Dehio Brandenburg, 2012, S. 251 f.

Dreischiffiger, im Kern mittelalterlicher Backsteinbau mit eingezogenem
fünfseitigem Chor und westl. Querturm, mehrfach verändert. – Ältester Teil
der Unterbau des querrechteckigen Backsteinturms, wohl um 1200 als Teil
einer Dorfkirche errichtet (Saxdorf). Das durch Umplanungen und
Veränderungen gezeichnete Schiff vermutlich in Verbindung mit der
Errichtung des bestehenden Polygonalchors (Weihe 1380) zunächst basilikal
angelegt, später (1680?) auf der Nordseite asymmetrisch zur Stufenhalle
umgebaut unter Erhöhung des nördl. Seitenschiffs zur Aufnahme einer
Empore; dabei Schließung der Obergadenfenster. Rest. 1899, dabei weitere
Veränderungen der Öffnungen sowie Anbau von Vorhallen und Treppenturm
im Nordwesten.
Baugestalt. Der ungegliederte Westturm von geringer Tiefe und etwas
schmaler als das Mittelschiff. Die für eine Dorfkirche ungewöhnliche
Materialwahl sicherlich durch die Abhängigkeit des Orts vom Kloster
Dobrilugk begründet. Das Westportal neuromanisch erneuert. Auf der südl.
Schmalseite eine rundbogige Zwillingsschallöffnung auf Backsteinsäule
erhalten, zwei gleichartige Öffnungen im Westen rekonstruierbar. Das
Glockenhaus spätgotisch mit spitzbogigen Schallöffnungen, die beiden
verschieferten Spitzhelme angeblich 1737 (Wetterfahne), seitdem erneuert.
Am Langhaus der komplexe Entstehungsprozess abzulesen. Eine Wölbung
der ungewöhnlich breiten Kirche sicherlich nicht geplant, die Strebepfeiler am
nördl. Seitenschiff nachträglich. Auf der Südseite die Fenster im Seitenschiff
korbbogig vergrößert, im Obergaden gepaarte spitzbogige Lanzettfenster,
auf der Nordseite große, gedrückt spitzbogige Fenster. Der polygonale
mittelschiffbreite Chor mit hohen Lanzettfenstern zwischen Strebepfeilern.
Innen. Breitspitzbogige Öffnung zwischen Turm und Schiff, spitzbogiger
Triumphbogen. Im Chor Zellengewölbe, 1. H. 16. Jh. Das Langhaus
asymmetrisch angelegt. Jeweils fünf hohe breitspitzbogige Arkaden über
Rechteckpfeilern ohne Vorlagen, die Arkaden der als Stufenhalle gebildeten
Nordseite höher, die Zone darüber durch eine Reihe Blendnischen gegliedert
anstelle der Obergadenfenster der Südseite. Im Mittelschiff hölzerne Tonne,
in den Seitenschiffen Halbtonnen auf unterschiedlichen Niveaus, 1741 mit
biblischen Szenen bemalt (rest. um 1985): im Mittelschiff Gottvater von
Engeln und Propheten umrahmt, dazu Prophet Jesaja, im nördl. Seitenschiff
Szenen aus dem Heilsgeschehen (Auferstehung bis Himmelfahrt), im südl.
u.a. Petrus, hl. Michael, Pfingstgeschehen sowie Luther dargestellt. –
Westempore 18. Jh., zweigeschossig mit Balusterbrüstung. Die Empore im
nördl. Seitenschiff A. 20.Jh. erneuert (Brüstungsmalerei um 1939), im östl.
Joch darin integriert die vorschwingende Patronatsloge (dat. 1663) mit durch
Pilaster mit Beschlagwerk gegliederter Brüstung, in den Brüstungsfeldern
qualitätvolle Gemälde, u. a. Salomonisches Urteil, und Sinnsprüche. – Das
Ostjoch des nördl. Seitenschiffs im 14.Jh. als Sakristei abgetrennt, mit
Kreuzrippengewölbe.
