Dehio Brandenburg, 2012, S. 186 ff.

Ehem. Zisterzienserkloster. Höhepunkt gotischer Klosterbaukunst der Mark,
die gut erhaltene Anlage A.19.Jh. als romantische Ruine entdeckt und als
solche mit z.T. erneuernden Eingriffen erhalten. 1258 von den Markgrafen
Johann I. und Otto III. gegr. nach bereits längeren Bemühungen um die
Stiftung eines lebensfähigen Klosters im nordöstl. Teil des
Herrschaftsgebiets (Uckermark, vgl. Oderberg, Hospital Barsdyn und
Prämonstratenserkloster Gottesstadt). Der Lehnin unterstellte und von dort
aus besiedelte Gründungskonvent mit dem Namen „Mariensee“ auf einer
ehem. Insel im Parsteiner See gelegen (Pehlitz). Ab 1266 Verlegungspläne
(das Generalkapitelbeauftragt die Äbte von Lehnin und Zinna, einen neuen
Bauplatz zuinspizieren), 1273 Bestätigung der Übersiedlung nach Chorin
„propter incommoda plurima“; spätestens zu diesem Zeitpunkt Baubeginn der
neuen Klosteranlage. Das Kloster, dem die Hospitäler in Barsdyn und
Greiffenberg (Uckermark) angeschlossen wurden, mit reichem, bis 1319
ständig vermehrtem Grundbesitz ausgestattet: Herausbildung eines fast
geschlossenen Besitzkomplexes zwischen Lunow im Osten, Herzsprung im
Norden, Lichterfelde im Südwesten und Liepe im Süden, weitere
Besitzungen südl. von Prenzlau (Pinnow) und jenseits der Oder. Durch die
Bestattungen Johanns I. 1266 (in Mariensee, später überführt) und seines
Sohns Johann II. 1281 wurde Chorin Grablege der johanneischen Linie der
Askanier und rückte ins Zentrum markgräflicher Stiftungstätigkeit. Die
Ausbauphase mit dem Aussterben der Askanier 1319 beendet, die
Klosterökonomie jedoch ausreichend gefestigt; größter Grundbesitzer der
Umgebung. Das Kloster 1542 säkularisiert und seine Besitzungen in ein
kurfürstliches Amt umgewandelt. Durch den Dreißigjährigen Krieg und seine
Folgen Verfall von Kirche und Klausurgebäuden; seit 1675 der sog.
Brüdersaal für den Pfarrgottesdienst eingerichtet. Während des 18. Jh.
vielfältige (land-)wirtschaftliche Nutzungen, verbunden mit Schäden und
Abrissen. Mit der romantischen Entdeckung der Klosterruine und dem
Engagement Schinkels für ihre Erhaltung beginnen ab 1810 Planungen zu
Restaurierungen und die künstlerische Gestaltung der Umgebung. Mit
Unterstützung des späteren Königs Friedrich Wilhelm IV. in der Folge erste
Sicherung der Ruine; 1832 Entwurf eines Landschaftsgartens durch P. J.
Lenné (nicht ausgeführt). 1861 das Kloster der Forstverwaltung unterstellt
und nördl. und westl. der Kirche ein „Forstgarten“ mit Versuchspflanzungen
eingerichtet. Nach 1954 die Nutzung der Klausurgebäude zu Wohn- und
Wirtschaftszwecken schrittweise zugunsten musealer Erschließung beendet.
Klostergebäude. Urspr. zweigeschossig, angeordnet um den annähernd
quadratischen Kreuzgang südl. der Kirche. Erhalten Ost- und Westflügel; der
Südflügel bereits vor 1624 zerstört, im 18. Jh. zusammen mit dem südl.
Kirchenseitenschiff der angrenzende nördl. Kreuzgangflügel abgebrochen. –
In Ost- und Südflügel ehem. die zur Mönchsklausur gehörenden Räume, im
Westflügel der Konversentrakt und die Klosterküche. – Außerhalb des
Kreuzgangsgevierts in der östl. Verlängerung des Südflügels die ehem.
Infirmerie (später sog. Amtshaus).
