Dehio Brandenburg, 2012, S. 1109 ff.

Ehem. St. Marien. Einschiffiger, fünfjochiger und gerade geschlossener
Backsteinbau des 15. Jh., im Grundriss kreuzförmig durch turmbekrönte, zum
Schiff geöffnete Annexe am zweiten Joch von Westen. Die ungewöhnliche
Größe und die anspruchsvolle Bauform mit einer – durch Quellen allerdings
nicht belegten – Funktion als Wallfahrtskirche zu erklären; eine am
Westgiebel angebrachte Außenkanzel als Reliquienbühne gedeutet. – A. 15.
Jh. beg. mit den beiden westl. Jochen einschließlich der längsoblongen
Kreuzarme (Dachwerk 1416/17d), die drei östl. Joche nach M.15.Jh.
angefügt (Dachwerk 1462/64 d) und wohl die Türme bis zur Firsthöhe des
Schiffsdachs fortgeführt. Abschließend Einwölbung der gesamten Kirche. Die
am Nordarm östl. anschließende Sakristei E. 15. Jh. Die Türme 1724 erhöht
und mit Zwiebelhauben geschlossen (erneuert 1802/03 und 1932). A. 19. Jh.
vermutlich auch das Maßwerk der Schiffsfenster entfernt und die Ostwand
durch Strebepfeiler gestützt. – Rest. 1969–71, u.a. Entfernung der barocken
Emporen und der Orgel, und zuletzt 1990–93.
Die Schiffswände schmucklos bis auf den unterhalb der Dachtraufe
umlaufenden Putzfries (urspr. mit Ritzmuster). Die schmalen
Spitzbogenfenster glatt eingeschnitten, nur die im östl. Joch mit Rundstäben
profiliert. Der Ostgiebel mit Zwillingsblenden und Rosetten reich geschmückt,
Ecken und Spitze des Giebeldreiecks zinnenartig erhöht. Spitzbogige Portale
auf Nord- bzw. Südseite der Turmunterbauten, das Ostportal des Südturms
von 1660. Am mittleren Turmgeschoss hohe Blenden mit gepaarten Fenstern
und Kreisblende. In der Ecke zwischen Nordturm und Westjoch ein
Treppenturm, seine Spindel größtenteils in den Vierungspfeiler eingelassen.
Hier Zugang zu der in Dachgesimshöhe angebrachten, die Westfassade
dominierenden Außenkanzel mit dreiseitig vorspringender Brüstung, der
stützende Strebepfeiler mit abgetreppten, schräg geführten Segmentbögen.
Das jüngere rundbogige Westportal südl. zur Seite gerückt, heute vermauert.
Innen. Rippenwölbung mit Birnstab und kleinen Schlusssteinen, in den vier
östl. Jochen queroblonge Kreuzgewölbe, im Westjoch fünfteiliges Gewölbe.
Dort Eckdienste, die Rippen sonst ohne Konsolen auf die nach innen
gezogenen Strebepfeiler gelegt. Der südl. ebenfalls rippengewölbte
Kreuzarm durch Spitzbogenarkade fast raumhoch zum Schiff geöffnet. Wohl
Reliquienkasten mit spätgotischen Türbeschlägen, daneben
spätmittelalterlicher vergitterter Wandschrank. Der nördl. Kreuzarm niedriger
eingewölbt, urspr. Vorhalle. – Wandmalereien: in westl. Jochen böhmisch
beeinflusst, um 1420; an der Südwand Fragmente u.a. mit seltener
Darstellung einer Hostienmühle (antihussitisches Bildthema); in der Laibung
des Vierungsbogens Kreuzigung und Vertreibung aus dem Paradies in zwei
Registern ebenso wie am Südgiebel des südl. Kreuzarms Legende der hl.
Katharina mit abschließender Akanthusranke. – Kanzelaltar von 1715, rest.
1972, der geschweifte Kanzelkorb zwischen gedrehten Säulen und
Akanthuswangen, über dem Schalldeckel gesprengter Giebel mit
triumphierendem Christus, flankiert von Posaunenengeln und Putten mit
Leidenswerkzeugen. Große spätromanische Sandsteintaufe in gedrungener
Kelchform mit Palmettenfries. An der Westwand Epitaph für Pfarrer Ernst
Friedrich Wetzel († 1789) mit frühklassizistischem Dekor.