Ausstattung. Altaraufsatz, inschriftlich 1743 von J. N. Schneider und J. H.
Löwe. Plastische Kreuzigungsgruppe vor gemalter Landschaft, gerahmt von
korinthischen Säulen, seitlich vollplastisch Moses und Johannes d.T. In der
Predella Abendmahlsbild, auf dem Gebälk Putten, dazwischen Gottesauge
im Strahlenkranz. Prächtige Kanzel A.18.Jh., in den Brüstungsfeldern des
polygonalen Korbs Gemälde der vier Evangelisten zwischen gedrehten
Säulen, unten Fruchtgehänge. An der Kanzelrückwand, gemalt, Christus als
Sieger. Auf dem hohen Schalldeckel Gerichtsengel. Holztaufe in
Renaissanceformen, um 1600, rest. und ergänzt 1987 (Leihgabe aus dem
Bestand der während des Kriegs in der Berliner Domgruft sichergestellten
Kunstwerke). Die zweite Taufe E. 17 Jh., Kelchform mit stilisierten Blättern.
Im Chor Sakramentsnische, 14.Jh. Gittertür mit Rosetten. Kleine Schnitzfigur
eines Diakons, 2.H. 15.Jh. Triumphkreuzgruppe A.16.Jh. Lebensgroßer
Holzkruzifixus von 1597 und kleines Kruzifix 1733. Epitaphgemälde des
Abendmahls der protestantischen Fürsten mit den Reformatoren, E. 16. Jh.,
eine jüngere Fassung in St. Nicolai zu Luckau. Drei Pastorenbildnisse:
Johann Wilhelm Becker († 1763), Johann Georg Kronbiegel († 1773),
Wilhelm Hoffmann († 1873), letzteres gemalt 1859 von A. Werner aus
Dobrilugk. Vergitterte hölzerne Loge, 1.H. 18.Jh. Grabmäler und Epitaphien.
Im Chor zahlreiche figürliche Grabsteine und Epitaphien aus dem 16. und 17.
Jh. Von rechts: Großer Doppelgrabstein für Heinrich v. Gersdorf († 1557) und
seine Frau († 1554), ganzfigurige bemalte Reliefs der Verstorbenen in
Rundbogennischen zwischen Balustersäulen; auf dem Gebälk
Dreiecksgiebel mit Halbrosetten. Daneben zwei Grabplatten aus der
Gersdorffschen Gruft, Eisen, M.16.Jh. Zwei Grabsteine mit ganzfigurigen
Reliefdarstellungen, 1572 bzw. 1619. Figurengrabstein der Sibilla v. Hersfelt,
E. 16. Jh. Sandsteinepitaph, A. 17. Jh. (stark beschädigt), Relief mit
anbetender Familie, darüber Rollwerkkartusche mit Grablegungsrelief. – Im
Langhaus an den nördl. Arkadenpfeilern zwei Reliefs, Auferstehung und
Jüngstes Gericht (letzteres beschädigt), Reste des Grabmals für den
Amtsschösser Christian Pöling († 1677); der zugehörige Epitaph im nördl.
Seitenschiff, ovale Holztafel in Ohrmuschelrahmen, die Inschrift 1734
erneuert. Dort auch mehrere Sandsteinepitaphien: für Johann Linder (†
1709), ovale Inschrifttafel in Akanthusrahmen; für Johann Georg Kronbiegel
(† 1773), Inschrift in reichem Rokokorahmen über Felsensockel; für M. S.
König verwitwete Heyne († 1846), dafür ein Rokokograbstein 3.V. 18.Jh.
wiederverwendet. An der südl. Außenwand mehrere Sandsteingrabmäler mit
figürlicher Bekrönung, 17. und 18.Jh. Am bedeutendsten der für Matthias
Schreber († 1606) mit Relieffigur des Verstorbenen.