Dehio Brandenburg, 2012, S. 403 ff.

Dreischiffige spätgotische Backsteinhalle mit dreiapsidialem Ostschluss und
im Kern frühgotischem, querrechteckigem Westbau. Erbaut seit 3.V.14.Jh. in
Ost-West-Richtung, die vier Westjoche des Hallenlanghauses in 1.H. 15.Jh.,
Vorläuferbau 1961 im Grundriss ergraben, basilikale Feldsteinkirche, 3. V.
13. Jh. Davon das Untergeschoss des mächtigen Westbaus erhalten,
Turmoberbau 14. und 15.Jh. Rest. 1961/65, die Türme 1995/96.
Außenbau. Der frühgotische Unterbau des Turms aus Feldsteinquadern mit
spitzbogigem, gestuftem Westportal, im 14. Jh. in Backstein aufgestockt, der
polygonale Treppenturm an der Nordseite wohl gleichzeitig. Die bereits in
der Blendengliederung des ersten Turmobergeschosses angelegte
Zweiturmfassade M.15.Jh. mit schweren quadratischen Türmen fortgeführt,
reich gegliedert mit Fenstern, Blenden und Maßwerkfries. Der südl. Turm ins
Achteck überführt, mit gemauertem Pyramidenhelm geschlossen, der
zunächst unvollendete Nordturm 1709 mit Schieferhaube gedeckt, die
auffällig schmale Lücke zwischen den Türmen geschlossen. Die Halle mit
großen dreiteiligen Spitzbogenfenstern zwischen gestuften Strebepfeilern;
die jüngeren Westjoche in angepassten, nur im Detail abweichenden
Formen: der breite Maßwerkfries unter dem Traufgesims vereinfacht
fortgeführt, auf der Nordseite vertikale Maßwerkstreifen seitlich der Fenster.
Jeweils zwei Portale auf Süd- und Nordseite, letztere reicher, das östl. mit
eingestellten schlanken Säulchen im gestuften Gewände. Im zweiten Joch
von Westen sog. „Brauttür“ mit zartgliedriger Gewändeprofilierung, der
Wimperg eingebettet in ein rechteckiges Schmuckfeld aus durchbrochenen
Vierpässen. Schauseite die Ostseite mit gekoppelten polygonalen Apsiden
und monumentalem Schaugiebel, vermutlich angeregt durch die Prenzlauer
Marienkirche, in den Formen jedoch schlichter; straffe Gliederung durch
Pfeiler mit Maßwerkfüllung und gepaarte ansteigende Blendlanzetten, am
Mittelteil zweizonig mit Vierpassmaßwerk. – Südanbau. Um 1510/20.
Zweigeschossig, im Giebel vier rundbogige Blenden mit Kreuzteilung in
Taustabrahmung.
Innen. Breit gelagerter Hallenraum, kreuzrippengewölbt über kräftigen
Achteckpfeilern auf hohen Sockeln, die Kanten mit Rundstäben besetzt, in
der Kämpferzone Masken und Blattwerk aus Terrakotta. Bei umfassender
Rest. 1961/65 die urspr. Wandgliederung und die Bemalung der struktiven
Glieder freigelegt und ergänzt. Glasmalereienvon 1911, im Hauptchor Ölberg
und Kreuzigung von C. de Bouché, München, im südl. Seitenchor Christus
als Kinderfreund nach Entwurf E. Pfannschmidt. Neugotische Westempore,
2.H.19.Jh., urspr. dreiseitig. – Im Ostjoch des südl. Seitenschiffs eingetieft
die rippengewölbte bauzeitliche Sakristei, möglicherweise auch
Reliquiendepot (heute unter Fußbodenniveau). Zugang nur vom
Hauptsanktuarium aus, die noch zu erkennende westl. Öffnung wohl
nachträglich. – Das Erdgeschoss des Südanbaus (Portalvorhalle)
rippengewölbt, darüber sog. Nonnenchor, sterngewölbte, zur Halle geöffnete
Empore, durch einen polygonalen Treppenturm in der Südwest-Ecke
zugänglich. – Die steile Turmhalle gewölbt 1862/64.
Ausstattung. Schnitzaltar, um 1520, 1964 rest., die damals in einem
barocken Altaraufbau einbezogenen Figuren in eine neue Rahmung
übertragen. Im Mittelschrein vielfiguriges Kreuzigungsrelief, in den Flügeln
rechts die hll. Katharina und Elisabeth sowie Heimsuchung, links die hll.
Georg und Michael, darunter die beiden Johannes. In der Predella
Grablegung. Auf den Flügelrückseiten beschädigte Malereien:
Verkündigung, Anna selbdritt und zwei Heilige. – Sog. Annenaltar, ehem. in
der Franziskanerkirche, um 1520/30. Kleiner Schrein mit qualitätvoller
Malerei, die in Gold gemalten baldachinartigen Rahmungen in
vegetabilischen Renaissanceformen. Im Mittelbild das Christuskind mit
Zepter und Reichsapfel auf einer Bank zwischen Anna und Maria, dahinter
Joachim und Joseph. In den seitlichen Feldern die hll. Margarethe und
Apollonia links sowie Barbara und Dorothea rechts. Auf den Flügeln die
Franziskanerheiligen Bonaventura (links, zwischen Maria Magdalena und
Sebastian) und Bernhardin von Siena (rechts, zwischen Erasmus und
Martin); darüber in umrankten Medaillons die vier lateinischen Kirchenväter,
ihnen zugeordnet die Evangelistensymbole. Auf den Flügelrückseiten
Anbetung der Heiligen Drei Könige. – Überlebensgroße qualitätvolle
Triumphkreuzgruppe aus Holz, um 1500. Zwei kleine geschnitzte Engel
A.15.Jh., der eine mit Kelch. Reste goldener Fassung. Vier Relieffiguren von
Heiligen aus einem Schnitzaltar, um 1430, in neuem Schrein. Orgel, 1744
von J. Wagner, mit schönem spätbarocken Prospekt. – Grabstein für
Hermann Bellin († 1582) mit Relief des Verstorbenen in Rüstung. Figürlicher
Kindergrabstein Hermann Bellin (†1579). Inschriftgrabstein für den
Bürgermeister Ernst Germershausen (†1668). – In einer 1963 eingerichteten
Kammer im nördl. Turmdurchbruch Schnitzfigur hl. Wolfgang um 1470;
Taufschüssel, Messing, mit Verkündigungsszene, dat. 1638; Kaselkreuz mit
Reliefstickerei 2.H.15.Jh., Kreuzigungsgruppe, an den Kreuzesenden die
Apostel Petrus und Paulus; Kasel, italienischer Samt E.15.Jh., auch hier das
Kreuz mit Reliefstickerei: Madonna im Strahlenkranz und Heilige.
Glockenkasel, venezianisch, 2.V.15.Jh.