Dehio Brandenburg, 2012, S. 991 f.

Saalbau aus Feldstein mit Backsteinkanten, A.16.Jh., der westl. freistehende
verbretterte Glockenturm von 1684. Auf der Südseite das durch die spätere
Vorhalle verdeckte Portal und ein breitrundbogiges Fenster mit gestuftem
Backsteingewände unverändert erhalten, die übrigen Fenster 1710 korbbogig
vergrößert (Inschrift innen über einem der Nordfenster). Steiler Ostgiebel in
Backstein mit zweizoniger Blendengliederung, sein oberer Abschluss und die
fialartigen Aufsätze z.T. erneuert. – Innen flachgedeckt; großflächig
anspruchsvolle Wandmalereien (Erstausmalung, um 1520/30) in mäßigem
Zustand; rest. 1961–64. Auf der Ostwand zentral große Kreuzigung, darunter
Kreuzannagelung, -aufrichtung und -abnahme, Vesperbild, Grablege. Rechts
oben Schutzmantelmadonna. Die Längswände in drei horizontale Zonen
gegliedert, die mittlere aus biblischen Szenen komponiert, Passion und
Verherrlichung Christi gegenübergestellt. Auf der Nordwand zu erkennen
Jesus vor Pilatus und vor Herodes, Geißelung und Schmerzensmann; nahe
der Ostwand, die Szenenfolge durchbrechend, Verrat und Selbstmord des
Judas; zugeordnet auf der Südwand Höllenfahrt und Auferstehung Christi. Es
folgen dort die drei Frauen am Grabe, Himmelfahrt Christi, Marienkrönung
und Jüngstes Gericht, darunter Höllendarstellung mit Teufeln. Die Zonen
ober- und unterhalb der gerahmten Bildfolgen mit reichem Rankendekor, in
der oberen zusätzlich Einzelfiguren: auf der Nordwand (Frauenseite)
weibliche Heilige sowie Madonna im Strahlenkranz und Himmelfahrt der
Maria Magdalena, auf der Südseite Apostel und männliche Heilige.
Vor der Westwand mächtiges Altarretabel aus regionalem Eichenholz, nach
dendrochronologischer Untersuchung zwischen 1310 und 1320 entstanden,
kölnisch geprägt; eines der bedeutendsten im Lande. Wahrscheinlich ehem.
Hauptaltar des Havelberger Doms, seit 1607 in Rossow. Rest. und ergänzt
1961–64, dabei auch die urspr. Fassung weitgehend freigelegt. – Im Mittelteil
des zweizonig gegliederten Schreins oben Marienkrönung mit den Sitzfiguren
von Christus und Maria, zu ihren Füßen seitlich die Sitzlöwen des
salomonischen Throns, über ihnen Engel und Cherubim. Im unteren Feld
Kreuzigungsgruppe vor Goldgrund, mit den Halbfiguren der Propheten
Jesaias und Jeremias in den oberen Ecken. Der Mittelteil eingefasst von
ebenfalls in zwei Registern angeordneten Schnitzfiguren der zwölf Apostel,
Spruchbänder mit dem Credo haltend, unter Spitzbogenarkaden, die im
oberen Register durch krabbenbesetzte Wimperge und Maßwerk
geschmückt sind. Der breite Rahmen aus ornamentiertem vergoldeten Zinn
mit eingelassenen Glasflüssen vielfach ergänzt. Die architektonische
Gliederung des Mittelschreins setzt sich auf den Innenseiten der Flügel in
vorzüglicher, feinlinig lasierender Malerei fort, jeweils acht Heilige in zwei
Reihen übereinander (nur in Fragmenten erhalten). Die dem böhmischen
Kunstkreis nahestehende Bemalung der Flügelaußenseiten um 1400
erneuert: acht Szenen aus dem Leben Christi; eine ähnliche Hand auch in
der Glasmalerei des magdeburgisch-altmärkischen Raums nachzuweisen.