Denkmaltopographie Cottbus, Bd. 2.1, 2001, S. 81 ff.

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Das Kloster um 1300 gegr., vermutlich durch Fredehelm v. Cottbus oder
dessen Sohn Richard, Grablege der Familie. Die Kirche seit 1537 ev.
Pfarrkirche für die urspr. zum Klosterbesitz gehörigen Dörfer mit sorbischer
(wendischer) Bevölkerung, deshalb auch „Wendische Kirche“. Mit südl.
Hauptportalen und Turm der Stadt zugewendet. Die Reste der ehem. nördl.
anschließenden Klostergebäude 1852 beseitigt; Lage und Größe des
Kreuzgangs durch Ausgrabungen nachgewiesen. Die ordensgemäß
schlichte Kirche A. 14. Jh. beg., vermutlich von Osten nach Westen, der
älteste Teil der Ostteil; urspr. Saalbau mit Holztonne (am Ostgiebel im Dach
noch erkennbar); der schmale Turm wohl mit dem Westteil des Schiffes noch
im 14. oder frühen 15. Jh. angesetzt. Die überlieferten Baudaten 1486 und
1517 wahrscheinlich auf Seitenschiff und Einwölbung zu beziehen.
Erneuerung der Dachwerke und Wiederherstellung nach Brand 1671/72.
Sakristei 1832 um ein östl. Joch verkürzt. 1907/08 Inneres einheitlich
erneuert. Außen rest. 1991/92, innen bis 2005. Baugestalt.
Sehr gestreckter, niedriger, gewölbter Backsteinbau, asymmetrisch
(Franziskanerkirchen in Angermünde, Brandenburg) gebildet aus
zehnjochigem, gerade geschlossenem Hauptschiff und vierjochigem
Seitenschiff an der Mitte der Südseite unter eigenem Satteldach sowie Turm
an der nordöstl. Ecke; an der Nordseite des Ostjochs rechteckige Sakristei.
Das Hauptschiff mit dreiteiligen Fenstern zwischen Strebepfeilern (diese z.
T. 1804 erneuert; die spitzbogigen Fenster im Süden mit eigenwilligem
Maßwerk (Oberkirche). Von den Südportalen nur das im dritten Joch von
Westen in Rechteckrahmung urspr. (vermauert). Die Nordwand 1936 neu
verblendet, ihre flachbogigen Maßwerkfenster von 1908. Charakteristische
Dreifenstergruppe mit überhöhtem Mittelfenster in der Ostwand; die Fenster
wohl mit spätgotischer Einwölbung von oben verkürzt. Im Giebel darüber auf
dem trapezförmig hochkröpfendem Gesims gestaffelte Blendengruppe. Die
Westwand jetzt ungegliedert, urspr. mit großem Spitzbogenfenster. Das
Seitenschiff mit dreiteiligen Maßwerkfenstern zwischen Strebepfeilern
dagegen weniger verändert; nur das Portal im dritten Joch von Westen und
die Staffelgiebel mit kräftigen Fialpfeilern über den Stirnseiten erneuert. Der
in die südöstl. Ecke der Kirche eingreifende schlanke Turm mit
querrechteckigem blendengeschmückten Untergeschoss, seine
Obergeschosse zur Quadratform übergehend, als Abschluss steinerner
achtseitiger Spitzhelm hinter Steinbrüstung. Die Sakristei ein Rest des östl.
Klausurflügels, A. 14. Jh., außen völlig verändert, innen Netzgewölbe in
geringer Höhe. Innen. Das Schiff urspr. mit Holztonne gedeckt, wohl 4. V.
15. Jh. durch Parallelrippen-Netzgewölbe ersetzt, dieses unmittelbar aus der
Wand aufsteigend, z. T. mit figürlichen Konsolen, im östl. und westl. Joch
Kreuzrippengewölbe. In der unteren Wandzone unregelmäßig angeordnete
flach- und spitzbogige Nischen. Die vier Chorjoche und die anschließenden
drei Langhausjoche durch kräftige Gurtbögen auf rechteckigen
Wandvorlagen abgegrenzt. Das südl. Seitenschiff vierjochig mit gebusten
Kreuzrippengewölben – sein Ostjoch in Art eines Altarraums schmaler – zum
vierten bis siebten Joch des Hauptschiffs in gestuften Spitzbogenarkaden
auf achteckigen Pfeilern geöffnet, am vierten von Osten noch die Vorlage für
den Gurtbogen des Hauptschiffs. Der Eindruck einer Halle in diesen Jochen
durch die Südempore verunklärt, 1908 an Stelle einer älteren Empore;
gleichzeitig die Westempore.
Ausstattung. Hölzernes Altarretabel von 1750, Fassung 1908; hoher Ädikula-
Aufbau mit seitlichen Durchgängen (die Ostwand ausfüllend), im Hauptfeld
Kreuzigungsgemälde über Predella mit Abendmahlsbild, flankiert von
übereck gestellten Pfeilern und Freisäulen. Der von Voluten gerahmte
Aufsatz mit Himmelfahrtsgemälde, seitlich zwei Engel mit Kreuz bzw. Kelch,
als Bekrönung Gottesauge in Strahlenglorie. – Reich geschmückte Kanzel
aus Holz, 3. V. 17. Jh., Fassung 1908; der polygonale Korb mit
Beschlagwerk und gliedernden Säulchen auf hermenbesetzter Stütze, in den
Brüstungsfeldern Malereien: Christus und die vier Evangelisten sowie
Paulus; Schalldeckel in Form einer Volutenkrone. – Taufstein aus Teilen
eines Sakramentshauses E. 15. Jh.: als Fuß eine gewundene Säule, als
Becken der quadratische, baldachinförmige Teil des Gehäuses genutzt, an
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seinem Maßwerk Wappen mit zwei verschiedenen Meisterzeichen. –
Überlebensgroßer Kruzifixus, ungewöhnlich qualitätvolle Schnitzarbeit um
1320/30, der Corpus gestreckt, das Lendentuch mit feinen seitlichen
Faltengehängen, das erneuerte Kreuz astförmig geschwungen. – Orgel,
1908 von W. Sauer, Frankfurt (Oder); Prospekt in neubarocken Formen;
2000 rest. Kastengestühl, 1908, mit einheitlicher Blumenmalerei nach altem
Vorbild. – 1908 an der Nordwand aufgestellt das Doppelgrabmal für
Fredehelm v. Cottbus († 1307) und seine Gattin Adelheid († 1319),
vermutlich Stifter des Klosterareals, Sandstein, die Figuren im Hochrelief, auf
der kastenartigen Rahmung Umschrift; die Platte urspr. gewiss für eine
Tumba bestimmt; die Verstorbenen in der Tracht der Zeit um 1330/40 (!) mit
dem in der Grabmalskunst sehr seltenen Motiv, dass der Mann den Arm um
die Schulter seiner Frau legt; auf Schild und Brust des Mannes das
Krebswappen der Herren v. Cottbus, das zum Stadtwappen wurde; in
Rüstung, Kleidung, Gebetskette sowie in der durch ineinandergelegte Hände
angezeigten Verbundenheit des Paars ähnlich ein Grabstein im schlesischen
Löwenberg (Lwówek Slaski; Rathaus). – Außen am vermauerten Südportal
figürlicher Grabstein für Amtshauptmann Berthold v. Mandelsloh († 1580),
Sandstein; an der Sakristei Inschriftgrabstein für Diakon Christian Gadegast
(† 1654), Sandstein.