Dehio Brandenburg, 2012, S. 940 ff.

Spätgotische dreischiffige Hallenkirche, die einzige der Prignitz mit
Hallenumgangschor. Teile der Langhausmauern und der querrechteckige
Westturm mit dreifach gestuftem, breitem Westportal und großem
Rundfenster gehören dem frühgotischen Gründungsbau an. Der hohe und
reich gegliederte Turmaufbau mit Spitzhelm entstand 1880/82 nach Plänen
von F. Adler in neugotischen Backsteinformen.
Die komplexe Baugeschichte der mittelalterlichen Kirche noch nicht
vollständig geklärt. Um M.13.Jh. als vermutlich basilikaler und kreuzförmiger
Feldsteinbau mit querrechteckigem Westturm angelegt. Die Spuren einer
evtl. um 1300 erfolgten Umplanung noch ablesbar: Verbreiterung des
Langhauses bis zu den Stirnwänden des Querschiffs unter Verwendung des
Feldsteinmaterials des Gründungsbaus. Die niedrige Scheitelhöhe der noch
erkennbaren Fenster dieser Phase lässt auf ein Festhalten an basilikaler
Struktur schließen. Ab 1425 Errichtung des Umgangschors und Umwandlung
zur bestehenden Hallenkirche durch Aufstockung der Langhauswände in
Backstein, Einfügung der nach innen gezogenen Strebepfeiler. Chorweihe
1441, Wölbung des Chors inschriftlich 1451 vollendet, die des Langhauses
wohl etwas jünger. Zweigeschossige Kapelle an der Südseite des
Langhauses gegen A.16.Jh. – Innen rest. 1880–82 und 1960.
Der Hallenumgangschor aus eineinhalb Jochen mit fünfseitigem Schluss
(innen dreiseitig) zeigt symmetrische Nebenkapellen wie in Rathenow und
Wusterhausen. Die Ecken des Chorhaupts mit Strebepfeilern besetzt. Am
Langchor symmetrisch angeordnete, doppelgeschossige Nebenkapellen, die
südl. mit reicher Blendengliederung. Die weitgehend ungegliederten
Backsteinwände des Langhauses dominiert von den monumentalen
spätgotischen drei- und vierteiligen Lanzetten. Die unteren Wandschichten in
Feldsteinmauerwerk zeigen die Spuren der älteren Bauphasen: im östl.
Langhausjoch, dem Ort des frühgotischen Querschiffs, auf der Nordseite ein
Feldsteinportal und tiefsitzende, schmale Spitzbogenlanzetten mit
Feldsteinlaibung (jeweils zugesetzt). Daneben größere, ebenfalls zugesetzte
Fenster mit Backsteinlaibungen der 2. Bauphase, auch nach Westen
gerichtet. Im Zusammenhang mit der Errichtung der Südkapelle E. 15. Jh. in
das östl. angrenzende Langhausjoch ein reich profiliertes Backsteinportal
und darüber ein sehr großes Fenster eingebrochen. – Die zweigeschossige
Südkapelle mit turmartigen, spitz endenden polygonalen Eckpfeilern und
strenger Blendengliederung des Giebels erinnern an den Pritzwalk, St.
Marien und Nikolai Chorgiebel in Wittstock. Im Obergeschoss der Südwand
ornamentierte Blendnischen und eingemauerte Kopfkonsolen.
Innen. Der weite Kirchenraum durch die schlanken, ungegliederten
Rundpfeiler und die stark gebusten Gewölbe bestimmt. Im Mittelschiff des
Langhauses Sterngewölbe, die Rippen meist mit Birnstabprofil, die Gurte den
Rippen angeglichen. Die Gewölbe im Chor teils kreuzförmig, teils fünfstrahlig.
An den inneren Chorwänden flache Blenden zwischen Eckvorlagen mit
Runddiensten. Die Chorkapellen im Obergeschoss zum Kirchenraum hin
offen, als Sängerempore oder Patrizierloge nutzbar. Damit zugleich eine
Weitung des Raums erzielt. Zwischen Turm und Langhaus frühgotisches
Stufenportal mit eingestellten Rundstäben (um 1300?), die Westseite von
dem urspr. wohl offenen Spitzbogen des 13. Jh. umschlossen. Der
Turmraum des 13.Jh. im 15.Jh. sterngewölbt. In der Südkapelle (Taufkapelle
und Winterkirche) tief ansetzendes Sterngewölbe mit großem Schlussring.
Als Gewölbekonsolen glasierte Teufelsmasken (Alt Krüssow, Nordkapelle).
Die Wölbung des Obergeschosses nicht ausgeführt. 1880/82 weiß getüncht
und im Obergeschoss historistisch ausgestaltet.
Gleichzeitig neugotische Ausstattung, 1960 erheblich reduziert. Erhalten
Taufstein, Kanzel und Empore, der ehem. Hauptaltar mit großem Gemälde
der Taufe Christi in neugotischem Rahmen jetzt an der Südwand des
Chorumgangs. Schnitzaltar aus der ehem. Wallfahrtskirche Alt Krüssow, um
1470/80, Linde, zweigeschossig mit vielfigurigen Szenen unter Friesen aus
durchbrochenem Rankenwerk. Im Mittelschrein unten die Heilige Sippe
zwischen den Hll. Georg und Christophorus, darüber die Marienkrönung
zwischen Andreas und Johannes d.T. In den Flügeln je zwei Szenen aus
dem Leben der hl. Anna und der Maria: oben die ikonographisch seltene
Darstellung der Anna selbviert mit hl. Emerentia sowie Tod der hl. Anna,
unten Verlobung Mariä sowie eine ungewöhnliche weitere Sippendarstellung.
Zwei qualitätvolle Gemälde: Ruhe auf der Flucht in Landschaft, um 1700, und
Heilige Familie, italianisierend, A.18.Jh. Altargarnitur Berliner Eisenkunstguss
nach Entwurf von Schinkel. – An der Südseite des Chors zwei verwitterte
Grabsteine, M.18.Jh.