Dehio Brandenburg, 2012, S. 1112 f.

Gegr. vor 1217, Hauptpfarrkirche der Stadt. – Große kreuzförmige und urspr.
turmlose Pfeilerbasilika mit leicht gestrecktem, apsidial geschlossenem Chor
und zwei nebenchorartigen Kapellen; in Anlage, Ausführung und vielen
Details zisterziensischen Klosterkirchen verwandt, augenfällig die Einflüsse
von Kloster Zinna und Lehnin. Beg. vermutlich um 1220 an den Ostteilen als
ungewölbter Feldsteinbau. Beim östl. Langhausjoch Übergang zur
Backsteintechnik. Vollendung und einheitliche Rippenwölbung in einem
zweiten, sich bis um/nach M.13.Jh. hinziehenden Bauabschnitt. Der schwere
quadratische Westturm erst seit 1452 hinzugefügt, A.16.Jh. abgeschlossen
durch vier Ziergiebel mit kielbogigem Maßwerk. 1959–65 umfassende Rest.
unter Rückführung auf die mittelalterlichen Formen (Fenster).
Die sorgfältige Feldsteinquadertechnik der Ostteile wohl von Kloster Zinna
vermittelt. Die Apsis ungegliedert bis auf zwei Reihen fünf schlanker
Rundbogenfenster und abschließendem Rundbogenfries nach dem Vorbild
von Lehnin. Die südl. Chorkapelle mehrfach verändert, ihre Apsis 1720
zusammen mit der Nordkapelle abgebrochen; diese 1992–95 unter
Einbeziehung von älteren Resten erneuert. In den Querhausfronten jeweils
große, dreifach gestufte, spitzbogige Feldsteinportale (das nördl. zugesetzt)
sowie Blendgliederung. Die Giebel aus Backstein mit Maßwerkblende und
ansteigender Rundbogenarkatur; hier und in der schmucklosen, sorgfältigen
Backsteinarchitektur des Langhauses das Vorbild der mittleren Bauphase in
Lehnin deutlich: glatt eingeschnittene, im Obergaden paarig
zusammengezogene Spitzbogenfenster (in den Seitenschiffen später
verkürzt), abschließende Bogen und Dreiecksfriese. Das urspr. Hauptportal
in der Westwand jetzt vom Turm verdeckt. Großes Backsteinportal mit
reichem Wulst-Kehle-Profil, von den eingestellten Säulchen nur die Kapitelle
erhalten.
Der Innenraum 1959–65 auf den mittelalterlichen Zustand rückgeführt, dabei
die Holzeinbauten des 18. und 19. Jh. entfernt, die Wand- und
Pfeilervorlagen z.T. ergänzt. Der Raum geprägt durch den Kontrast zwischen
den weitgehend ungegliederten Wandflächen der nüchternen Ostteile und
dem plastischen Gliederungssystem des etwas gedrückt wirkenden
Langhauses. Die Ostteile ungewölbt angelegt. Die Vierung durch gedrückte
Spitzbögen auf Rechteckvorlagen von den Kreuzarmen geschieden, diese
nach der Anordnung der Fenster vielleicht von Anfang an kreuzgratgewölbt
geplant. Der runde östl. Vierungsbogen und der gedrückt spitzbogige zum
Langhaus erst der zweiten Bauphase (mit Rippenwölbung) zuzurechnen und
auf Konsolen aufruhend, wie auch die Gewölberippen (einheitlich gebildet als
Doppelwulst mit eingebettetem kantigen Stab, Lehnin). Die Chorkapellen
urspr. zu den Kreuzarmen durch große Spitzbögen geöffnet und in zwei
Jochen tonnengewölbt (in der Südkapelle erhalten). Im nördl. Kreuzarm
spätgotische steinerne Empore, darunter Sakristei mit drei
kreuzrippengewölbten Jochen. Langhaus im gebundenen System,
dreijochiges kreuzrippengewölbtes Mittelschiff, begleitet von Seitenschiffen
halber Breite; dort in den östl. Jochen Gratgewölbe, sonst schwere
Bandrippen. Die starken Pfeiler mit rechteckigen Gurtvorlagen und
eingestellten Runddiensten als Träger der wie im Chor gebildeten Rippen.
Die Obergadenfenster paarweise angeordnet. – Die mittelalterliche
Raumfassung 1959/65 nach Befund erneuert: Die Ostteile weiß getüncht, die
Langhauswände steinsichtig rot mit weißem Fugenstrich. Die Rippen der
Hochgewölbe farbig gebändert, im südl. Seitenschiff geometrisch gemustert,
im nördl. marmoriert.
Ausstattung. Steiler hölzerner Altaraufsatz, um 1730/40, von guter Qualität;
Säulenaufbau mit seitlichen Blütengehängen, dazwischen geschnitzter
Kruzifixus vor gemalter Golgathalandschaft, seitlich die Freifiguren von
Moses und Johannes d.T. Sehr reich der plastische Schmuck im Aufsatz:
Eherne Schlange zwischen Putten mit den Leidenswerkzeugen, darüber
Gottvater mit Trinitätsglorie und Posaunenengeln. Ähnlich die Kanzel, 1737
von F. Ziegler, Holz, der Korb mit geschweifter Brüstung und
Verkündigungsgemälde, auf dem schweren Schalldeckel Putten; Kanzelfuß
und Aufgang erneuert. Auf hoher Westempore Orgel, 1740/42 von J.
Wagner, der Prospekt mit Akanthuswangen und Wappen. Mehrere
Inschriftgrabsteine: für Angehörige der Familie Köppen, 1588, mit Wappen
und Rollwerkrahmung; ähnlich der für Elisabeth Griben († 1611); für Jakob
Zwicklow († 1693) mit Blattranken; für Johann Neuendorf († 1707) und
Ehefrau Maria Magdalena († 1690).