Dehio Brandenburg, 2012, S. 1023 f.

Ev. Dorfkirche. Mutterkirche der formal verwandten Dorfkirche in Lindena.
Backsteinbau mit eingezogenem quadratischen Chor und Halbkreisapsis,
das Chorgewölbe aus der Erbauungszeit, Langhausdachwerk 1253(d), der
schiffsbreite Westturm nach M.13.Jh. nachträglich angefügt. 1234 im Besitz
des Klosters Dobrilugk (s. Doberlug-Kirchhain); dessen Einfluss in der
Materialwahl wie in vielen Details sichtbar, so auch in der urspr. Gliederung
der später durch den Turm verdeckten Schiffswestwand: über dem
rundbogigen Portal ehem. große Spitzbogenblende mit Deutschem Band und
Begleitschicht. Das Turmoberteil mit Fialgiebeln erst 15. Jh., ebenso die
tonnengewölbte Sakristei nördl. des Chors. Einwölbung des Langhauses
sowie dazugehörige Strebepfeiler wohl erst A.16.Jh. Auf dem Turm
quadratischer Dachreiter von 1848. Die Kirche 1906 durchgreifend rest.,
dabei die Portalvorhallen im Westen und auf der Südseite des Chors
angebaut. Die urspr. Lanzettfenster später korbbogig erweitert bis auf drei
schmale rundbogige Apsisfenster; darüber, unter dem Traufgesims,
Spitzbogenfries. Rundbogiges Chorsüdportal (innerhalb der Vorhalle) mit
gestufter Laibung und mittelalterlichen Beschlagresten am Türblatt, die
übrigen Portale stichbogig, wohl 16.Jh.
Innen. 1906 neu gestaltet und vollständig ausgemalt, rest. 1984. Triumph-
und Apsisbogen breitspitzbogig, alle Raumteile gewölbt: Die Apiskalotte und
das Kreuzrippengewölbe im Chor stammen aus der Bauzeit, Rippen aus
Doppelwulst mit mittlerem Dreieckstab wie in der Apsis der Klosterkirche zu •
Doberlug. Im Schiff gratige Sterngewölbe, wohl A.16.Jh., ebenso die
Kreuzgratgewölbe der Turmhalle.Über dem Schiffsgewölbe auf der Ostwand
Reste figürlicher Wandmalereien (sitzende Heilige, Apostel? unter
Palmettenfries) einer Innenraumfassung E.13./A.14.Jh. Dreiseitige Emporen
auf Balusterpfosten, 1710–15 von A. Jäger, Doberlug, die nördl. in den Chor
hinein verlängert. – Guter Schnitzaltar, dat. 1513. In der Predella Nische mit
Figurengruppe des hl. Martin zu Pferde mit Bettler. Im Mittelschrein Madonna
zwischen Petrus und Paulus, in den Flügeln je zwei Heilige paarweise
übereinander, auf den Rückseiten gemalt die Verkündigung. Im zierlichen
Gesprenge drei Freifiguren, in der Mitte Hieronymus, die Figuren daneben
durch offenbar falsch ergänzte Attribute nachträglich als Petrus und Paulus
ausgewiesen. Prächtige, durch Mauertreppe zugängliche Sandsteinkanzel,
inschriftlich 1655, von A. Schultze aus Torgau, bedeutendes Werk des
späten Manierismus. Fünfseitiger Korb auf Balusterfuß, an seiner Brüstung
bewegte Reliefs von Christus und den vier Evangelisten in
Rundbogennischen. Seitlich der Kanzelrückwand ovale Reliefs mit
Auferstehung und Jüngstem Gericht, gerahmt von Knorpelwerk und
Ohrmuscheldekor. Auf dem hölzernen Schalldeckel Posaunenengel.
Sakramentsnische dat. 1742, mit ornamental bemalter Tür. Spätgotisches
Sakramentshaus, Holz, kastenförmig auf leicht gedrehtem Fuß, geschnitzt
und gefasst. Pfarrstuhl 18.Jh. Ausdrucksstarker Triumphkruzifixus M.14.Jh.
Schwebender Taufengel mit Krone, A.18.Jh., wie die Emporen wohl von A.
Jäger, rest. 1994. Einbaumtruhe, um 1220(d). An der südl. Außenwand
Grabstein Abraham Sieber (†1654) mit Ohrmuschel- und
Knorpelwerkrahmung, evtl. ebenfalls von A. Schultze.