone (1864/65 verändert) zwei nebeneinander
liegende Portale mit profilierten Laibungen, das linke vermauert. Dem
asymmetrischen Westbau in der südl. Flucht des Bauwerks ist seine
komplexe, nicht im einzelnen geklärte Entstehung anzusehen. Er enthält
Reste des Vorgängerbaus (Feldsteinmauerwerk, evtl. in der Ostwand des
Südturms), dessen Westquerriegel jedoch nicht bis an die Südflucht des
jetzigen Westabschlusses heranreichte; die Feldsteinquader in den unteren
Lagen der südl. und westl. Außenwand vermutlich in Zweitverwendung
versetzt bei der gotischen Umgestaltung der Turmanlage. Der damals
entstandene Südturm aus Backstein weitgehend ungegliedert, mit Satteldach
und neugotischem Stufengiebel geschlossen. Der nördl. Teil ein hoher
Mittelturm von 1582– 85 aus gelblichen kleinformatigen Ziegeln. Die schlichte
Gliederung gotisierend in interessanter Kombination mit Renaissance-
Elementen. Westportal mit markanter Rustikarahmung aus Backstein,
darüber Rundfenster und ein möglicherweise vom Vorläuferbau stammendes
Granitkreuz. Paarige Spitzbogenfenster mit fein profilierter Laibung; die
schweren Geschossgesimse 1992–94 wiederhergestellt. Abschluss durch
gedrungenen achteckigen Aufsatz und Kuppelhaube mit schlanker Laterne.
Innen
Weiträumige Wirkung durch die einheitliche Höhe der Raumteile, die
Außengrenzen durch die schiffhohen, zwischen den spitzbogig
durchbrochenen Strebepfeilern eingestellten Kapellen nur unbestimmt
wahrnehmbar. Das für Brunsberg-Bauten charakteristische System, hier
jedoch unter Verzicht eines Laufganges, bei der nach Planänderung
erfolgten Errichtung des Chors konsequent weitergeführt. Der Umgangschor
mit Kapellenkranz von komplexer Raumbildung, Synthese pommerscher und
märkischer Einflüsse; im Grundriss der Berliner Nikolaikirche verwandt; die
Reduzierung auf eine dreiseitige Brechung des Binnenchors findet sich
zuerst in der Stettiner Jakobikirche. – Achteckpfeiler mit fein profilierter
Kämpferzone, gegliedert durch eingelegte zarte Rundstabkanten; zum Mittel-
und Seitenschiff schlanke Dienstbündel. Mittelschiff und Binnenchor durch
kräftige Arkaden und jochübergreifendes Netzgewölbe alsRaumeinheit
hervorgehoben; das auf Vereinheitlichung zielende System der Parallelrippen
allerdings konterkariert durch die kuppelige Form der Wölbejoche.Über den
Seitenschiffen Kreuz- und Sterngewölbe, die Einsatzkapellen
kreuzrippengewölbt. Im Chorumgang durch die ungleichen
Brechungsverhältnisse von Außenpolygon (5/10) und Pfeilerstellung Kreuz-
rippen- und Dreistrahlgewölbe im Wechsel. – Der mittelalterliche Längsraum
1735 zur Querkirche umgestaltet durch dreiseitige, elegant geschwungene
Holzemporen (1735) mit ornamentierter Brüstung auf schlanken
toskanischen Säulen. Dahinter die um 1540/50 als flache Stichbogentonnen
zwischen die nach innen gezogenen Strebepfeiler gespannten
Steinemporen. Unter der Westempore wiederverwendete Balkendecke
(vermutlich von der 1582 zerstörten Orgelempore). Auch das Gestühl von
1912 auf die Kanzel am mittleren Nordpfeiler ausgerichtet. Ausmalung. Die
Farbfassung des 15.Jh. fast lückenlos durch Befunde gesichert und jüngst
wiederhergestellt: weißes Fugennetz auf rotem Grund, Basen, Dienste und
Kämpfer grau abgesetzt, verschiedenfarbige Gewölberippen. Gewölbefelder
und Scheidbögen mit vielfältigen floralen Formen, im Chorgewölbe um 1450
bereichert durch einzelne Heiligendarstellungen und Fabelwesen. Daneben
an verschiedenen Orten etwas ältere figürliche Darstellungen in der
böhmisch beeinflussten Tradition des Weichen Stils, um 1430/40: im südl.
