Denkmaltopographie Brandenburg, Bd. 1.1, 1994, S. 145 f.

Gestreckt rechteckiger zweigeschossiger Backsteinbau, Dachwerk 1468(d),
urspr. als Kaufhalle und Speicher genutzt und frei auf dem Altstädtischen
Marktplatz stehend. Vorgänger eine hölzerne Kaufhalle (um 1270/90) mit
gemauertem Keller, daran im Nordwesten um 1450 zweigeschossiger
spätgotischer Backsteinbau angefügt. 1468 der neue Langbau mit Turm. Die
der Schusterstraße zugewandte Ostfront an einen älteren, annähernd
quadratischen zweigeschossigen Backsteinbau mit Walmdach anschließend
(um M.15.Jh.; bis 1540 Kasse der mittelmärkischen Städte).1753 Umbau zur
Barchentmanufaktur, 1819 für Gerichtszwecke. Der symmetrisch dazu auf
der Südseite angelegte Verbindungsbau zum Ordonnanzhaus entstand
anlässlich einer umfassenden Rest. des Rathauses 1910–12 unter E. Blunck,
ebenso der niedrige Anbau nördl. neben der Westfassade. Gleichzeitig
weitgehende Erneuerung des Außendekors (Maßwerkfiligran,
Sgraffitobemalung). Rest. 2006–07. Der langgestreckte Haupttrakt an beiden
Schmalseiten durch hohe, reich geschmückte Stufengiebel und große
Portalanlagen ausgezeichnet. Die Ostseite ehem. Hauptfassade:
spitzbogiges Doppelportal in zart profilierter Spitzbogenrahmung mit
Kämpferband aus Blattwerk, umschlossen von rechteckigem Feld mit
Maßwerkfiligran; flankierend Stichbogenfenster in Spitzbogenblenden. Der
neunachsige Stufengiebel von betonter Vertikalgliederung, über
Maßwerkfries aufsteigend. Der Westgiebel einfacher. Bestimmend für die
Westseite der halb vortretende blendengeschmückte Mittelturm über
rechteckigem Grundriss, der durch eine Brückenkonstruktion in den Giebel
eingebunden ist (Aufsatz neugotisch, 1826); enthielt in kreuzrippengewölbten
Räumen übereinander Gefängnis, Gerichtslaube, Archiv, Waffenkammer
sowie Uhr und Glocke. Das Turmportal stichbogig in Spitzbogengewände mit
maßwerkgefülltem Bogenfeld, hinterfangen von einem rechteckigen Feld mit
schön gezeichnetem Blendmaßwerk, stark erneuert, wie auch die
fischblasenförmigen Maßwerkrosetten darüber (vgl. Nordanbau von St.
Gotthardt). Die nördl. Langseite als Schauwand mit ähnlichem Dekor wie die
Hauptfassaden der bischöflichen Kapellen zu Ziesar und zu Wolmirstedt.
Charakteristisch die vertikalen Zickzackbänder zwischen den Fenstern im
Obergeschoss, darüber ein Horizontalfries aus Dreipassrosetten. Die
Gegenseite zum Hof schlicht. Der ältere Nordtrakt in beiden Geschossen mit
gekuppelten Stichbogenfenstern in Stichbogenblenden. Zwischen den
Fensterreihen wappenförmige Blenden. – Im Inneren urspr. wohl hoher Saal
mit seitlichen Galerien, nach 1715 infolge wechselnder Nutzung verändert;
1912 neu gestaltet u.a. durch hölzerne Tonnendecke mit Kassettenmalerei,
2006 freigelegt und rest.