Baugeschichte. Der Ostflügel nur wenig nach der Kirche in Fortsetzung des
südl. Querhausarms beg., in zwei Hauptetappen von Nord nach Süd, die ihm
vorgelegte Kreuzganggalerie dagegen wohl von Süden nach Norden errichtet
(im Nordjoch ein schmaler, älterer Schildbogen nachträglich durch einen der
Breite der Kreuzgangnordgalerie entsprechenden ersetzt); etwas später der
unterkellerte Südteil mit Brüdersaal. Vermutlich gleichzeitig oder bald darauf
der Südflügel mit Refektorium sowie südl. Teil des Westflügels mit
Klosterpforte, Küche und dem Keller beg., bald danach auch der Kreuzgang
mit dem westl. Flügel geschlossen. Zuletzt nach Planänderung an Stelle der
romanischen Dorfkirche mit Apsis aus vorklösterlicher Zeit (2000 ergraben)
der Nordteil des Westflügels mit Laienrefektorium, sog. Fürstensaal und dem
wohl ins Dachgeschoss reichenden Konversendormitorium errichtet; nach
Einfügung des „Fürstensaals“ zwischen Kirche und Refektorium die
Kirchenfassade vollendet (südl. Giebel der Westfassade um 1297d). Um
oder kurz nach 1300 der Klosterpforte nachträglich eine Vorhalle vorgelegt.
Grundriss des abgebrochenen Südflügels, insbesondere die Form des
Mönchsrefektoriums, ungeklärt. Die Infirmerie erst nach Fertigstellung der
Gebäude am Kreuzgang M.14.Jh. errichtet. – Erste Erneuerungen nach
Plänen Schinkels 1831– 34 (Ostflügel mit neu errichtetem Südgiebel und
„Brüdersaal“, „Abtshaus“). Seit dem späten 19. Jh. sukzessive
Restaurierungen v. a. im Westflügel („Fürstensaal“, Erneuerung des
Südgiebels, Freilegung der westl. Kreuzganggalerie). 1961 die
Kreuzgangostgalerie rest. 1974–94 Untersuchungen, Grabungen und
Wiederherstellungen im Westflügel. 2004/05 Rückbau der Wohnung und
Sanierung des Ostflügels sowie Einrichtung von Museumsräumen, in ehem.
Sakristei Trauzimmer. Beschreibung. Die beiden erhaltenen
Kreuzganggalerienkreuzrippengewölbt auf Konsolen mit Laubwerk und
Fabelwesen; die Gewölbe im Osten teilweise erneuert, Gewölbekonsolen
z.T. als moderne Stücke von W. Grzimek. Zwischen den profilierten
Spitzbogenarkaden abgeschrägte Strebepfeiler, die im Westen in den
Nordjochen fehlen, vielleicht ein Hinweis auf spätere Fertigstellung (der
nördl. Strebepfeiler im Osten wohl bei Erneuerung verloren). Im Südwesten
des westl. Kreuzgangs Fragmente von Gewölbemalerei, 1.H. 14.Jh. (bärtiger
Kopf) und um 1500 (Astwerk). Das Kirchenportal im Osttrakt gehört zu den
ältesten Bauteilen; im fein profilierten Gewände Rundstäbe mit
Blattkapitellen. Am Südflügel die Fundamente eines achteckigen
Brunnenhauses nachgewiesen. Der Ostflügel urspr. im Erdgeschoss
durchgehend gewölbt; das Mönchsdormitorium im Obergeschoss
nachträglich dreischiffig eingewölbt. Nach Abtragung des Obergeschosses
neues Dach 1769 (d); der mittlere Teil des Erdgeschosses mehrfach stark
umgebaut. An die Kirche anschließend die Sakristei, ein reizvoller
kreuzrippengewölbter Raum mit Rundstütze und plastischem Kapitell- und
Konsolschmuck; anschließend zwei schmale tonnengewölbte Räume. Der
Kapitelsaal urspr. über die Bauflucht nach Osten vorspringend. Am Südende
der sog. Brüdersaal, seit 1675 als ev. Kirche genutzt; urspr. ein
Aufenthaltsraum für die Mönche, der durch eine Unterboden-
Warmluftheizung im Keller zusammen mit dem ehem. westl. gelegenen
Calefaktorium heizbar war. 1833 rest.; die urspr. nicht freistehende
Westwand mit großen Spitzbogenfenstern erneuert und der südl.
Stufengiebel errichtet. Innen über einem einzelnen Rundpfeiler eingewölbt
mit zwei übereck gestellten Quadraten, die in den Zwickeln von Zweigrippen
gestützt werden. Der Westflügel an seiner westl. Außenseite durch große
profilierte Maßwerkfenster für „Fürstensaal“ und Konversenrefektorium
gegliedert, darüber kleine Rundbogenfenster für das das gesamte
Obergeschoss einnehmende Konversendormitorium. Urspr. niedriger
gedeckter Gang (Konversengasse) zwischen Pfortenhaus und dem
Portalvorbau des „Fürstensaals“, 1993/94 ergraben. Am Südende ein großer
Schmuckgiebel, die gestaffelten Lanzettblenden zwischen Fialen von kleinen
Dreiecksaufsätzen bekrönt (1910 z. T. mit originalen Steinen in alter Form
erneuert). – Innen. Gewölbter Keller unter Flur und dem Südteil der westl.
