Dehio Brandenburg, 2012, S. 846

Palais Ritz-Lichtenau. Westl. des Neuen Gartens errichtet 1796/97 von M.
Ph. Boumann d. J. für den Geheimen Kämmerer Ritz kurz vor der Auflösung
seiner nominellen Ehe mit Wilhelmine Gräfin von Lichtenau, der
einflussreichen Mätresse Friedrich Wilhelms II. Ein Höhepunkt
klassizistischer Architektur in Potsdam, entstanden in enger Verbindung zum
Schloss auf der Pfaueninsel und dem Marmorpalais, deutlich beeinflusst von
der „Landbaukunst“ D. Gillys, verwandt auch C.G. Langhans’ Theater in
Charlottenburg. – Eingeschossiger, kubischer Putzbau von 9:3 Achsen mit
Souterrain und Mansarddach. Fassadenübergreifende horizontale
Gliederung durch kräftige Friese sowie schöne Rosettenleiste unter dem
Kranzgesims. An der Gartenseite breiter übergiebelter Dachausbau, zentral
zweiläufige Freitreppe. Straßenseitig flacher dreiachsiger Risalit mit
Dreiecksgiebel, darin segmentbogiges Relief, nach Entwurf von J.G.
Schadow ausgeführt durch die Gebr. Wohler: Apollo umgeben von Nike,
Herkules, Ceres, Poseidon und Proserpina. – Innen. Ausstattung von hoher
Qualität wohl nach Entwürfen von C. G. Langhans (rest. 1964–73).
Hauptraum der die ganze Gebäudetiefe einnehmende Fest- und Speisesaal,
ausgeführt von C.W. Rosenberg; klar gegliederte, reiche Wand- und
Deckendekorationen ähnlich dem Marmorpalais: in den Wandfeldern
Ansichten der Pfaueninsel von B. Verona (die Ansicht der Gotischen
Bibliothek im Neuen Garten 1973 ergänzt), Supraporten mit bacchantischen
Szenen, in Wandnischen Stuckkopien von zwei hellenistischen Figuren der
sog. Familie des Lycomedes in der ergänzten Fassung von L.S. Adam bzw.
Chr.D. Rauch, nach den ehem. im Antikentempel im Rehgarten von
Sanssouci befindlichen Originalen. Daneben Ovales Kabinett mit vier
diagonal angeordneten Rundbogennischen; als Supraporten kleine
Opferszenen in der Art von Chr. B. Rode. Zur Straßenseite kostbar getäfeltes
Rosenholzzimmer mit geschnitztem Ornament, u.a. Supraporten von J.Chr.
Angermann, nach Entwurf von Langhans in der Art zeitgenössischer
Wedgewood-Keramik.