Chorumgangsgewölbe gerahmte Halbfigur einer gekrönten Maria mit dem
Kinde; am dritten. südl. Langhauspfeiler Petrus und Paulus; in großer
Wandnische der dritten nördl. Chorumgangskapelle vielfigurige Kreuzigung;
auf der Ostseite der Schildbogenwand am Südende des Chorumgangs die
Titelheiligen Katharina und Amalberga. Marienkrönung, am Zugang zur südl.
Schöppenkapelle, M. 15. Jh. Vier karikierende Figurenbüsten hinter einer
gemalten Mauerbrüstung an der oberen Westwand der ersten. südl.
Chorumgangskapelle, 3.V. 15.Jh. Glasmalerei. Im Chorscheitelfenster seit
1975 Reste der Farbverglasung der Dominikanerkirche St. Pauli, 2007
ausgebaut und nach Rest. am urspr. Ort seit 2009. Im westl. Chorjoch auf
Nord- und Südseite jeweils großes Glasbild mit Szenen aus dem
Pfingstgeschehen, 1912, Firma A. Linnemann.
Nebenräume
In Südkapelle und Sakristei Sterngewölbe, in der doppelgeschossigen
Sakristei tief ansetzend und vielteilig gegliedert; ihr Obergeschoss zum
Kirchenschiff geöffnet mit Dockenbrüstung. Die jüngere Südvorhalle und der
darüber liegende Bibliotheksraum auf Laubwerkkonsolen
kreuzrippengewölbt, das stilisierte, großformige Blattwerk ähnlich dem
Kapitellschmuck in der ehem. Bibliothek des Dominikanerklosters. In der
Nordostecke im Erd- und im Obergeschoss jeweils Konsole mit
Wappenengel, auf den Schilden ein Meisterzeichen, auf der
Erdgeschosskonsole außerdem die eingeritzten Stifterinitialen „v. h.“, auf
anderer Konsole die Jahreszahl 1489. Das große kämpferlose Portal zum
Langhaus eindrucksvoll durch reiche, stäbige Gliederung und
Glasursteinschmuck; seitlich Ansätze eines älteren Portals erkennbar.
Qualitätvolle Wandmalereien sp.15.Jh., Passionsszenen, z. T. in weitem
Landschaftshintergrund (Judaskuss und Verspottung), teilweise nach
süddeutschen grafischen Vorlagen, 2009/12 rest., ebenso die Raumfassung
von 1910–12. In der Nordkapelle reiches Gewölbe aus Dreistrahlen, die sich
zu Sternen verbinden. Die fast vollständig erhaltene Farbfassung von
beachtlicher Qualität (nach 2000 rest.). Auf den schmalen Wandfeldern
zwischen den Fenstern die zwölf Apostel, schlanke Gestalten in faltenreicher,
weich fließender Gewandung. Die angenommene Spätdatierung auf Grund
der Befundlage (Altarweihe-Inschrift von1434 wohl vor der Malerei
aufgebracht) stilistisch zweifelhaft. Älter eine einfache Rotfärbung und das
Wandbild der Auferstehung auf einer Strebepfeilerwand am Kapellenzugang,
mit Anklängen an die böhmische Malerei des späten 14. Jh.; darüber Reste
eines Jüngsten Gerichts.
Ausstattung (geordnet als Rundgang)
Chor und Langhausmittelschiff. Hochaltar. Auf mittelalterlicher Blockmensa
mächtiges Schnitzretabel mit zwei Flügelpaaren, inschriftlich 1474 von G.
