Dehio Brandenburg, 2012, S. 726 f.

Spätgotische dreischiffige Backsteinhalle mit fünfseitig geschlossenem
Umgangschor und stattlichem Westturm in Nachfolge der Nikolaikirche in
Spandau.
Die Baugeschichte noch nicht hinreichend erforscht. Der Turmunterbau
entstammt vermutlich einer um M.12.Jh. errichteten Gründungskirche, das
Schiff im Kern um 1400, der Chor evtl. 2.H. 15.Jh. Nach schwerem Brand
1695 Erneuerung von Teilen der Umfassungsmauern sowie des Westturms
in reduzierter Höhe, 1697–99 neues Schiffsdach; geschweifter Turmaufsatz
mit Laterne von 1701/02. 1873/74, Kirche regotisiert und purifiziert; 1991–
2001 Instandsetzung.
Außenbau. Das heutige Erscheinungsbild geprägt von der Rest. 1873/74.
Dabei Fenster und Portale regotisiert und durch Schließung des Nord- und
Südportals die barocke Querachse wieder beseitigt. Auch das Maßwerk der
hohen Spitzbogenfenster zwischen den Strebepfeilern sowie das profilierte
Traufgesims erneuert. Die untere Reihe von Zwillingsfenstern von 1742
gotisiert. Im Turm Westportal in Mauervorlage mit Gewände des 14.Jh. – An
der Südseite zweigeschossiger Anbau, sp. 15. Jh. Im Untergeschoss (seit
1874 Sakristei) Sterngewölbe, das Obergeschoss vermauert. Im Norden
Portalvorhalle mit Kreuzrippengewölbe von 1874.
Innen. Von unerwartet gedrückter Raumwirkung. Der Umgangschor mit
dreiseitiger innerer Stützenstellung. Kreuzrippenwölbung 1708 z.T. erneuert
und im 19.Jh. regotisiert, über massigen, relativ niedrigen Achteckpfeilern
bzw. zarten dreiteiligen Dienstbündeln mit kelchförmigen Kapitellen an den
Wänden. Emporen im Westen (1701/02) sowie in den Seitenschiffen und im
Chorumgang (1742), 1873/74 das zweite Emporengeschoss entfernt. –
Großer Schnitzaltar, 1708/10, vom Bildhauer M. C. Schau aus Berlin und
Tischler Hennicke. Rocailleschmuck bei Rest. 1760/62 durch Potsdamer
Bildhauer J. H. Kromberg ergänzt, 2010 rest. Zwischen die östl. Chorpfeiler
gestellter Säulenaufbau in reichen Formen, auf den Giebelstücken zwei
Engel sitzend. Ausgezeichnete vollplastische Kreuzigungsgruppe als
Mittelbild und Predella mit Abendmahlsrelief. Qualitätvoller Taufstein, dat.
1724, vom Schlüter-Schüler J. G. Glume d. Ä. Konkav geschwungener
Sockel, darüber kelchähnlicher Aufbau: Zwischen Volutenschwüngen
Inschrifttafel und drei figürliche Marmorreliefs mit Beschneidung und Taufe
Christi sowie den christlichen Tugenden; unter der Deckplatte vier
Engelsköpfe. Die übrige Ausstattung neugotisch von 1873/74: Kanzel,
Gestühl und große Orgel. Diese von W. Heerwagen, wichtiges Zeugnis
romantischer Orgelbaukunst. Glasfenster 1874 ornamental sowie 1906 und
1909 Geburt und Kreuzigung Jesu von G. Heinersdorff (im Chor). – Außen
an Chor und Nordwand fünf Grabplatten, 18./19.Jh.