Dehio Brandenburg, 2012, S. 532 ff.

Heterogene ungewöhnliche Anlage mit bedeutender Renaissance-
ausstattung. – Im Kern kleiner Zentralbau, wohl 2. H. 13.Jh., eine östl.
Halbkreisapsis 1915 ergraben. Im 15.Jh. erhöht und der quadratische Turm
an der Nordwestseite angefügt. 1599 von der Gutsfamilie v. Brösicke zur
Grablege ausgebaut, beträchtlich nach Osten erweitert und neu ausgestattet.
Die oberen Turmgeschosse 1697 von B. Santner aus Brandenburg (1757
erneuert), Schweifhaube und Laterne 1793. 1914/15 nach Blitzschlag
umfassend wiederhergestellt, rest. seit 1993. – Der Westteil über
unregelmäßig siebeneckigen Grundriss aus Backstein. Die Ecken z. T. mit
Runddiensten besetzt, kleine spitzbogige Schlitzfenster. Die oberen
spätgotischen Polygonwände mit spitzbogigen Zwillings- bzw. Viererblenden
und Putzfries. Der Turmunterbau aus Backstein und Feldstein, spitzbogiges
Westportal mit Maßwerk von 1915. Die beiden Turmobergeschosse mit
schlichter Putzgliederung. Der östl. Erweiterungsbau in ländlichen
Renaissanceformen, verputztes Fachwerk, rechteckige Fenster, z.T. mit
profilierten Rahmungen, in der Südseite schmuckloses Rundbogenportal,
über der Ostwand gestufter Schweifgiebel mit Lisenengliederung. Südl.
angebaut zwei Logenaufgänge des 17. Jh. in Fachwerk, beide erneuert
1914/15.
Eindrucksvoller Innenraum; seine Heterogenität gemildert durch die
größtenteils einheitliche, üppig polychromierte Ausstattung und die
umfassende Rest. 1914/15. Der mittelalterliche Kernbau unter flacher
Putzdecke, an den oberen Polygonwänden großfigurige Wandmalereien 2.H.
16.Jh., freigelegt 1914, Christus und die zwölf Apostel (eine Figur zerstört).
Zum Erweiterungsbau gedrückter Rundbogen mit beschlagwerkartiger
Bemalung um 1600; seine Ostseite teilweise holzverkleidet, in gemalten
Beschlag- und Rollwerkfeldern reiches vegetabilisches Ornament; über dem
Scheitel Spruchkartusche, seitlich Engelmedaillons. Im Ostanbau
Holzbalkendecke, urspr. ähnlich bemalt, die bestehende ornamentale,
wolkenartige Musterung 1727, überfasst 1915.
Ausstattung. Altarretabel, dat. 1600. Zweigeschossiger architektonischer
Aufbau mit verkröpften Säulenpaaren, Beschlagwerkwangen und guten
Malereien, im Mittelstück Abendmahl, im Aufsatz Jüngstes Gericht, auf dem
Dreiecksgiebel die Taube des Heiligen Geistes, am Hauptgebälk geschnitzte
Wappen. Kanzel, dat. 1605. Der fünfseitige Korb mit Arkadengliederung,
Ecksäulchen und Beschlagwerk auf kannelierter Säule und jüngeren
Seitenstützen; in den Brüstungsfeldern gemalt Christus und die vier
Evangelisten an den Wangen der Kanzeltreppe Justitia und Veritas, der
Schalldeckel mit durchbrochenen Beschlagwerkaufsätzen. Kelchförmige
hölzerne Taufe, dat. 1613, bemalt mit einer Art Beschlagwerk und
Puttenköpfen an der Kuppa. Emporen: An der südl. Längsseite des
Erweiterungsbaus Patronatsloge v. Brösicke, wohl 1727 auf toskanischen
Säulen mit verglasten Bogenöffnungen und reicher vegetabiler Malerei. Im
Südteil des Polygons sog. Knechtechor (ehem. Patronatsloge v. d. Hagen),
1668, die Brüstung in Spätrenaissanceformen. Orgelempore 1914/15 in
historisierenden Renaissanceformen, angeblich nach älterem Vorbild.
Gestühl und prächtiger Sakristeischrank A.17.Jh., der Schrank zweitürig mit
diamantierter Pilasterrahmung und Triglyphengebälk, in den Türfeldern
gemalt Salvator Mundi und Wappen, auf der Seite monochrom Justitia und
Fortitudo. Kruzifix, Holz, E.16.Jh., die Fassung nicht urspr. Gemälde: zwei
Gedenktafeln der Familie v. Brösicke1672 und 1684. Drei Ölbilder des 18.
Jh., Brustbild Christi, Christi Geburt und Christus am Kreuz.
Gethsemanegemälde A.19.Jh. Schöner Kronleuchter, 1. Dr. 19.Jh. mit
ornamentalem Beiwerk im Stil der Schinkel-Zeit, ein weiterer Leuchter des
18.Jh. mit floralem Dekor, beschädigt. An der Nordwand großes Epitaph von
vorzüglicher Qualität für Heino v. Brösicke, Domherr zu Magdeburg († 1609),
und seine Familie, 1611–13; Spätwerk von Chr. Dehne aus Magdeburg,
Hauptbeispiel manieristischer Grabmalplastik in der Mark. Rest. 1786 und
1915. Auf einer tischartigen, von großen Figuren Adams und Evas
getragenen Sandsteinplatte knien lebensgroß vier männliche und drei
weibliche Brösickes zu Füßen des Gekreuzigten, hinterfangen von einem
hohen und prächtigen Aufbau aus Alabaster und schwarzem und grauem
Marmor, z.T. vergoldet. Die Stifterfamilie festlich gekleidet mit
individualisierten, lebensvollen Gesichtern. Der architektonisch gestaffelte
Aufbau zweigeschossig mit gekuppelten Säulen, verkröpften Gebälken,
reichem Wappenschmuck und knorpeligem Beiwerk, das ikonographische
Programm bezogen auf Tod und Erlösung. In den Füllungen figürliche
Reliefs: in der Predella Auferstehung der Toten,im Mittelfeld Christus mit
Adam und Eva als Überwinder von Tod und Sünde, in den Zwickeln die
Allegorien des Glaubens und der Stärke, darüber Auferstehung Christi,
krönender Aufbau mit Salvator Mundi und Engeln mit den
Leidenswerkzeugen. In den Seitenstücken Reliefs von Geißelung Christi und
Gethsemane, sowie Geburt und Grablegung. Weitere Skulpturen stellen u.a.
Moses, David und die Evangelisten dar. – An den Wänden verteilt
Grabsteine der v. Brösicke: Heino († 1609) mit Ehefrau Elisabeth v. Hacke (†
1598), Schwiegertochter Elisabeth v. Krosick († 1605) und deren drei Kinder
(† 1610, 1617 und 1620), ein weiterer Männergrabstein, 1.H. 17.Jh., in der
Turmhalle; die Verstorbenen jeweils als Standfiguren in Zeittracht, gerahmt
von Wappen und Umschriften. Totenkronenbrett von 1812 mit Totenkrone.