Dehio Brandenburg, 2012, S. 699 ff.

Gotische dreischiffige Hallenkirche von vier Jochen mit Umgangschor. Beg.
im 13.Jh. als Feldsteinbau mit westl. Querturm und gleichbreitem, vermutlich
basilikalem Schiff. Im 14.Jh. vollendet als Hallenkirche in Backstein, ab
E.15.Jh. (wohl nach Brand 1473) Errichtung des Umgangschors und
Einwölbung. 1773 Turmaufsatz von J. C. Barnick, an seiner Stelle 1877/78
der beherrschende Mittelturm aus Backstein nach Entwurf von J. E.
Jacobsthal. – Neugotische Renovierung der Kirche 1861/62, das Innere
1956/57 schlicht erneuert, dabei Kanzel und Emporen entfernt. 1992–2006
saniert und rest.
Außen. Der Unterbau des querrechteckigen Westturms aus sorgfältigen
Feldsteinquadern dreigliedrig, im Mittelteil bedeutend höher als in den
Seitenteilen. Der darüber in reichen neugotischen Formen errichtete Turm
mit Fialen und Blendgiebeln. Auch die Außenmauern des Schiffs bis zum
(vermutlich neugotischen) Kaffgesims der Fenster aus Feldstein, im dritten
Joch von Westen je ein spitzbogiges Stufenportal. Spitzbogige Fenster mit
feinen Kantenstäben, das Maßwerk 1862 erneuert, ebenso die Formsteine
im Sockel. Der Chor mit polygonalem 5/10-Schluss ganz in Backstein
ausgeführt, Fenster mit einfachen geschrägten Laibungen. Chor und Schiff
unter einheitlichem Satteldach. – An der Südseite des Chors
zweigeschossiger Anbau mit Sakristei, Feld- und Backstein, 1.V.16.Jh.,
Giebel und Portal 19.Jh. Innen am Eingang zur Sakristei Reste spätgotischer
Rankenmalerei.
Innenraum von gedrückten Proportionen. Die Langhauspfeiler der Zeit um
1300 ungewöhnlich gebildet: sechseckig auf rundem Sockel, umstellt von
sechs Halbsäulenvorlagen, die in Kämpferhöhe ohne Verbindung mit den
Gewölberippen abrupt enden. Im Chor schlanke einfache achteckige Stützen
mit Kämpferplatte. Einheitliche Wölbung mit Stern- und Netzrippenmuster
(Bernau, Fürstenberg/Oder), an der Nordwand auf schlanken Runddiensten,
im Süden und Westen unmittelbar an der Wand beginnend. Die Turmhalle
urspr. mit hohem Bogen zum Mittelschiff geöffnet, die graue
Quaderrippenfassung des Sterngewölbes 1992 rest.; die Seitenräume durch
schmale, flachbogige Durchgänge mit den Seitenschiffen verbunden. – In der
Sakristei reiches Netzgewölbe, die Rippen taustabähnlich mit Rillen
geschmückt, hängende Kreuzblume als Schlussstein; das ungewölbte
Obergeschoss (sog. Jägerchor) spitzbogig voll zum Schiff geöffnet, steile
Treppe vom Schiff als Zugang. An der Sakristeitür schöne Beschläge in
Lilien- und Blattformen, 1.V.16.Jh.
Ausstattung. Großer spätgotischer Flügelaltar, in der Verkündigung
inschriftlich dat. 1514, Stiftung der Kurfürstin Elisabeth von Brandenburg,
möglicherweise für die zur Schlosskirche erhobene Dominikanerkirche in
Berlin Cölln. Vermutlich nach 1540 oder nach 1611 nach Mittenwalde
gekommen. Rest. 1862 durch F. W. Koch und R. Huth. – Qualitätvolle, wohl
sächsisch beeinflusste Arbeit, vielleicht einer Berliner Werkstatt. Im
Mittelschrein in gesonderter Rahmung von Beginn an eingefügt die
szenische und gedrängt perspektivische Darstellung einer Kreuzabnahme
und Beweinung, A.16.Jh., vermutlich aus Antwerpen stammendes
Probestück; darüber und darunter die von Putten gehaltenen Wappen von
Brandenburg und Dänemark. Beiderseits im Mittelschrein Thomas von Aquin
und hl. Katharina, auf den Flügeln links Anna selbdritt, rechts ein weiterer
Dominikanerheiliger. Im hohen, feingliedrigen Gesprenge hl. Katharina von
Siena zwischen Abt und Bischof, musizierende Mönche und Engel, der
Aufbau von Schmerzensmann bekrönt. Die Gemälde in der Art der Werkstatt
L. Cranachs d. Ä., auf der Predella das von Engeln gehaltene Schweißtuch
der Veronika, auf den Flügelrückseiten Verkündigung, auf den Standflügeln
die hll. Elisabeth und Barbara. – Im Chorumgang Chorgestühl mit
geschnitzten Wangen und Klappsitzen, 2.V.16.Jh. In den Füllungen der
Rückwand farbige Flachschnitzereien mit Wappen bzw. Hausmarken und
originellen figürlichen Darstellungen. Orgelprospekt mit geschnitztem
Muschel- und Gitterwerk, 1787 von Orgelbauer J. W. Grüneberg aus
Brandenburg. An der Südwand qualitätvolle Schnitzfigur eines hl. Papstes
(Gregor?), um 1510. Portrait Paul Gerhardts (†1676), 1827 gestiftete Kopie
des Portraits in Lübben, St. Nikolaus. – Epitaphien: 1. für Wulff Kühne
(†1572), figurenreiches Kreuzigungsgemälde mit Stifterfigur, dat. 1561, in
verändertem Ädikularahmen; 2. für Conrad Kicke; erhalten eine Tafel mit
Darstellung der Stifterfamilie (Sakristei), 2.H.16.Jh.; 3. für Maria Elisabeth
Gerhardt († 1657), reich verzierte Inschrifttafel aus Holz, der Rahmen mit
Engelsköpfen besetzt.