Dehio Brandenburg, 2012, S. 585 ff.

Dreischiffige, kreuzrippengewölbte, in Feldstein und Backstein errichtete
Stufenhalle von sechs Jochen mit einjochigem, breitem Polygonalchor mit
5/10-Schluss. – Die mittelalterliche Baugeschichte in einigen Punkten offen.
Der Chor vielleicht schon E.13.Jh. angelegt (vgl. Marienkirche in Berlin-
Mitte), im 15.Jh. beim Ausbau der Halle verkürzt und um ein zweites
Fensterband erhöht. Die Kirche 1708–14 nach Brand erneuert und um die
nördl. Vorhalle erweitert. Der gotische Feldsteinturm 1848 abgetragen und
nach Plänen von F. A. Stüler durch eine zweitürmige flache Westfront
ersetzt. Rest. des Inneren 1904.
Der Außenbau deutlich von Zäsuren und Erneuerungen geprägt. Der Chor
einschließlich der kräftigen Strebepfeiler bis auf Höhe der Fenstersohlbänke
aus sorgfältig gequadertem Feldsteinmauerwerk mit profiliertem
Sandsteinsockel. Auch die in Backstein errichtete Zone darüber und die
dreibahnigen Maßwerklanzetten mit glattem Schräggewände, urspr. mit
eingestelltem Rundstab, noch frühgotisch, jedenfalls vor Errichtung der
Langhaushalle. Die obere, wohl spätgotische Fensterreihe A.17.Jh.
überformt. – Die Nordseite der Halle ebenfalls bis auf Höhe der
Fensterbänke aus gequaderten Feldsteinen (möglicherweise
Zweitverwendung). Große breite dreiteilige Lanzetten mit schlicht
geschrägter Laibung zwischen größtenteils nach innen gezogenen
Strebepfeilern. Das Äußere im Übrigen geprägt von der barocken
Erneuerung 1708/14. Die Kirche verputzt, die Strebepfeiler des Langhauses
zu Pilastern umgestaltet, das Hauptgesims zum Gebälk. Die Portale durch
Putzrahmung mit schwerer Scheinquaderung barockisiert. Auf der damals
fast vollständig in Mischmauerwerk erneuerten Schiffssüdseite Ochsenaugen
unter den verkürzten Lanzetten. Der zweigeschossige Nordanbau mit
ausgewogener barocker Putzgliederung und Schweifgiebel. – Stülers
eigenwillige neugotische Westfassade aus roten Ziegeln, vielleicht angeregt
durch die Westfassade von Kloster Chorin; zwischen zwei schlanken, in
Traufhöhe ins Achteck überführten Türmchen eingespannt eine hohe, oben
freistehende Giebelwand, ihre drei offenen Arkaden urspr. zur Aufnahme von
Glocken bestimmt.
Innen. Der weite Raum mitgeprägt durch die umlaufende, im Westen
abgerundete Empore des 18. Jh., 1904 bis zu den Pfeilern vorgezogen.
Gleichzeitig die Barockisierung des Innenraums teilweise rückgängig
gemacht. Freilegung der Rippen und anderer Architekturteile, Ergänzung der
Gewölbekonsolen und Kapitelle. – Das weitgespannte und deutlich erhöhte
Mittelschiff durch schlichte Achteckpfeiler und schwere, profilierte Arkaden
von den Seitenschiffen geschieden. Im Langhaus Kreuzrippengewölbe über
kurzen, etwas unterhalb der Kämpfer ansetzenden Rundstabdiensten, an
den Seitenschiffswänden über Rechteckvorlagen und Runddiensten (im
Norden Taustäbe) vor den nach innen gezogenen, durch Schildbögen
verbundenen Strebepfeilern. Die urspr. zierlichen Birnstabrippen nur in
Kämpfernähe erhalten, sonst die Gewölbe mit gratigen gekehlten Rippen
erneuert. Im Chor barockes Sterngewölbe, am Triumphbogen barocke
Wappenkartusche. – Chorfenster einheitlich verglast 1904. In den
Hauptfeldern Geburt, Kreuzigung, Noli me tangere, seitlich Johannes Ev. und
hl. Paulus, sonst reiches Blatt- und Rankenwerk. – Nordanbau. Das zur
Kapelle umgestaltete Erdgeschoss kreuzgratgewölbt, durch breiten
Rundbogen zur Kirche geöffnet; im tonnengewölbten Obergeschoss (Archiv)
rundbogige Zwillingsöffnung.
Ausstattung. Das neugotische Altarretabel von 1868 mit großem
Auferstehungsgemälde (E. Daege) jetzt im nördl. Seitenschiff. Ebenso der
sog. Achatiusaltar, aus der Dorfkirche von Brüsenhagen. Zusammengefügt
aus den Seitenflügeln eines spätgotischen Schnitzaltars sowie nicht
zugehöriger Predella und Aufsatz (bez. 1683), rest. 1989. Im Hauptfeld zwölf
derbe, figurenreiche Reliefs mit Szenen aus der Vita des hl. Achatius unter
kielbogigen Maßwerkarkaden (um 1480); die Madonna im zweiten Feld nicht
zugehörig. Im Aufsatz Auferstehungsgemälde zwischen Doppelbalustern und
Ornamentwangen, in der Predella stark beschädigtes Abendmahlsgemälde.
Große achteckige Sandsteintaufe, wohl M.16.Jh., an den Polygonseiten in
ungewöhnlich hohem Relief Verkündigung, Taufe im Jordan und sitzende
Propheten, in der Ausführung eigenwillig derb. Kanzel, um 1714, der
Schalldeckel mit phantasievoll durchbrochener Krone und Posaunenengel.
Unter der Empore Teile des ehem. Ratsgestühls, 1.V.18.Jh. Eiserne Truhe,
17.Jh. Eisenbeschlagener Opferkasten, 19.Jh. Große neugotische Orgel mit
krabbenbesetzten Wimpergen und Fialen, 1873. Großformatiges Gemälde
flämischer Provenienz, die hl. Veronika hilft dem unter dem Kreuz
Gefallenen, Öl auf Leinwand, E. 17. Jh., Rubens-Nachfolge. Schnitzfigur
Maria mit Kind, 3.V.15.Jh., überfasst. Sandsteinepitaph für Jochem Mas
(†1604), mit von Putten gehaltenem Wappen und Inschriften in
Rollwerkrahmung. Ein weiteres schlichteres von 1712. – Im Nordanbau
Schnitzfigur Anna selbdritt, um 1500, beschädigt. Sandsteinepitaph für
Bürgermeister Johann Daniel Schartow und Ehefrau († 1770 bzw. 1780) mit
Urnenaufsatz und allegorischer Puttenszene.