Weger, 1842 rest. und neu gefasst, danach noch mehrfach rest. Im Schrein
unter reichen Baldachinen Schnitzfiguren der Madonna zwischen Heiligen,
links Katharina und Andreas, rechts Amalberga und Ägidius; in den Flügeln
je vier Reliefs der Kindheit Jesu. In der ersten Wandlung gemalte Szenen
aus dem Leben der hll. Katharina und Amalberga; auf den
Flügelaußenseiten, von anderer Hand, Passion Christi. In der Predella fünf
Szenen der Katharinenlegende. Im Gesprenge unter Stichbögen Reliefs der
Kreuztragung und, seitlich, Christus vor Pilatus bzw. in der Vorhölle, darüber
Kreuzigungsgruppe zwischen Engeln und Propheten. Vor dem Altar zwei
Standleuchter, Messing, um 1500, auf Klauenfüßen mit aufsitzenden
Köpfchen profilierter runder Fuß mit hohem gewirteltem Schaft. Seitlich
schmiedeeiserne Altarschranken, 1.H. 18.Jh. Zentrum des Langhauses die
Kanzel am dritten nördl. Pfeiler, nach Inschrift gestiftet 1668 von Matthäus
Hesse und Ehefrau Magdalena Kramer, rest. 1725, 1912 und nach 1945.
Polygonaler Korb, von Paulusfigur gestützt; hier und am einheitlich
gestalteten Aufgang bewegte Schnitzfigürchen Christi und der Apostel (z.Zt.
entfernt) in Muschelnischen zwischen gewundenen Säulchen sowie
Knorpelwerk. Der Schalldeckel mit durchbrochener Laterne, von Engeln mit
den Leidenswerkzeugen umgeben und bekrönt durch den Auferstandenen.
Altartisch und Lesepult neubarock, 1912. – Orgel, 1726 von J. Wagner,
neues Werk 1898/99 von W. Sauer. Prospekt Umkreis J. G. Glume, 1731
gefasst von G. F. Wüttigen (Inschrift). Prächtiges Schnitzwerk mit Hermen,
Akanthusrahmenwerk, Putten und Vasenaufsätzen. Orgelempore und
Sängerkanzel mit Dockenbrüstung. Chorumgang und Annexkapellen. Seit
der Reformation bevorzugter Begräbnisort; Grabmäler und Epitaphien in
großer Zahl. – Am nördl. Zugang zum Chorumgang links am Wandpfeiler
Grabstein eines Mädchens, 1.H. 17.Jh. mit ganzfigurigem Relief der
Verstorbenen in manieristisch gerahmter Nische. Gegenüber am ersten
Chorpfeiler das farbig gefasste Sandsteinepitaph für Johannes Jocardus (†
1689), die laubwerkgerahmte Inschriftentafel von trauernden Putten
gehalten. In der ersten Umgangskapelle (von Westen) der Nordseite
Sandsteinepitaph für Philipp Christoph v. Blankenbourg († 1711), Vita auf
Drapierung, darüber Wappen, alles in zart differenzierendem Relief. – In der
zweiten Umgangskapelle Grabplatte des ersten lutherischen Pfarrers
Thomas Baitz († 1541) mit ganzfiguriger Relieffigur des Verstorbenen;
Grabmal des Pastors Joachim Friedrich Hövels († 1754) und Ehefrau Anna
Margaretha († 1764), die Rokoko-Inschriftenkartusche flankiert von den
Allegoriefiguren Glaube und Liebe; Grabstein Anna Höpfner († 1787), mit
bekrönenden Putten. – Am zweiten nördl. Wandpfeiler des Chors Epitaph
des Ehepaars Clemens Lentz und Margarethe Sabine Kriele (beide †1737),
sign. J. B. Gärtner, vom selben Typ wie das Hövel-Grabmal, aber
qualitätvoller; seitlichder Inschrifttafel Marmorfiguren Äskulap und Flora.
