Dehio Brandenburg, 2012, S. 929 ff.

Ehem. Klosterkirche Heiligkreuz, heute ev. Nikolaikirche (Nikolaikirchplatz).
Dreischiffige, sechsjochige Backsteinhalle mit einschiffigem Chor von einem
Joch und 5/8-Polygonalschluss. Nach erneuerten Inschriften im Chor ab
1275 mit dem Chor, den drei östl. Langhausjochen sowie dem Ostflügel der
Klausur beg., 1343 geweiht; trotz zweier Baunähte im ersten und dritten
Nordjoch von Westen in bis auf Details einheitlichen Formen errichtet.
Ähnlichkeiten mit der Klosterkirche von Chorin (Chorfensterform und -
maßwerk, Giebelrahmen mit Blattrankenfries) und der Dominikanerkirche in
Brandenburg (glatte Fenstergewände, Achteckpfeiler). Restaurierungen
1874–76, 1961, 1988 und 1997–2000.
Außenbau. Die Wände durch hohe drei-, am Polygon zweibahnige Fenster
und kräftig vortretende Strebepfeiler gegliedert; über diesen eine schmale
fialenartige Wandvorlage bis unter das Traufgesims aus Kehle zwischen
Rundstäben fortgeführt. Das Fenstermaßwerk aus Drei- und Vierpässen, die
Fenstergewände glatt. An der östl. Langhausgiebelwand über dem Chordach
ansteigende, verputzte Lanzettblenden. In der schlichten Westfront
zweibahnige seitliche Fenster und dreibahniges Mittelfenster mit profiliertem
Gewände, im Giebel breite Spitzbogenblenden. Wanderneuerungen auf
Höhe des vermauerten Unterteils des Mittelfensters und in regelmäßigen
Abständen zu Seiten des einfachen, im 19.Jh. erneuerten Portals deuten auf
die ehem. Existenz einer Vorhalle von Fassadenbreite hin. Als Schauseite
die zur Stadt gewandte Nordseite wohl in 2.H.14.Jh. mit breitem,
wimpergartig gerahmtem Spitzbogenportal im zweiten Joch von Westen
gestaltet. Das profilierte Portalgewände mit blattwerkverziertem Kapitellband
zwischen die Strebepfeiler eingespannt, der Wimperg mit aufgelegtem
Blattrankenfries, die verputzte Wandfläche darüber durch Spitzbogen-
blenden gegliedert; die Portalfüllung mit zwei Spitzbogenöffnungen und
Kreisfenster mit Vierpass 19.Jh.
Innen. Das Langhaus von Achteckpfeilern in drei gleich hohe, kreuz-
rippengewölbte Schiffe unterteilt; die glatten Scheidbögen von schmalen
Schildbogenstäben begleitet. An den Seitenschiffswänden und im Chor
Halbrunddienste auf Konsolen. Die Einzelformen schlicht und einheitlich, nur
der Chor durch Schmuck ausgezeichnet: Die Konsolen mit Blattwerk, in der
Südwand profilierte Zelebrantennische mit Füllung aus drei gestaffelten
Spitzbögen auf kräftigen Rundstäben. In der nachträglich angefügten
Sakristei an der Chorsüdseite vier Kreuzrippengewölbe auf mittlerer
Rundstütze. 1994 geborgene mittelalterliche Fensterbruchstücke belegen
urspr. Farbigkeit der Fenster. Im Westjoch neugotische Orgelempore mit
polygonal vorgezogenem Mittelteil.
Ausstattung. Prachtvoller hölzerner Altaraufsatz mit vielfigurigen
Reliefszenen, dat. 1609, 1873 rest., 1995 gereinigt. Hoher dreigeschossiger
Aufbau, im Hauptfeld in kleeblattbogiger Nische Relief einer vielfigurigen
Kreuzigung, seitlich säulenflankierte Reliefs der Geburt und Taufe Christi,
darüber Schnitzfiguren von Petrus und Paulus; auf dem Kleeblattbogen die
Evangelisten Johannes und Matthäus. Der reich ornamentierte Unterbau mit
Abendmahlsrelief in architektonischer Rahmung, darauf Figuren der
Evangelisten Lukas und Markus. Im mehrgeschossigen Abschluss
Auferstehung und Himmelfahrt. Bronzefünte in Kelchform (aus der
Marienkirche), um 1400, der gekehlte Fuß auf drei stilisierten Tieren (Löwe,
Hund, Affe) ruhend, die Kuppa von drei auf dem unteren Rand des Fußes
stehenden Männerfiguren getragen. An der Kuppa unter kielbogiger Arkatur
Flachreliefs der Deesis und der zwölf Apostel. Kleines Votivgemälde mit
Kreuzigungsdarstellung vor der Silhouette Prenzlaus, vor 1776.
Pastorenbildnis von 1767. An der Chornordwand steinerner Epitaph für
Dorothea Appelgards († 1616), von Voluten und Fruchtdekor bekrönt. Am
Ostende des Südseitenschiffs Grabstein mit Inschrift und Putten für Gotthold
Struve (†1759) und Frau. Doppelgrabstein für Pastor Gottlieb Benjamin Flist
(† 1801) und Frau. Am Ostende des Nordseitenschiffs neugotisches
Marmorgrabmal für Ernst Julius Carl Schrötter († 1849) mit zwei
allegorischen Figuren mit Waffen und Schilden vor seitlichen Pfeilern, die ein
Inschriftfeld mit Maßwerkabschluss rahmen.