Dehio Brandenburg, 2012, S. 681 f.

Zugehörig einer Gruppe von spätromanischen Backsteinkirchen in der
Umgebung des Zisterzienserklosters Mühlberg; dessen Stifter, die Grafen
von Ileburg zur Bauzeit Besitzer von Martinskirchen (s. Saxdorf). Im Kern
stattlicher spätromanischer Saalbau (wohl anstelle einer Holzkirche um 1200)
von A. oder M.13.Jh., mit eingezogenem, vermutlich ehem.
flachgeschlossenem Chor sowie im Oberteil urspr. doppeltürmigem
Westturm. 1690–99 nach Brand erneuert unter dem kursächsischen
Stallmeister Georg v. Wehlen: der Chor verlängert (Inschrift an der Südwand)
und die Kirche insgesamt verputzt. Die Turmfront durch ein abgewalmtes
Querdach mit Dachreiter abgeschlossen. Vermutlich gleichzeitig die
kreuzarmartigen zweigeschossigen Backsteinanbauten für Patronatsstände
am Chor errichtet, z.T. auf älterer Grundlage. 1904 durchgreifende
Renovierung und Reromanisierung, Neuverputz.
Außenbau. Die spätromanischen Details unter dem Putz schwer
auszumachen. In der Südwand des Schiffs vermauertes Stufenportal in
rechteckiger Vorlage, 1904 verändert. Der abschließende Rundbogenfries
wohl Neuschöpfung, original dagegen der eingebundene Viertelstab aus
Formsteinen am Übergang zum Turm. Die Schiffsfenster verändert, auf der
Südseite stichbogig, entsprechend den Emporen zweizonig angeordnet, auf
der Nordseite große Lanzettfenster von 1904. Besser erhalten der
weitgehend ungegliederte Turm. Das Glockengeschoss urspr. als zwei
freistehende, in den oberen Turmgeschossen bereits durch Schwibbögen
vorbereitete Türmchen gebildet; ehem. jeweils mit Schallluken auf allen vier
Seiten (zwei vermauert, im Turminneren zu erkennen): gepaarte
Rundbogenöffnungen mit schlanken Sandsteinsäulchen, würfelförmigen
Basen und Kelchblockkapitellen mit Palmetten- und Rankenreliefs bzw. in
Würfelform mit vertieften Schilden, 1. V. 13. Jh., die Details z. T. erneuert. –
Der langgestreckte Chor schlicht, der 3/8-Schluss mit Strebepfeilern besetzt.
Heterogen die kreuzarmähnlichen Anbauten. Der nördl. möglicherweise am
Ort einer Sakristei des 13.Jh. (romanisch profilierte Konsolsteine an den
inneren Ecken, Piscina in der Ostwand), im Schlussstein des schmalen
Treppenvorbaus aus Bruch- und Feldstein Inschrift G[eorg] H[einrich] v[on]
W[ehlen] 1690, darüber Allianzwappen mit Monogrammen und Jahreszahl
1704. Am Südanbau Dachgesims mit Rundstab und Platte aus Backstein,
16./17.Jh.?
Innen. Hoher rundbogiger Triumphbogen mit profilierten Kämpfern. Die
große, ebenfalls rundbogige Doppelarkade zur Turmhalle später verkleinert.
Im Schiff Holzbalkendecke und dreiseitige Empore, im Chor flache
Holztonne. Von der historisierenden Neugestaltung auch der gemusterte
Fußboden und die Glasmalereien, Luther und Melanchton. Die Chorannexe
zweigeschossig: der Nordflügel durch Holzdecke unterteilt, im Erdgeschoss
des Südflügels zwei tonnengewölbte Räume (Sakristei, Gruft mit Aufgang).
Darüber ehem. Jeweils die Patronatslogen, ihre stich- bzw. korbbogigen
Öffnungen zugesetzt, vorgelagert Emporen. – Hölzerner Kanzelaltar von
1697 mit seitlichen Durchgängen. Schlichter Säulenaufbau korinthischer
Ordnung, über dem schweren Gebälk Strahlensonne zwischen hohen
Giebelsegmenten, unter dem gebauchten Korb Abendmahlsgemälde.
Vasenartige Sandsteintaufe mit Muschelfuß und ausgeprägtem
Rocailledekor, der Deckel mit hölzernem Lesepultaufsatz von Puttenköpfen
getragen. Im nördl. Anbau gutes Altargemälde einer vielfigurigen Kreuzigung,
1.V.16.Jh. – Figürliche Grabsteine: drei zusammengehörige für vier Kinder
der Familie Rottendorf († 1689 bzw. 1690). Drei Rittergrabsteine der Familie
v. Korbitz 2.H.16.Jh. und um 1620. Im Chor Inschriftgrabstein für Hans v.
Wehlen (†1711). Glocke 13.Jh. – Westl. des Kirchhofs mittelalterliches
Steinkreuz.