Vorzüglich am zweiten Chorpfeiler vor gemalter Draperierahmung das
Epitaph für Anna Catharina Würtze († 1752). Vitentafel mit reicher
Rokokorahmung, darüber bewegter Engel, seitlich Allegorien. – In der dritten
nördl. Chorumgangskapelle qualitätvolles Altarretabel aus Sandstein, um
1420/30. Urspr. polychromiertes Relief mit anmutigen Figuren in faltenreich
fließenden Gewändern, in z. T. überschnittener rechteckiger Rahmung; Maria
mit Kind zwischen Maria Magdalena und Paulus (?) zur Rechten sowie
Augustinus und Benedikt zur Linken. – Am dritten nördl. Wandpfeiler des
Chors Grabmal Daniel Krüger (†1740), sign. von J. B. Gärtner. Über der
Inschrifttafel mit Blüten- und Bandelwerkrahmung ein von Putten gehaltener
Baldachin mit dem Auge Gottes, seitlich Allegorien der Hoffnung und Trauer.
– In der vierten nördl. Chorumgangskapelle Inschriftengrabplatten für Johann
Garcäus († 1574) und für Johannis Buchold († 1630). Epitaph für Joachim
Köppen, Ehefrau Dorothea Elisabeth und Eva Wamannstorff († 1687, 1699
und 1713); Inschriftentafel mit Pilasterrahmung, bekrönt von Engeln mit
Wappenschildern. Sandsteinepitaph für Eva Köppen († 1713); Schrifttafel in
Rahmung mit Segmentgiebel, seitlich Allegorien von Glaube und Tod.
Frühklassizistisches Sandsteinepitaph für Johann Peter und Sophie Blell (†
1785 bzw. 1776); kannelierte Säule mit Inschriftenkartuschen, flankiert und
bekrönt von Vasen. – Am dritten. nördl. Chorpfeiler prächtiges
Sandsteinepitaph für Ehepaar Johann Christoph Blell (†1753) und Maria
Eliabeth Reinhart (†1757); über sarkophagähnlichem Sockel drei
Inschriftenkartuschen in reicher Rokokorahmung vor Obelisk, bekrönt mit
Auge Gottes, seitlich zwei allegorische Figuren und ein Putto. – Hinter dem
Hauptaltar Fragmente eines spätgotischen Gestühls, die geschnitzten
Wangen mit Rankenwerk und Adlerwappen. Weitere Teile in der Sakristei
und im Raum darüber, 3.V. 15.Jh. – In der (von Westen aus) vierten südl.
Chorumgangskapelle Sandsteinepitaph für Anna Dorothea Christiani (†
1721) und Tochter Sophia († 1753) mit ovaler Inschrifttafel; Grabstein
Johann Adam Christiani und Maria Stürckow († 1724 bzw. 1717), im Aufsatz
Putten; frühklassizistisches Epitaph für Karl Friedrich Bätcke († 1773);
Obelisk mit lorbeerumkränzter Inschriftkartusche, flankiert von zwei
allegorischen Figuren. – Am dritten Wandpfeiler des südl. Chorumgangs das
Grabmal für Henr. Chr. Brauer († 1734), monogrammiert J. B. GL., mit
Christusfigur und seitlich Allegorien. – In der dritten südl.
Chorumgangskapelle ein Höhepunkt der Grabkunst der Katharinenkirche,
das prunkvolle Wandepitaph für Berndt v. d. Schulenburg (†1601) und
Familie (rest. 1984–93). Mehrgeschossiger Architekturaufbau aus Sandstein
mit Doppelsäulen, Beschlagwerk und reichem Figurenschmuck, urspr.
polychrom; an Rückwand Schattenbemalung. Im Zentrum Relief der
Auferstehung Christi, seitlich in Nischen Christus Salvator und Johannes d.T.
Davor kniend vollplastisch und lebensgroß die Stifterfamilie. Im Auszug das
Wappen der Schulenburg und Quitzow. Hier auch Rittergrabstein in kräftigem
Relief, wohl für Berndt v. d. Schulenburg († 1601) sowie Fragmente der
Sandsteinepitaphien für Albrecht und Cune Georg v. d. Schulenburg († 1595
bzw. 1597). – In der zweiten südl. Chorumgangskapelle prächtiges Epitaph
für Hypolita von der Hage, 1624, mit manieristischen, niederländisch
beeinflussten Gemälden von Grablegung und Himmelfahrt in geschnitztem
Rahmen; hier auch die stark abgetretene Grabplatte der Verstorbenen (†
1620) mit ganzfigurigem Relief sowie eine weitere ähnliche von 1588. Südl.
