Dehio Brandenburg, 2012, S. 438

Im Kern gestreckter Saalbau aus Bruchstein mit polygonalem Ostschluss
und eingezogenem quadratischen Westturm, wohl sp.14. oder fr.15.Jh.; der
oktogonale Turmaufsatz mit Doppelhaube, Laterne und Spitze 17.Jh. (am
Glockenstuhl Datum 1629). Die Kirche 1545 an der Südseite um ein breites
Seitenschiff noch in gotischen Formen erweitert, seine beiden Quergiebel
1829 abgetragen. Rest. 1982– 83. – Außen schlicht, verputzt. Zwischen
schweren Strebepfeilern Spitzbogenfenster, auf der Nordseite barock
erweitert; spitzbogiges Westportal mit profilierter Sandsteinlaibung. Auf der
Nordseite kleine Portalvorhalle von 1792; darin Nordportal mit flächigem
manieristischen Schnitzwerk am Türblatt, dat. 1650, einen Eisenbeschlag
vortäuschend. Der Anbau vor dem südl. Chorportal 1730. Im
Glockengeschoss spitzbogige Schallöffnungen mit schlichtem Maßwerk,
wohl 1829.
Innen. Raum von eindrucksvoller Geschlossenheit durch die reiche
Ausstattung des 17. Jh., 1934 rest. unter Leitung von Kirchenmaler F.
Leweke. Seit 1829 Putzdecken anstatt der Holzdecken. Das Seitenschiff
zum Kirchraum durch zwei weite Rundbogenarkaden geöffnet, an seiner
Südwand stilisierte Architekturzeichnung und Monogramme mit Datum 1545.
In der nördl. Chorwand große Sakramentsnische 1. H. 15. Jh., mit
aufwendiger kielbogiger Sandsteinrahmung und schmiedeeiserner
rosettenbesetzter Gittertür. Wesentlich für den reichen Raumeindruck die
Emporen mit ihren Brüstungsbildern, auf der Nordseite dat. 1600; rest. 1934
und 1993/94. Auf der Südempore Genesis (fünf Bilder 1887 erneuert von W.
Lucas aus Ortrand nach den Bibelillustrationen des J. Schnorr von
Carolsfeld), auf der Nordempore das Heilsgeschehen von Taufe bis
Himmelfahrt und Pfingsten: nach einer Inschrift am Ostteil der Nordempore
„der neue Chor“ 1579 mit sechs Bildern versehen von J. Heidenreich aus
Dresden. Auf der Westempore elf musizierende Engel in Rundmedaillons,
darunter die Namen der bäuerlichen Stifter, wohl 3.V.17.Jh.
Ausstattung. Mittelalterliche Blockmensa, rückseitig mit großer Öffnung
zugewölbter Gruft(?) darunter. Hölzerner Altaraufsatz in
Spätrenaissanceformen M.17.Jh. Doppelsäulenaufbau mit Schnitzreliefs: in
der Predella Abendmahl, im Hauptfeld Christus am Ölberg, im Aufsatz
Grablegung Christi. In den Wangen Reliefmedaillons, links Geburt Christi
rechts Kreuzigung. Die den Wangen seitlich entwachsenden Engelsfiguren
von manieristischem Schwung; qualitätvoll auch die Freifiguren: auf dem
Gebälk des Hauptgeschosses Fides und Caritas, als Bekrönung der
Auferstandene zwischen zwei sitzenden Engeln. – Etwa gleichzeitig mit dem
Altar die schöne hölzerne Kanzel, getragen von geschnitztem Engel, am
polygonalen Korb Schnitzfiguren Christi und der Evangelisten, Ecksäulchen
und Beschlagwerk; auf dem kronenartigen Schalldeckel der von vier Putten
umgebene Schmerzensmann. Sandsteintaufe A.16.Jh., an der sechseckigen
Kuppa Dekor aus Laubwerk und Schilden, 1618 durch Kugelbesatz
verändert. Ander Südarkade guter Kruzifixus A.16.Jh. Im Chor und am
Übergang zum Seitenschiff Gestühl mit z.T. vergitterten Aufsätzen und
Rankenbemalung, ein Stück dat. 1677, das enggestellte Gemeindegestühl
von 1760.