Dehio Brandenburg, 2012, S. 461 ff.

Ehem. Heilig-Grab-Kapelle, sog. Blutkapelle. Außerhalb der Klausur westl.
der Stiftskirche, axial auf diese bezogen; der 1520(d) mit einem Dach
versehene vierjochige gewölbte Saalbau aus Backstein mit
Feldsteineinsprengseln architektonischer Höhepunkt der Anlage; an Stelle
eines Rechtecksaals (13. Jh.) fast um ein Drittel vergrößert, errichtet als
Wallfahrtskapelle nach dem Vorbild von Alt Krüssow; rest. um 1857, 1903/04
und 1987.
Der spätgotische Außenbau mit Sockel und Kaffgesims reicher als die
Klosterkirche. Maßwerkartiger Zierfries unter dem Kranzgesims und den
Wasserschlägen der nach innen gezogenen Strebepfeiler, die außen nur als
lisenenartige Bänder in Erscheinung treten. An der Südwandseitlich des
westl. Fensters kleine Öffnung, die anscheinend zur Weisung der Hostien
diente. Spitzbogiges Westportal, in Ost- und Westwand große vierteilige
Fenster zwischen Kreisblenden. Hauptschmuck die beiden hohen
Stufengiebel. Besonders reich der nach Vorbild des Chorgiebels im
nahegelegenen Alt Krüssow nach 1520 errichtete fünfstöckige Westgiebel
mit breiten horizontalen Maßwerkfriesen, die von schlanken Pfeilern
überschnitten werden; Giebelform bzw. modelgeformte Ziegel verweisen auf
einen Werkstattzusammenhang mit weiteren Prignitzer Kirchen (s. Bad
Wilsnack, Falkenhagen, Wulfersdorf, Pritzwalk). Der östl. Giebel ähnlich,
aber schlichter gegliedert.
Innen unerwartet weiträumig; durch wandhohe Spitzbogennischen in vier
Joche gegliedert. Kleinteilige, auf zierlichen Konsolen ruhende Sterngewölbe,
die Rippen wechselnd als Taustab, Birnstab oder mit Doppelkehlprofil
gebildet. In der Südwand des Westjochs Mauertreppe zu einer ehem.
umlaufenden hölzernen Empore, an dessen Brüstung sich der Überlieferung
zufolge der 1532 gemalte Legendenzyklus befand, sowie zur
Weisungsöffnung und zum Dachboden. Der Raumeindruck bestimmt durch
die umfassende Neugestaltung 1903/04, gotisierend mit deutlichen
Jugendstileinflüssen. Ausmalung von O. Berg, auf der Ostwand dargestellt
die Gründung des Klosters und die Einführung der Reformation. Glasmalerei
von A. Oetken. Die einheitliche Ausstattung (u.a. reich verziertes Chorgestühl
und Orgel) von J. Otzen.
Im Fußboden die Umrisse des 1984–86 ergrabenen Vorläuferbaus
ausgelegt: rechteckig, nachträglich nach Osten mit dreiseitigem Chorschluss
erweitert. In der Längsachse freigelegte Heilig Grabanlage, ein als
Scheingrab ausgeführtes, urspr. vollständig geschlossenes
Backsteingewölbe, über dem sich der Überlieferung nach ein Grabmal Christi
mit lebensgroßen Figuren befand.