Dehio Brandenburg, 2012, S. 276 ff.

Stattliche spätgotische Backsteinhalle auf dem Steilufer der Oder, erhöht im
Südosten der Stadt. Unter dem Kirchenschiff Siedlungsreste des 13./14. Jh.
ergraben. In Ost-West-Richtung erbaut vermutlich in 1.H. 15.Jh.; ein
anzunehmender Vorgängerbau nicht nachweisbar. 1945 bis auf die
Umfassungsmauern zerstört und das Inventar vernichtet. Wiederaufbau und
Rest. 1952–93.
Baugestalt. Dreischiffige Halle von fünf Jochen unter hohem Satteldach, die
unregelmäßige Grundrissbildung mit stark nach Süden abweichender
Hauptachse wohl der Hanglage oder einem Vorgängerbau geschuldet. Der
Hallenumgangschor außen sechsseitig, innen vierseitig geschlossen (vgl.
Stadtkirche Guben/Gubin, Polen). Insgesamt von schwerer und gedrückter
Wirkung, bestimmt durch kräftige Strebepfeiler und schmale zweiteilige
Fenster mit profiliertem Gewände, nur im Westjoch breitere dreiteilige
Fenster. Unter dem Hauptgesims Putzfries. Hoher quadratischer Westturm,
im Unterteil spätgotisch, das an den Ecken zu einem ungleichseitigen
Oktogon abgestumpfte Oberteil inschriftlich 1565 in Anlehnung an
mittelalterliche Formen: großzügige Blendengliederung durch breite Lisenen
und Rundbogenfriese, als Abschluss verputzte Helmpyramide über
Blendenkranz. Kleines Westportal mit gedrücktem Spitzbogen; darüber Teile
der Bauinschrift, wohl im 19.Jh. eingesetzt. Vor dem stadtseitigen
Haupteingang (Nordseite) im dritten Joch von Westen tiefe Vorhalle, der
darüberliegende Raum, jetzt mit unter dem Kirchdach, unbelichtet. Östl.
daneben zweigeschossiger Anbau, Sakristei und Sängerchor, um 1500.
Innen. Der Raumeindruck bestimmt von gedrückten Proportionen; niedrige
massige Achteckpfeiler auf hohen runden Sockeltrommeln (das westl.
Pfeilerpaar sockellos), weitgespannte Arkaden. Im Mittelschiff Netzgewölbe
(rekonstruiert), ihre Stern-Netz-Form ähnlich wie in Mittenwalde und Bernau.
In den Seitenschiffen ebenfalls rekonstruierte Sterngewölbe. Die Chorpfeiler
von schlankerer Ausbildung. Durch die ungewöhnliche Chorform der Scheitel
des Binnenchors von einem Pfeiler besetzt (Stadtkirche Lieberose). Die
Seitenwände des Umgangs gegliedert durch regelmäßig angeordnete
korbbogige Nischen. Der sog. Sängerchor mit doppelarkadiger Öffnung zum
Chorumgang mit Sterngewölbe. Zwischen Schiff und Turmhalle hohe
Spitzbogenöffnung, daneben in den Westwänden der Seitenschiffe je zwei
steile Spitzbogenblenden.