Seitenschiff. Auf der Empore Epitaph mit Monumentalgemälde des Salvator
mundi in Muschelnische, bez. IG 1576. Am Sockel Löwenköpfe, über dem
linken kleines Stifterporträt, auf dem Gebälk Rundbild Gottvaters.
Gegenstück des Epitaphs Dietrich
in St. Gotthardt. Nördl. Seitenschiff. Am westl. Wandpfeiler
frühklassizistisches Sandsteinepitaph für Ephraim Metzenthin († 1776) und
Ehefrau Maria Elisab. († 1775); Obelisk mit Vitentafeln, von Putto bekrönt. An
der Westwand Sandsteingrabmal des Ehepaars David Antony († 1710) und
Anna Seger († 1696) mit großem Kruzifix in Volutenrahmung; daneben
Sandsteinepitaph für Paul Lange und Anna Elisabeth Königsdorff (†1730
bzw. 1743), sign. J. B. Gärtner. Inschrifttafel in Buchform über reliefiertem,
felsenimitierendem Unterbau mit Gewürm und sarkophagartigem Sockel, auf
dem gesprengten Giebel Chronosfigur, seitlich Justitia und Spes; das
bedeutendste und früheste Beispiel dieses Grabdenkmaltypus. – Am westl.
Langhausnordpfeiler Sandsteinepitaph für Maria Krüger († 1731),
monogrammiert J. B. GL.; über sarkophagähnlichem Unterbau Vitentafel, am
barocken Rahmen kletternde Putten, seitlich Allegorien Sanftmut und
Glaube. – In der dritten Kapelle zwei gleichartige Inschriftengrabsteine des
17. Jh. mit ornamentalem Rahmendekor für Petrus Müller († 1678) und
Familie sowie Sandsteinepitaph Catharina Judith Müller, dat. 1700
mitlaubwerkumrankter Inschrifttafel in architektonischer Rahmung.
Nordkapelle. Am Zugang qualitätvolles Ädikula-Epitaph für Bäckermeister
Martin Heinse (†1559); zartes, polychromiertes Sandsteinrelief von Christus
mit dem ungläubigen Thomas; im Vitensockel seitlich der kniende
Verstorbene. Im Dreiecksgiebel Medaillon mit Brustbild des segnenden
Christus. Epitaph für Christoph Daniel Distel und Ehefrau Doroth. Elisab.
Heinse († 1710 bzw. 1741) begleitet von Allegorien der Zeit und
Vergänglichkeit. Epitaph Joachim Friedrich Kriele († 1714) mit
emblematischen Reliefs; im Aufsatz Chronos und Allegorie. Weiter links das
Sandsteinepitaph für Joachim Heinse († 1722) mit vegetabilischen Wangen
und Urnenbekrönung. Vor der Kapelle schmiedeeisernes Gitter, 2.V. 18.Jh.,
mit Volutenranken und bemalten Putten im Bogenabschluss. – Innen Taufe,
Messingguss, laut Inschrift 1440 von D. Molner in Erfurt, rest. 1582, 1777
und 1842, dabei stützende Befestigung des Deckels durch zwei seitliche
Stangen. Achteckiger Kessel auf gedrungenem, rundem Fuß, besetzt mit vier
kleinen Drachen, von vier Löwen umlagert. An der Wandung unter
aufgelegten Maßwerkarkaden vollplastische Figuren: Taufe Christi, die zwölf
Apostel und die Kirchenpatroninnen Katharina und Amalberga. Der Deckel,
ein achtseitiger Baldachin, bekrönt von hoher Fiale mit Pelikan. Die
Schmuckarkaden unten in feines Stabwerk aufgelöst, an der Vorderseite
Madonna in der Strahlenglorie. – Sandsteinepitaph für Gustav Adolph v.
