Dehio Brandenburg, 2012, S. 757 ff.

Ehem. Zisterzienserkloster. 1268 von Markgraf Heinrich dem Erlauchten von
Meißen zum Gedächtnis an seine verstorbene Gemahlin Agnes gegr. in dem
nicht näher zu bestimmenden Ort Starczedel, wohl erst später an seinen
heutigen Standort am Rande der Oderniederung unweit der Straße Frankfurt
(Oder) – Niederlausitz verlegt. 1281/82 vom sächsischen Mutterkloster
Altzella aus besiedelt, im 14.Jh. Erwerb großer Gebiete zwischen Neiße und
dem Oderufer bis zur Müllroser Senke. Seit 1370 böhmisch, nach der
Reformation das Kloster in lutherischer Umgebung unter dem Schutz des
kath. Landesherrn, des Königs und späteren Kaisers Ferdinand I. 1635 mit
der Lausitz an Kursachsen, der Fortbestand der lausitzischen Klöster aber im
Prager Frieden garantiert (sog. Traditionsrezeß). Nach dem Dreißigjährigen
Krieg Reorganisation in enger Beziehung zu böhmischen Klöstern,
Höhepunkt der neuen Blütezeit im 18.Jh.; A.19.Jh. im Besitz von 37 Dörfern,
dem Lehnsgut Mochlitz und der Stadt Fürstenberg(Oder). Nach dem
Übergang an Preußen 1817 als letztes Kloster des Königreichs säkularisiert,
anschließend bis 1955 staatliches „Stift Neuzelle“; 1948–93 das kath.
Priesterseminar Bernardinum angesiedelt. 1996 Wiedereinrichtung als
landeseigene „Stiftung Stift Neuzelle“, Gymnasium und Museum. – Das vor
dem Kloster gelegene Dorf Schlaben 1928 mit dem Stiftsbezirk zum Ort
Neuzelle vereinigt.
Ehem. Stiftshof (Stiftsplatz). Westl. und südl. der Klosterkirche, weiträumig
angelegt 1. H. 18. Jh. Auf der Nordseite begrenzt durch das am Westflügel
der Klausur anschließende ehem. Amtshaus von 1736, sowie das um 1745
angebaute ehem. Gästehaus („Fürstenflügel“), später unter einem Dach
zusammengefasst. Zweigeschossiger Putzbau, die hofseitig vorgelagerte
Säulenkolonnade toskanischer Ordnung auf der westl. Hofseite
weitergeführt, sog. Galerie; ihre steinerne, vasenbesetzte Brüstung 1774
durch ein schmiedeeisernes Dachgitter ersetzt. In ihrer Mitte das
Klosterportal von 1736, die Außenseite aufwendig gestaltet in den Formen
des böhmischen Barock; über der Einfahrt schwere Kartusche, in einem
Giebelfeld Relief „Christus mit zwei Jüngern auf dem Wege nach Emmaus“,
Hinweis auf das „Emmausmahl“ des Hochaltars. Die rahmenden Portalsäulen
schräggestellt und von lebensgroßen Sandsteinfiguren der Apostel Petrus
und Paulus, sign. von J. Mladek, bekrönt. – Südl. in der Flucht der Galerie
die langgestreckte ehem. Stiftskanzlei, jetzt z.T. ev. Pfarramt. Schlichter
zweigeschossiger Putzbau von 1723 mit Sandsteinportal. – Die Südseite des
Hofs abgeschlossen durch ehem. zweigeschossige Wirtschaftsgebäude
(sog. Kutschstallgebäude), im Kern 17./18.Jh., 1806 umgebaut, seit 2011
Sanierung für künftige Ausstellung der Szenenprospekte. – Südöstl. am
urspr. Klosterzugang das kath. Pfarramt, 1820 durch Umbau
hervorgegangen aus dem ehem. Abteigebäude, das im 18.Jh. als
Sommerabtei diente. Zweigeschossiger Putzbau von zwölf Achsen unter
Walmdach.