Kreuzganggalerie. Beim Einsturz der Refektoriumsgewölbe 2. H. 18. Jh.
auch die darunterliegenden Kellergewölbe durchschlagen; danach das
Erdgeschoss über massiven Viereckpfeilern unter Zuschüttung des Kellers
erneuert; die beiden westlichsten Gewölbejoche des Kellers 1974 auf
originalem Stumpf einer runden Mittelstütze rekonstruiert. Im Erdgeschoss
südl. der Kirche der sog. Fürstensaal, ein zweischiffiger, dreijochiger Raum
mit Kreuzrippengewölben auf Rundstützen und zwei Kaminen in der
Ostwand. Verbindungsraum nach draußen und zu Kirche, Kreuzgang und
Konversenrefektorium, zugleich wohl auch erwärmbarer Aufenthaltsraum der
Konversen. Unter dem östl. Schildbogender Nordwand Wandmalereien,
Überreste eines urspr. den ganzen Raum umspannenden Bildprogramms,
um 1300, mit Anbetung der Könige, bethlehemitischem Kindermord und
thronendem König oder Propheten im Bogenfeld darüber, vermutlich als
sinnbildliche Gegenüberstellung der guten und schlechten Landesherrschaft.
Die Anbetungsszene wohl noch 1.H. 14.Jh. durch die Taufe Christi übermalt.
Das südl. anschließende Konversenrefektorium ein langgestreckter, urspr.
zweischiffiger Raum, heute ohne Fußboden und Gewölbe. In einer
Wandnische im Norden Reste von Wandmalereien mit einer
Kreuzigungsgruppe, wohl vor 1300. Das schlichte Konversendormitorium im
Obergeschoss durch die ins südl. Seitenschiff führende Treppe in der
Langhaussüdwand direkt mit der Kirche verbunden (Treppenansatz auf
erhöhtem Niveau, der hölzerne Treppenteil fehlt); Dachwerk von 1654(d). –
Südl. Kopfbau des Westflügels, die Küche, abgetrennt durch den zur
Klosterpforte führenden Gang. Hoher, auf runder Mittelstütze mit vier
Kreuzrippengewölben geschlossener Raum, an der Nordwand der mächtige,
gemauerte Kamin auf quadratischen Pfeilern. Zweigeschossiges, schmales
Pfortenhaus, der Klosterpforte westl. vorgelagert. Profiliertes
Spitzbogenportal zwischen Blenden unter krabbenbesetzten Wimpergen, der
Giebelabschluss mit Lanzettblenden und kleinen Dreiecksaufsätzen ähnlich
den Seitengiebeln der Westfassade; im Norden und Süden ehem. zum
Dormitorium führende Wendeltreppen. Innen das fein profilierte alte
Klosterportal in Wimpergrahmung, mit Wechsel von runden und gespitzten
Stäben.
Ehem. Infirmerie, später Amtshaus, heute Forstverwaltung und Museum.
Zweigeschossiger ehem. freistehender Bau wohl um M.14.Jh. als Infirmarium
errichtet; tiefgreifender Umbau 1710(d) mit Anschluss an den Ostflügel. Im
Osten großes Spitzbogenfenster, 1991 als Blende freigelegt; innen ein
ähnlich dem „Brüdersaal“ gewölbter mittlerer Raum.
Ruine der Klostermühle, ehem. an einem Wasserlauf, südwestl. der Kirche.
Mauerreste eines rechteckigen Feldsteinbaus mit unterschiedlich großen
Öffnungen an den Längsseiten, wohl E. 13. Jh.; anscheinend mit dem
Abbruchmaterial einer vor dem Westflügel nachgewiesenen Kirche errichtet.
Friedhof, nördl. der Klosterkirche. Grabmal Frau E. Nobbe († 1826), kleiner
Granitobelisk mit Reliefsäule. – Grabmal Chr. Josua Aug. Nobbe († 1810),
von Kugel bekrönter Granitzylinder. – Grabmal Max Taut (1884–1967), aus
drei schlichten Granitkuben.