Welchhausen († 1716) mit Inschriftentafel in schwerer Akanthusrahmung; im
Aufsatz von Putten flankiertes Wappen. Sandsteingrabmal Friedrich Kriele
Heinse († 1724), retabelartig, in der zentralen Figurennische weibliche
Todesgenie in Marmor, seitlich Putten. Rokokograbmal des Ehepaars
Michael F. Romigius († 1730) und Anna Catharina Heinse († 1754); über
hohem Sockel Inschrifttafel mit in Voluten auslaufender Rahmung, im Aufsatz
Marmorfigur. Sandsteingrabmal Joachim Heinse († 1745), auf hohem,
mehrteiligem Sockel Obelisk mit Vasenaufsatz und Schriftkartusche in
Rokokorahmung, flankiert von allegorischen Marmorfiguren; qualitätvolles
Werk vor gemalter Draperie. Sakristei. Drei spätgotische Wandschränke,
zwei mit Eisenbeschlägen, einer davon mit Schablonenbemalung
(Granatmuster) sowie eine Standuhr des 18. Jh. – In provisorischer
Aufbewahrung zahlreiche Gemälde (urspr. Aufbewahrungsort in Klammern):
Epitaph für Friedrich Weinleben, Sohn des Kanzlers Johann Weinleben, dat.
1552, dem Berliner Hofmaler M. Ribestein zugeschrieben; rest. 1976.
„Christus segnet die Kinder“, italianisierend, in schlichter Holzrahmung
(Sakristei). Die vier Evangelisten in zeitgenössischer Kleidung, dat. 1558,
evtl. von einem Altar (Sakristei). Brustbild des Salvator Mundi, Epitaph, 2. H.
16. Jh. (vom Raum über der Sakristei). Madonna mit dem Jesusknaben, wohl
E. 16. Jh. (aus der 2. nördl. Chorumgangskapelle). Luther und Melanchthon,
ganzfigurig, 1596 und 1615 dat. (Brüstung der Südempore).Auferstehung
Christi, Epitaph, gute italianisierende Malerei, wohl um 1600. Kreuzigung,
manieristisches Epitaph, A.17.Jh.; der Aufsatz mit segnendem Christus etwa
gleichzeitig, aber nicht zugehörig (von der 1. nördl. Kapelle). Grablegung 1.
H. 17. Jh. (Westabschluss der Nordempore). Kleines Frauenporträt
niederländischer Prägung gegen M.17.Jh. Epitaph für Matthäus Hesse,
Ehefrau Magdalena und Familie, 1668, alle vor dem Kruzifix kniend.
Pastorenbildnisse, E.17. und 18.Jh. (Langhauswände und
Emporenbrüstungen). Interieur der Katharinenkirche, 2. H. 19. Jh. (vom 1.
nördl. Chorpfeiler). Schöppenkapelle (Südkapelle). Hedwigsaltar.
Niederländisch beeinflusster Flügelaltar, um 1480, rest. 1972–75. Im Schrein
unter Baldachinfiligran Schnitzfiguren – Hedwig zwischen den Pestheiligen
Adrianus von Nikomedien und Rochus – vor gemaltem Brokatvorhang mit
plastischen Kanten. Auf den Flügeln qualitätvolle Malereien aus der
Hedwigslegende, außen links Szenen der Rochusvita, rechts
Adrianuslegende und Gregorsmesse (mit Hausmarke und Initialen „v h“ des
Stifters, wie auf einer der Gewölbekonsolen der Kapelle). An der Predella,
zwischen den hochformatigen Heiligenbildern von Anna selbdritt, der
Schmerzensmutter und des Antonius, tafelartige Streifenkompositionen
christologischer Szenen, an den Schmalseiten Grisaillemalerei. Südvorhalle.
Sandsteinepitaph des Ehepaars Andreas Christian Königsdorff († 1733) und
Dorothea Müller († 1741), sign. J. B. Gärtner; seitlich Allegorien Hoffnung
und Trauer. Westvorhalle. Monumentalkruzifixus, Bronze, urspr. Teil eines
Gefallenendenkmals in der Nordkapelle, 1912, sign. I.Weihrich,
Wiederholung des für Kloster Beuron geschaffenen Kruzifixus. Vier Glocken:
1345 mit zehn Reliefmedaillons; 1474 von H. Waghenens, Mecheln; zwei von
1515 von W. und J. Moer (eine 1841 umgegossen).